Greta Lauk, Lennart Jensen, Emily Pogson und Sandra Schumann
12/2023 - 10/2024
Greta Lauk, Lennart Jensen, Emily Pogson und Sandra Schumann
Christina arbeitet seit zehn Jahren an inklusiven Kinderbüchern, die sowohl für sehende als auch für seheingeschränkte und blinde Kinder spannend sind. Zudem gibt sie Workshops, in denen sie mit den taktilen Kinderbüchern arbeitet, um die Interaktion zwischen sehenden und seheingeschränkten Kindern zu fördern. Für diese Workshops benötigt Christina eine Vielzahl von Materialien.
Im Dezember 2023 kam Christina mit dem Wunsch auf uns zu, eine Art "Koffer" zu entwickeln, in dem sie ihre Kinderbücher, Kuscheltiere und weiteres Material verstauen kann und der zugleich ein professionelles Erscheinungsbild vermittelt. Sie fühlte sich oft unwohl mit ihrer bisherigen Organisation, da die willkürliche Aufbewahrung der Materialien schnell als unprofessionell und "hobbymäßig" wahrgenommen wurde.
Nach dem Kennenlernen und Gesprächen über ihre Wünsche, Vorstellungen und Prioritäten haben wir einen transportablen Bücherkoffer entworfen und gebaut.
Christina war es besonders wichtig, dass der Koffer nicht nur einen fröhlichen und professionellen Eindruck vermittelt, sondern auch leicht zu transportieren ist und ausreichend Platz für verschiedene Kisten bietet, damit sie für unterschiedliche Workshops flexibel das passende Material mitnehmen kann.
Ganz oben im Koffer befindet sich ein Diorama, das als kleine Bühne dient. Christina kann diese Bühne selbst gestalten und an ihre Kinderbücher anpassen, sodass ihre Kuscheltiere ein Zuhause haben und die Kinder damit spielen können.
Wie können wir mehr Raum in einer zu kleinen Wohnung schaffen?
12/2023–02/2024
Besmas kleine Wohnung
Marlen Kaufmann und Irini Schwab
12/2023–02/2024
Marlen Kaufmann und Irini Schwab
Besma ist eine Nachbarin aus dem Viertel und wohnt seit 17 Jahren in ihrer 2-Zimmer-Wohnung. Sie schätzt die zentrale Lage, die Nähe zu ihrer Arbeit und den nachbarschaftlichen Plausch auf der Straße. Sie bedauert es, dass einfache Läden des Alltagsgebrauchs verschwinden und mit ihnen auch ihr so gut bekannte Menschen. Obwohl sie seit vielen Jahren vergeblich nach einer größeren Wohnung sucht, kommt es für sie nicht infrage in den Stadtrand zu ziehen. Auch ihr 14 jähriger Sohn möchte seine Freunde in der Nachbarschaft nicht missen wollen. Ein Zimmer ihrer gemeinsamen Wohnung ist das Teenie-Zimmer des Sohnes. Das zweite Zimmer ist verbunden mit der Küche und ist ihr gemeinsames Ess-und Wohnzimmer. Gleichzeitig ist es Besmas Schlafzimmer und muss auch als ihr einziger Rückzugsbereich dienen. In der wöchentlichen Sprechstunde der Öffentlichen Gestaltungsberatung hat sie sich Unterstützung gewünscht um mehr Rückzugsraum für sich zu schaffen. Das Hauptproblem, welches wir nicht durch Gestaltungsinterventionen lösen können, ist, dass die beiden sich nach einer Wohnung mit einem dritten Zimmer sehnen.
Die knapp 40 Quadratmeter große Wohnung ist zu klein, um sowohl Besmas Bedürfnisse als auch die ihres Kindes nach Privatsphäre und gemeinsamen Aufenthalt zu erfüllen. Bei kurzen gemeinsamen Treffen in ihrer Wohnung ist uns direkt aufgefallen, dass Besma es genießt ihren Raum einzurichten. Das Umräumen und Platz schaffen allerdings ermüdend für sie ist. Gemeinsam haben wir uns überlegt, wie der Raum für sie gemütlicher wirken könnte durch kleinere Eingriffe.
Ein Sessel neben dem Sofa diente lediglich als Ablage tagsüber für ihre Bettdecken. Dafür bauten wir ihr eine schlichte und schmale Holzbox in ihrer Lieblingsfarbe, die neben ihrem Sofa steht und in die sie tagsüber ihre Schlafsachen verstauen kann.
Dieser kleine Eingriff sorgt für mehr Ordnung und einer Trennung zwischen den beiden Funktionen des Raumes. Während wir die Box bauten, wechselte Besma in ihrer Wohnung die schweren Vorhänge gegen Jalousien aus und kaufte sich einen neuen Kleiderschrank. An einem gemeinsamen Aktionstag strichen wir gemeinsam eine Zimmerwand ebenfalls in ihrer Lieblingsfarbe und übergaben ihr ihre neue rollbare Box.
Besma ist weiterhin auf der Suche nach einer größeren Wohnung für sich und ihren Sohn. Es war ein kurzes Projekt mit schönen Gesprächen und über viele Anekdoten aus der Sternschanze der letzten zwei Jahrzehnte.
Suleimans Flucht nach Europa begann 2006 und endete vorerst 2015 in Hamburg. Während dieser Zeit schrieb er zuerst auf Papier, zum Ende auf seinem Handy Tagebuch ähnliche Einträge. Mit diesen Einträgen und dem Wunsch sie zu publizieren kam er in die ÖGB. Er ist nicht nur Schreiber sondern auch ein Aktivist und möchte seine Geschichte veröffentlichen, denn er spricht nicht nur für sich allein. Wir empfinden es als sehr wichtig, möglichst vielen individuellen Schicksalen eine Plattform zu bieten.
In einem langen Gespräch in dem wir alle unsere Fragen zu Suleimans Text klären konnten und viel Textarbeit kamen wir zu einer nachvollziehbaren Route und Geschichte mit einigen Mehrinformationen zu politischen und sozialen Hintergründen, oder zeitlichen Informationen.Wir entschieden uns für ein leichtes Heftformat um niedrigschwellig zu bleiben und unsere erarbeiteten Informationen unterzubringen.
Auszüge aus dem Heft
Im weiteren Verlauf veranstalteten wir eine Lesung mit einem Kochabend, für mehr kulturellen Austausch.
Die Initiative „Wo ist unser Denkmal“ wandte sich an die Gestaltungsberatung, um ihr bestehendes Konzept für das Denkmal für die Opfer von Rassismus und Polizeigewalt auf dem Berliner Oranienplatz beständiger zu gestalten. Das Denkmal stellt die Frage „Wo ist unser Denkmal?“ im öffentlichen Raum. Hierfür wird ein leerer Sockel, der aus dem Zentrum gerückt ist auf eine Grundplatte gestellt, die das Denkmal zum Platz abgrenzt. Ein Metallschild beschreibt vorbeigehenden die Thematik.
Nach der Auseinandersetzung mit der Erinnerungskultur im öffentlichen Raum, nahmen wir ihre Gestaltung als Grundlage für unseren Entwurf auf. Zur Hervorhebung des Denkmals hoben wir die neue, stählerne Grundplatte an einer Seite an, so dass ein Keil entstand. Wir erneuerten den Sockel durch stabilen Stampfbeton und um das Denkmal für die unterschiedlichsten, gedenkenden Gruppen individuell und nutzbar zu gestalten, wurden an den Sockel Leisten für Bilder und Plakate angebracht.
Das Verhältnis der Anordnung der Objekte zueinander blieb in unserem Entwurf bestehen, um die Forderung nach einem Denkmal für Opfer von Rassismus und Polizeigewalt kontinuierlich im Raum abzubilden. So ist es möglich, das Denkmal zu betreten, um die Frage „Wo ist unser Denkmal“ mit einer handelnden Praxis der Erinnerungskultur weiter zustellen.
Da das Kulturzentrum Bürgerhaus in Maiendorf für längere Zeit unter Renoverungsarbeiten steht, wurde ein temporärer zweiter Standort eröffnet. Das B!Mini.
Es befindet sich in einem einstöckigen Gebäude am neu entstandenen Ortskern. An diesem befinden sich verschiedene Einkaufsmöglichkeiten, die um einen Platz angeordnet sind. Früher war in dem Raum ein Kiosk mit Poststation. Direkt um das B!Mini führt ein breiter Fußweg, der in den Platz übergeht. In diese Richtung hat der Raum von zwei Seiten große Schaufenster, die von weitem einsichtig sind.
Johanna und Toni planen dort verschiedenes kulturelles Programm wie Konzerte, Puppentheater und Workshops. Einen Großteil der Zeit nutzen sie das BiMini jedoch für ihre Büroarbeit.
Die beiden haben uns angefragt, ein Konzept für den Raum zu entwickeln. Es sollte gleichzeitig „glitzern“ und auch praktisch für die tägliche Büroarbeit funktionieren.
Sie wollten den Raum auch für intimere Beratungsgespräche nutzen und im Verlauf der Zusammenarbeit wurde immer deutlicher, dass sie eigentlich ein gut funktionierendes geschütztes Büro für die tägliche Arbeit vor Ort brauchen.
Sie hatten teilweise schon Möbel aus den alten Räumlichkeiten und auch selbst viele Ideen, die gut funktionierten.
Deshalb beschlossen wir, das Projekt in zwei Bereiche aufzuteilen. Johanna und Toni übernahmen die Einrichtung und Vorhänge für das Büro und wir konzentrierten uns auf den Veranstaltungsbereich. Wir wollten für sie ein Objekt gestalten, das sie für verschiedene Formate nutzen können. Dabei wollten wir den Innen- sowie den Außenraum mitdenken.
Entstanden ist eine Bühne aus drei Elementen.
Der Mittelteil steht fest auf dem Boden und hat zu den Seiten offene Fächer. Dort können sie Boxen mit Material für Workshops lagern.
Die beiden Seitenteile sind rollbar und passen durch die Eingangstür, so dass sie nach draußen geschoben und dort einzeln oder zusammen als kleine Bühne genutzt werden können.
Jedes Seitenteil hat eine eigene Funktion. In das eine ist eine Treppe eingebaut, die auf die Bühne führt. An dem anderen ist ein Scheinwerfer befestigt. Mit dem Einschalten des Scheinwerfers wird so mit einmal Knopf drücken, der Raum in einen Veranstaltungsort verwandelt.
Instandbesetzen mit der Assemblea Sociale per la Casa
HFBK Hamburg : Megan Auer, Benyamin Bakshi, Gennet Beer, Liza Beutler, Marie-Theres Böhmker, Philipp Cartier, Bela Dizdar, Lotta Gabele, Tina Henkel, Maren Hinze, Lennart Jensen, Marlen Kaufmann, Kayoung Kim, Johannes Kuhn, Anna Manlig, Lara Molenda, Dennis Nedbal, Philip Peters, Irini Schwab, Tatjana Schwab, Anna Ulmer, Thies Warnke; IUAV Venezia: Marta Granzotto, Gaia Nicolini, Martina Sechi, Gaia Nicolini
2023
HFBK Hamburg : Megan Auer, Benyamin Bakshi, Gennet Beer, Liza Beutler, Marie-Theres Böhmker, Philipp Cartier, Bela Dizdar, Lotta Gabele, Tina Henkel, Maren Hinze, Lennart Jensen, Marlen Kaufmann, Kayoung Kim, Johannes Kuhn, Anna Manlig, Lara Molenda, Dennis Nedbal, Philip Peters, Irini Schwab, Tatjana Schwab, Anna Ulmer, Thies Warnke; IUAV Venezia: Marta Granzotto, Gaia Nicolini, Martina Sechi, Gaia Nicolini
Open for Maintenance / Wegen Umbau geöffnet hieß das von der Architekturzeitschrift Arch+ und der Arbeitsgemeinschaft summacumfemmer Büro Juliane Greb entwickelte Ausstellungskonzept des Deutschen Pavillons zur 18. Architekturbiennale (20. Mai - 26. November 2023). Es rückte Pflege, Reparatur und Instandhaltung des architektonischen Bestandes in den Mittelpunkt und verwandelte den Pavillon in ein Modell für eine nachhaltige und soziale Praxis in der Architektur. Die „Instandbesetzung“ des Pavillons erfolgte durch die inklusive Umgestaltung nach Prinzipien der Teilhabe unterschiedlicher gesellschaftlicher Gruppen, etwa die Ausstattung des Eingangs mit einer an die Architektur angepassten Rampe. „Ausstellungsstücke“ waren ausschließlich ausgediente Materialien der letztjährigen Kunst-Biennale, die während der Laufzeit in Projekten wiederverwertet und nach und nach verbraucht wurden. Dazu wurde im Pavillon eine gut ausgestattete Werkstatt eingerichtet. Im Rahmen des Werkstattprogramms Maintenance 1:1 arbeitete das Kurator_innenteam eng mit Initiativen aus Venedig zusammen, die sich mit dem Recht auf Stadt und dem Recht auf Wohnen auseinandersetzen und lud Studierende, Handwerker_innen und Azubis aus ganz Europa ein, sich zu beteiligen.
Im September reiste auch die Öffentliche Gestaltungsberatung (ÖGB) des Studios Experimentelles Design für eine Woche nach Venedig und konnte zusammen mit der Assemblea Sociale per la Casa (ASC), eine aktivistische Initiative, die sich für die Instantbesetzung leerstehender Sozialwohnungen in Venedig engagiert, konkrete Projekte für drei Wohnungen im Cassette-Viertel auf der Giudecca realisieren. Die im Pavillon nach dem Bedarf der Bewohner_innen gebauten Ersatzteile und Möbel – von Fensterläden und Türgriffen über Tische und Küchenmöbeln bis zum Babybett und Bücherregal – fuhren die ÖGB-Studierenden mit dem Boot zur Giudecca, um sie gemeinsam mit den Bewohner_innen einzubauen und weitere Sanierungsmaßnahmen durchzuführen.
Abschließend wurden die privaten Räume im Rahmen eines Nachbarschaftsfestes präsentiert – und so auch im nicht-öffentlichen Raum ein Zeichen gegen die Kommerzialisierung und Touristifizierung der Stadt gesetzt.
Probesitzen am Hansaplatz – Öffentlicher Raum für alle
Irini Schwab, Maren Hinze, Tina Henkel, Anna Ulmer
10/2022 – 06/2023
Irini Schwab, Maren Hinze, Tina Henkel, Anna Ulmer
Die Bänke sind da, die Bank-Community lädt ein! Am Samstag, dem 3. Juni 2023, war es so weit: Die lang ersehnten Bänke sind auf dem Platz angekommen und wurden gemeinsam aufgebaut und ausprobiert.
gemeinsamer Aufbau auf dem Hansaplatz
Die Nachbar_innen rund um den Hansaplatz im Stadtteil St. Georg haben ihre schon lange bestehende Forderung an die Stadt, gemeinsam mit vier Gestalter_innen, nun selbst in die Hand genommen. Sie verbringen mittels selbstgebauter Bänke an sommerlichen Tagen entspannt und kommerzfrei Zeit auf dem sonst weitgehend aufenthaltsfeindlich gestalteten Platz. Damit repräsentieren sie ganz praktisch ihr Bedürfnis nach dauerhaften, fest installierten Sitzmöglichkeiten und einem Hansaplatz, der von allen genutzt werden kann.
Nachdem das erste Probesitzen viel Zuspruch von Seiten der Nachbar_innenschaft erlangt hatte, gab es ein großes Interesse an einer Fortsetzung der Probesitzen-Aktion. Dieses Interesse aufnehmend gründeten wir über die Wintermonate 2023 eine Bank-Community aus Menschen und Institutionen, die sich aktiv an weiteren Probesitzen-Aktionen beteiligen wollen. Diese Bank-Community besteht aus einer Familie, einer Wohngemeinschaft, verschiedenen Nachbar_innen unterschiedlicher Generationen, dem Verein Hinz und Kunzt, der Geschichtswerkstatt St. Georg, der evangelischen Kirchengemeinde St. Georg-Borgfelde und dem Güzel Theater.
Bänke mit verschiedenen Sitzhöhen und integrierter Rutsche für die evangelische Kirchengemeinde St. Georg-Borgfelde
Die Idee der Fortsetzung der Probesitzen-Aktion war, Sitzgelegenheiten für die Nachbar_innenschaft zu gestalten, welche sie regelmäßig auf dem Platz verwenden und ebenfalls bei sich im Wohnraum lagern und nutzen können. Nach einem gemeinsamen Kennenlernen wurden die Teilnehmer_innen der Bank-Community in individuellen Gesprächen sowohl nach ihren Platznutzungsbedürfnissen als auch nach Lagermöglichkeiten innerhalb des Wohnraumes befragt. Anschließend entwickelten wir Sitzmöglichkeiten, die die vielfältigen Bedürfnisse der Nachbarschaft widerspiegeln. Darunter sind Liegestühle, die leicht, gemütlich und einfach zu verstauen sein mussten. Eine kleine, transportable Bühne für das Güzel Theater am Hansaplatz, geeignet für mobiles Improvisationstheater. Eine Sitzgelegenheit, die vielen Kindern Platz und gleichzeitig einen Schatten spendenden Rückzugsort zum Stillen des Babys bietet. Bänke, die auf dem Balkon genutzt werden können und bei Stadtteiltouren zum Einsatz kommen. Bänke, die von der anliegenden Kirche zur Essensausgabe und für Kinder zum Rutschen genutzt werden. Eine Bank für Hinz und Kunzt, die sowohl vor ihrer Geschäftsstelle Platz zum Sitzen bietet als auch perfekt zwischen die mit Anti-Sitz-Kugeln bestückten Poller am Hansaplatz passt. Eine Picknickdecke, die gleichzeitig Mühlespiel ist und dazu Kissen integriert, die aus einem älteren Protest gegen eben jene Poller stammen.
Gesamtansicht der enstandenen Sitzgelegenheiten
Finanziert wurden alle zwölf Sitzmöglichkeiten durch eine solidarische Eigenbeteiligung der einzelnen Bank-Community-Mitglieder und einer Förderung des Norddeutschen Rundfunks in Höhe von 1000 Euro. Die Auftaktveranstaltung für das gemeinsame Probesitzen der Bank-Community fand am Samstag, den 03. Juni, im Rahmen des Hamburger Architektursommers statt. Unter dem Motto „Probesitzen am Hansaplatz – öffentlicher Raum für alle“ wurden Freund_innen, Familie und Bekannte eingeladen. Nachdem die Bänke um 14 Uhr gemeinsam auf dem Hansaplatz aufgebaut waren, wechselte das Tagesprogramm zwischen zahlreichen starken Impulsen von Anwohner_innen und Institutionen zum Aufenthalt am Hansaplatz und Verdrängung im Stadtteil St.Georg und einem kulturellen und musikalischen Programm, organisiert durch das Güzel Theater. Insgesamt beteiligten sich über 50 Menschen an diesem Programm.
Redebeitrag einer Anwohnerin auf der Pollerbank
Kinder zwischen Stillbank und Mühlespiel
Den ganzen Tag über waren die Bänke besetzt und in Gebrauch. Immer wieder fragten uns Menschen, die ganz zufällig auf die Bänke stießen und dadurch ein paar Momente bei uns saßen, weshalb es hier überhaupt an Sitzmöglichkeiten mangelt. Das Probesitzen ist eine Protestaktion, die genau diese Frage provozieren soll und bestehende Forderungen der Nachbar_innenschaft nach diesen Sitzmöglichkeiten praktisch unterstützt.
In den Monaten danach kamen die Bänke der Bank-Community ebenfalls als infrastrukturelle Unterstützung auf einer Kundgebung zum Einsatz und wurden in einem Film von Ulli Gehner dokumentarisch festgehalten.
Was kann eine kleine ländliche Gemeinschaft umsetzen?
April 25 - May 8, 2023
Public Design Support Raman, Turkey
Benyamin Bakhshi, Gennet Beer, Liza Beutler, Phillip Cartier, Bela Dizdar, Jesko Fezer, Lotta Gabele, Tina Henkel, Kayoung Kim, Elisa Kracht, Johannes Kuhn, Johanna Langner, Anna Manlig, Lara Molenda, Dennis Nedbal, Irini Schwab, Thies Warnke, Anna-Lena Wünnecke Jesko Fezer (HFBK Hamburg), Pelin Tan (Fine Arts Academy, Batman University, Turkey), Seçil Uğur Yavuz, Elisabeth Tauber (Free University of Bozen-Bolzano, Faculty of Design and Art/ Faculty of Education, Italien)
April 25 - May 8, 2023
Benyamin Bakhshi, Gennet Beer, Liza Beutler, Phillip Cartier, Bela Dizdar, Jesko Fezer, Lotta Gabele, Tina Henkel, Kayoung Kim, Elisa Kracht, Johannes Kuhn, Johanna Langner, Anna Manlig, Lara Molenda, Dennis Nedbal, Irini Schwab, Thies Warnke, Anna-Lena Wünnecke Jesko Fezer (HFBK Hamburg), Pelin Tan (Fine Arts Academy, Batman University, Turkey), Seçil Uğur Yavuz, Elisabeth Tauber (Free University of Bozen-Bolzano, Faculty of Design and Art/ Faculty of Education, Italien)
Im Rahmen des Projektes Terrestrial Cosmologies arbeiteten Studierende der Öffentlichen Gestaltungsberatung des Studios Experimentelles Design ab Januar 2023 mit Studierenden der Fine Arts Academy Batman, Türkei, und der Free University of Bolzano, Italien zusammen. Nach einer Phase der Forschung und des Austauschs, die online stattfand, trafen sich die Teilnehmer_innen vom 25 April bis 8. Mai 2023 in der Stadt Batman und der angrenzenden Region im Südosten der Türkei. Pelin Tan, Filmprofessorin an der Fine Arts Academy Batman, ist Mitglied des Kollektivs Arazi Assembly, das den südost-türkischen und den iranischen Raum bezüglich migrationspolitischer und ökologischer Fragen erforscht und so Grundwissen über die Region Raman am Fluss Tigris beisteuerte. Das Gebiet mit seiner traditionell multiethnischen, syrischen, arabischen, jesidischen und kurdischen Bevölkerung, in dem seit den 1940er Jahren Öl gefördert wird, ist von Konflikten und Kämpfen mit der türkischen Regierung und globalisierten wirtschaftlichen Interessen geprägt.
Hier setzten die Recherchen der Studierenden aus Hamburg, Batman und Bozen an. Sie gingen eher informell vor, wurden in den kurdischen und jesidischen Dörfern zum Tee und zum Essen eingeladen und führten dabei Gespräche mit lokalen Akteur_innen in den unterschiedlichen ländlichen Lebensgemeinschaften. Dabei erfuhren sie unter anderem, dass große Bauprojekte in der Region fast nie dem Wohl der einzelnen Gemeinschaften dienen, sondern eher deren Anspruch auf Selbstbestimmung, Bildung und kulturelle Identität entgegenstehen. So wurde die Jahrtausende alte kurdische Stadt Hasankeyf, die dem Tigris-Staudamm weichen musste, zwar durch eine Neubausiedlung an anderer Stelle ersetzt aber in zweifelhaftem Baustil und nun unter Kontrolle des türkischen Militärs stehend, das offiziell für die Sicherheit des Staudamms verantwortlich ist. Und das jesidische Dorf Çinêrya, aus dem seit den 1960er Jahren, zunächst auf der Suche nach Arbeit, dann auf der Flucht vor Verfolgung, Bewohner_innen nach Deutschland auswandern, wehrt sich ohne Aussicht auf Erfolg gegen die Errichtung eines Solarkraftwerkes auf dorfeigenem Gelände.
Zum Einsatzort für den praktischen Teil von Public Design Support Raman wurde das kurdische Dorf Zêwe, in dem in der verbliebenen Zeit zwei konkrete Projekte baulich realisiert werden konnten. Zusammen mit den Dorfbewohnerinnen sorgten die Studierenden für die gestalterische Nutzbarmachung und soziale Aktivierung des kleinen Gemeindehauses, das aufgrund des Ausbleibens der versprochenen staatlichen Finanzierung nicht fertiggestellt werden konnte. Und sie konzipierten eine gemeinschaftliche Infrastruktur für den Park von Zêwe, der dadurch als öffentlicher Ort für die Dorfgemeinde beansprucht wurde. Die Herstellung und das Streichen von Tischen, das Mauern von Sitzgelegenheiten im Außenbereich des Gemeindehauses sowie einer permanenten Grillstelle und das Errichten von Gerüsten für Sonnensegel aus ausrangierten Rohren der lokalen Erdölgesellschaft hergestellt - eines wird dann mit unter großer Anteilnahme mit dem Traktor zum Park geschleift – fand alles gemeinsam mit den Dorfbewohner_innen statt.
Im Prozess des Zuhörens, Entwerfens und Bauens entwickelte sich nicht nur eine temporäre Gemeinschaft mit vielen geteilten Aktivitäten, sondern auch ein Erfahrungswissen über die spezifische historische Konfliktlage in Zêwe und deren alltagswirkliche Auswirkungen.
Anna Ulmer, Béla Dizdar, Elisa Kracht, Greta Lola Lauk, Ardennes Fatimah Ornati
11/2022 - 09/2023
Anna Ulmer, Béla Dizdar, Elisa Kracht, Greta Lola Lauk, Ardennes Fatimah Ornati
Auf dem Campus der Universität Hamburg (UHH) fehlen Aufenthaltsorte für die Studierenden. Ein Raum, welcher konsumfrei genutzt werden darf, an dem gemeinsam gearbeitet werden kann. Ein Ort, an dem man sich zurückziehen und entspannen möchte. Möbel, die sich auf die verschiedenen Bedürfnisse der Studierenden anpassen lassen.
Im Herbst 2022 begann eine Kooperation der Universität Hamburg, vertreten durch BEAT! Gesundheitsmanagement mit dem Studio Experimentelles Design um dieses Problem anzugehen. Gefördert wurde dieses Projekt durch den Transferfonds der Universität Hamburg 2022.
Weil ein Objekt allein nicht all diesen Anforderungen gerecht werden kann, entstand im Laufe des Kooperation das Campusmöbel-System. Es orientiert sich an der Idee eines neuneckigen Amphitheaters, welches in Segmente aufgebrochen wird. Die Abschnitte ergeben die Module. Jedes der Module wird anderen Bedürfnissen gerecht und kann sich von den Studierenden angeeignet werden.
Um den Gestaltungsprozess zu öffnen und eine Partizipation der Studierenden zu ermöglichen, haben wir zunächst verschiedene Nutzungsgruppen auf dem Campus identifiziert: Bewegung und Sport, Rückzug, Arbeit und Seminar, Interaktion und Kommunikation sowie Urban Gardening.
Im Rahmen eines Workshops mit diesen Pat*innen konnten wir anhand von Modellen im Maßstab 1:1 aus Konstruktionsvollholz und Sperrholzplatten verschiedene Nutzungsszenarien erproben. Unsere Gestaltungsansätze haben wir mit den Studierenden interaktiv evaluiert und sind auf bisher unberücksichtigte Bedürfnisse und Wünsche eingegangen.
Anschließend haben mit den Workshopergebnissen unsere Entwürfe konkretisiert, ein erstes Ensemble aus fünf Beispielmodulen zusammengestellt und diese in ein endgültiges und langlebiges Material übersetzt. Der Unterbau ist aus Stahl, die Platten sind aus recyceltem Kunststoff. Das Stahlgestell wurde von ATiC interior in Hamburg gefertigt. Die Kunststoffplatten kommen von Plas-Tisch aus Leipzig. Hier werden Kunststoff-Abfälle lokal gesammelt, farblich sortiert und geschreddert. Anschließend kann das Granulat neu verpresst werden.
Nachdem schon ein erster Probeaufbau erfolgt ist, wird das Projekt ab dem kommenden Sommersemester den Studierenden der UHH zugänglich gemacht. Die fünf Module werden verteilt über den Campus zu finden sein. Nach einer weiteren Evaluierung der Ergebnisse können die Campusmöbel je nach Bedarf reproduziert und an weiteren Standorten als Modul-Landschaften zur Verfügung gestellt werden.
Anna-Lena Wünnecke, Greta Lola Lauk, Kim Fleischhauer
12/2020 - 04/2022
Anna-Lena Wünnecke, Greta Lola Lauk, Kim Fleischhauer
Der Färber*innengarten blaumacherei wurde 2020 zum Projekt der Öffentlichen
Gestaltungsberatung und befasst sich mit dem Katjas Garten an der Billwiese.
Katja ist Kunsttherapeutin und arbeitet mit natürlich hergestellten Farben. Ihr Wunsch ist es, das Färben mit natürlichen Farben für ihr Umfeld erfahrbar zu machen.
Es wurde ein Konzept für einen halböffentlichen Garten geschaffen, der Begegnungsort und Arbeitsstätte wird. Hier werden Färberpflanzen angebaut, daraus Farbenextrakte gewonnen und mit diesen gefärbt.
Im Vorfeld entstand ein Plan zur Umstrukturierung des Gartens.
Die Idee für auf- und abbaubare Banner kam auf, die Aufmerksamkeit erregen und über das Projekt informieren sollen. Teil unserer Arbeit war es nun, die Stoffe für die Banner zu wählen und natürlich zu färben – hier mit Kurkuma.
Zudem schrieben wir gemeinsam mit Katja die Texte über ihr Projekt, das Färben und Färberpflanzen. Diese Inhalte brachten wir in ein passendes Layout und arbeiteten mit Siebdruck, um die Texte auf die Banner zu drucken.
Die Banner werden in Gestelle im Garten gehängt und können je nach Bedarf offen / geschlossen auf- oder abgebaut werden. In Zukunft wird Katja in der blaumacherei Workshops und Treffen organisieren und uns nachhaltiges Arbeiten mit Färberpflanzen beibringen.
Wie ermöglichen wir unmittelbare Erfahrungen mit ökologischen Bauen aus 70er Jahren?
07/2022
Ausstellungsgestaltung Uni-Kassel
Thies Warnke, Kayoung Kim, Maren Hinze, Johanna Langner + Seminargruppe an der Uni Kassel
07/2022
Thies Warnke, Kayoung Kim, Maren Hinze, Johanna Langner + Seminargruppe an der Uni Kassel
Im Rahmen eines Seminars an dem Fachgebiet Architekturtheorie der Universität Kassel wurde die Gestaltungsberatung eingeladen, um ein Konzept für die Ausstellungsarchitektur zusammen zu entwickeln. Die Ausstellung ‚3x3 – Ökologisches Bauen seit den 1970er Jahren‘ nimmt drei wichtige Akteure der Frühphase der Gesamthochschule Kassel in den Blick. Im Fokus stehen progressive Ansätze des ökologischen und sozialen Bauens, die vor dem Hintergrund der aktuellen Klimakrise und gesellschaftlichen Spannungen von besonderer Aktualität sind. Diese umfassen Arbeiten von Gernot Minke (Bauen mit Lehm, Bauen mit lebenden Pflanzen, Low-Cost Bauen), Thomas Herzog (Pneumatische Konstruktionen, Solares Bauen, Energieeffizientes Bauen) und Lucius Burckhardt (Planungskritik, Weiterbauen im Bestand, Landschaftstheorie).
Der wichtigste und zentrale Bestandteil des Ausstellungskonzepts war es, über die Seminarinhalte und recherchierte Ergebnisse hinaus die Arbeiten und Projekte der drei Architekten in Kassel unmittelbar für das Publikum erfahrbar zu machen. Um dies zu verwirklichen, planten wir Spaziergänge mit der Forschungsstation ‚traces‘ als Ausgangspunkt und entwarfen eine Karte mit markierten Standorten und Informationen. Außerdem wurden ein Evaluationsbogen und ein Fragenkatalog beigefügt, um Diskussionen und Auseinandersetzungen über das Thema ‚ökologisches Bauen‘ zu ermöglichen.
Flora lebt in einer 30 Quadratmeter Wohnung zwischen St.Pauli und Altona-Nord. In ihrer Wohnung haben sich in den nun mehr als 15 Jahren allerlei Möbel und Dinge des Lebens angesammelt. Der Platz ist knapp, der Dachboden voll. Auch die einzelnen Möbel selbst überzeugen Flora nicht mehr. Ein neues Sofa wäre schön und dass sie das Bücherregal richtig nutzen könnte.
Während wir uns kennenlernen um ein Raumkonzept mit und für Flora zu entwickeln wird klar: es gibt viele potenzielle Baustellen in Küche, Flur sowie Wohnraum und es fällt schwer zu entscheiden womit wir beginnen sollten. Mithilfe kleiner Wohnraumdokumentationen und spekulativ-spielerischer Ansätze verschaffen wir uns ein genaueres Bild von Floras Wünschen und Gewohnheiten.
Kleine behutsame Schritte sollen die Sorgen um die Umgestaltung und Veränderung des Raumes nehmen und die Möglichkeiten einer neuen Raumnutzung materialisieren. Die Idee: mit drei minimal-invasiven temporären Eingriffen 1:1 in die bestehende Raumordnung werden Floras Vorstellungen und Bedürfnisse aufgegriffen. So soll Stauraum unter dem Bett und die Möglichkeit in der kleinen Küche zu sitzen und zu essen entstehen. Zusätzliche Potenziale für Stauflächen im Flur werden sichtbar gemacht um zu einem späteren Zeitpunkt umfassendere Maßnahmen zu erwägen.
Parallel dazu trennt sich Flora von drei Dingen, die wir aus der Wohnung mitnehmen um sie neuen Nutzer*innen zuzuführen. Von den als Erprobungsmitteln entworfenen Elementen verbleibt schließlich eines der drei Objekte dauerhaft in Floras Wohnung und macht einen ersten Unterschied.
Wie können wir etwas lernen, was es noch nicht gibt?
2020-2022
Oder auch die Krise der Demokratie
Veronica Andres, Anna Manlig und Lara Molenda
2020-2022
Veronica Andres, Anna Manlig und Lara Molenda
„Die Krise besteht gerade in der Tatsache, daß das Alte stirbt und das Neue nicht zur Welt kommen kann“
Antoni Gramsci
Für die Aula Wartenau wollten wir Raumelemente nicht auf ihre bloße Funktion reduziert, sondern sie selbst zu AkteurInnen potentieller zukünftiger Nutzungen macht. Die Infrastruktur macht sich also nicht unsichtbar, sie zeigt vielmehr ihr eigenes strukturierendes Handeln und verlangt unterschiedliche Formen der Aneignung: Die Rolle der Aula als Raum der Versammlung und Auseinandersetzung kann in der jeweiligen Aneignung der Raumelemente jeweils neu ausgehandelt werden.
Der Entwurf basiert auf verschiebbaren möbelartigen Objekten, die in vielen verschiedenen Anordnungen zueinander stehen können und immer wieder neuartige Kombinationen ergeben. Durch ihre Form und Symbolik verlangen sie eine Positionierung zu ihnen und den anderen Personen im Raum. Durch die verschiedenen Höhen werden die vertikalen Achsen des Raums betont und binden die Galerie mehr in das Raumgefühl ein. Das Spiel mit der Überspitzung der Raumstruktur regt die Benutzer:innen zu einer Neuaushandlung der Nutzung ein. Dabei spielt der Entwurf bewusst mit widersprüchlichen Referenzen öffentlicher Räume im Hinblick auf deren potentielle Veränderung: von der Lernsituation über den White Cube bis zur klassischen parlamentarischen Ordnung.
Die verschiedenen Elemente werden in Ihrer Funktionalität und Ästhetik so gestaltet, dass sie zu eigenständigen Akteur:innen werden, die einen charakterlichen Ausdruck haben. Anders als scheindemokratische Lounge-Architekturen, stellen sie die Krise der Demokratie eher in den Raum, als ihre Lösung gestalterisch vorwegzunehmen.
Johannes Kuhn, Tatjana Schwab, Kayoung Kim, Jacob Scholz, Jaehwa Baek und Tina Henkel + Q8 + Goldbekhaus
05/2020-01/2022
Johannes Kuhn, Tatjana Schwab, Kayoung Kim, Jacob Scholz, Jaehwa Baek und Tina Henkel + Q8 + Goldbekhaus
QR134 ist ein neuer Raum für Winterhude. 85 qm im Souterrain mit zwei Fenstern zum Vorgarten, einer Fahrradselbsthilfewerkstatt nebenan und einen großen Garten im Hinterhof. Hier kann es stattfinden, das zukünftige. Doch was ist das zukünftige? Das wissen wir noch nicht. Wir wissen nur, dass hier ein Raum entstehen kann, der der Nachbar_innenschaft zu gute kommt. Doch welche Bedürfnisse gibt es in der Nachbar_innenschaft? Und wie können diese räumlich befriedigt werden? Wir möchten uns diesen Fragen im Dialog mit der Nachbar_innenschaft annähern, um herauszufinden welche Funktionen der neue Quartiersraum in Zukunft ausfüllen kann und soll. Dafür werden wir immer wieder Fragen in die Nachbar_innenschaft senden und hoffen auf eine rege Beteiligung und die Nachbar_innenschaft wird eingeladen, zukünftig die Räumlichkeiten mit vielfältigen Ideen für das Quartier zu bespielen.
Wir als erste Nutzer_innen des Raums eröffnen eine Ausstellung mit dem “Kram” der Kirche, womit man den Raum selber gestalten und einrichten kann. Durch die “Kunstausstellung” werden die zukünftigen Nutzer_innen motiviert und die Ausstellung soll mit abstrakten Installationen das Potential und all die Möglichkeiten des Raums zeigen und wachsen lassen. Dazu bieten wir einen online Produktkatalog mit den Möbeln und Ausstattungen an, um zu ermöglichen, dass man selbst einen eigenen Dritten Ort für sich und die Nachbar_innenschaft planen und gestalten kann.
QR134 ist eine Initiative der Kirchengemeinde Winterhude-Uhlenhorst, Q8 und dem Goldbekhaus. Mehr Informationen gibt es unter www.qr134.de. Falls sie sich den Raum anschauen wollen, melden sie sich gern unter folgendem Kontakt: Q8 Büro Elke Steinweg, Email: e.steinweg@q-acht.net / quartiersraum@qr134.de, Telefon: 040/41346611
Wie kann man Menschen eines Stadtviertels vernetzen?
04-05/2022
Das WiQ-Café als Stadtvierteltreffpunkt
Mia Lotta Gabele, Jan Wilbert Juchem, Marieke Schröder, Benjamin Bakhshi, Kayoung Kim, Cathrin Zumhasch, Bela Dizdar
04-05/2022
Mia Lotta Gabele, Jan Wilbert Juchem, Marieke Schröder, Benjamin Bakhshi, Kayoung Kim, Cathrin Zumhasch, Bela Dizdar
Das neue WiQ-Café ist ein einladender, nicht-kommerzieller Ort für Kultur, Begegnungen und Vernetzung im Stadtviertel Winterhude. Das Projekt wird durch das Kulturzentrum Goldbeckhaus, dem Quartier-Projekt Q8 und der evangelischen Kirche unterstützt und genutzt.
Die beteiligten Initiativen arbeitet am Aufbau eines bürgerschaftlichen Netzwerkes, in dem Menschen aus ganz unterschiedlichen Lebenswelten zusammenkommen und sich unterstützen.
Gemeinsam mit den Initiativen haben wir ein großflächiges Sitzmodul entwickelt, das mittig im Raum platziert ist.
Um nachhaltiger zu arbeiten, haben wir vorhandene Stühle und Tische aus dem Bestand der Kirche verwendet. Die Stühle bilden das Grundgerüst des Sitzmoduls und verleihen ihm durch die Lehnen einen individuellen Charakter.
Die offene Gestaltung lädt zum experimentellen Sitzen und Benutzen ein, und ist kommunikationsfördernd. Gleichzeitig gliedert das Sitzmodul den Raum in verschiedene Bereiche. Diese Vielfalt ermöglicht es unterschiedliche Workshop- oder Cafésituationen zu schaffen.
Was passiert wenn Wohnzimmer, Arbeitsplatz und Balkon im öffentlichen Raum stehen?
01/2022 – 07/2022
Hansaplatz Probestizen
Anna Ulmer, Irini Schwab, Maren Hinze, Tatjana Schwab, Tina Henkel
01/2022 – 07/2022
Anna Ulmer, Irini Schwab, Maren Hinze, Tatjana Schwab, Tina Henkel
Gemeinsam organisiert mit dem Runden Bürger*innen Tisch Hansaplatz fand am Wochenende des 29.-31. Juli das Probesitzen am Hansaplatz statt.
Dieser Zusammenschluss aus Anwohner*innen, Initiativen und Ladenbesitzer*innen setzt sich seit Jahren für langfristig von der Stadt installierte kostenlose Sitzmöglichkeiten und gegen repressive Maßnahmen auf dem Hansaplatz ein.
Wieviel Individualbedürfnis kann im öffentlichen Raum berücksichtigt werden? Und kann Gestaltung zu einem guten Mit- und Nebeneinander, zu einem Raum für alle am Hansaplatz beitragen?
Diese Leitfragen, waren der Ausgangspunkt für einen Workshop mit drei TeilnehmerInnen des Runden BügerInnen Tisches Hansaplatz. Daraus entstanden sind der Hochsitz M: ein öffentlicher Balkon, der das Bedürfnis nach Sicherheit widerspiegelt. Der Rolltisch F: der den Wunsch den Arbeitsplatz nach Außen zu verlagert symbolisiert. Die Baumbank U: die das Verlangen nach nachbarschaftlicher Begegnung repräsentiert.
Hochsitz M
Baumbank U
Rolltisch F
Diese stehen exemplarisch für verschiedene, mitunter sehr persönliche Bedürfnisse in der Hansaplatz-Nutzung und dienten als Infrastruktur zum gemeinsamen Verweilen am Wochenende des Probesitzens.
Der Aufbau der jeweiligen Objekte ist strukturiert durch drei Ebenen: Einem Grundgerüst aus einem vorhandenen oder geliehenen Objekt, einer in der jeweiligen Lieblingsfarbe lackierten Holzplatte und einem spielerischen weißen Textilelement.
Durch zuvor verteilte Einladungskarten wurden Anwohner*innen, Initiativen und Freund*innen auf das Wochenende und die Übergabe der Objekte aufmerksam gemacht.
Danach wurden das Wochenende über die Objekte gemeinsam aufgebaut und an verschiedenen Ecken platziert, um dann von Einzelpersonen oder Gruppen eingenommen, abgelehnt, verwendet und betrachtet zu werden. Dabei haben sie in jedem Fall einen Austausch und ein Kennenlernen auf dem Hansaplatz gefördert und ganz praktisch die Diskussion über die Dringlichkeit kostenloser Sitzmöglichkeiten am Hansaplatz in der Nachbarschaft wieder angeheizt.
Neben Gesprächen über die Objekte wurde auf und um sie herum Einrad gefahren, Schach gespielt, Kinder gewickelt, am Computer gearbeitet, Kaffee getrunken oder einfach gefaulenzt.
Das „Probesitzen am Hansaplatz“ war eine Freude bereitende Bestätigung, dass eine Nutzung am Hansaplatz ohne Konsumzwang gewünscht ist und genutzt wird, wenn die Infrastruktur dafür existiert.
Wir möchten uns bei allen, die am Wochenende dabei waren, bedanken. Es hat viel Spaß gemacht!
Wie können wir gemeinsam spielen und ruhen im Aquarium?
10/2020-11/2022
Aquarium
Elisa Kracht, Irini Schwab und Katrin
10/2020-11/2022
Elisa Kracht, Irini Schwab und Katrin
Der Puppenraum wurde 2020 zu einem Projekt der Öffentlichen Gestaltungsberatung St.Pauli und befindet sich in einer Nachmittagsbetreuungsstätte in Hamburg Rahlstedt.
Neben fehlendem Stauraum, waren die unterschiedlichen Interessen der 6-12 jährigen Kinder in der Raumnutzung, die gestalterischen Herausforderungen. Um die Nutzungsmöglichkeiten des Raumes zu erweitern und gleichzeitig zugänglichen und platzsparenden Stauraum für die Kinder zu schaffen, wurde eine aus Stahlrohren bestehende Konstruktion für den Raum entworfen. Die jeweils 1,60 Meter langen Rohre verlaufen oberhalb der Wände und sind durch Verbindungsstücke an der Wand und miteinander befestigt.
Teil der Konstruktion sind zwei schwebende Regale und eine Art Pavillon, ebenfalls aus Stahlrohren. Der stoffbehangene Pavillon aus Stahlrohren grenzt den Ruhebereich deutlich von seiner Umgebung ab. Sie können entlang der Rohre flexibel von beiden Enden beliebig aufgehangen werden und sind mit Zeichnungen der Kinder gesiebdruckt .Ebenso wurden die Möbel zur besseren Unterteilung in Spielebereich und Ruhebereich umgestellt.
Tavros Community Project Part II: First-Aid Corner
Marie-Theres Böhmker, Tina Henkel, Anna Unterstab + Dora, Yorgos Louverdis
10/2021
Marie-Theres Böhmker, Tina Henkel, Anna Unterstab + Dora, Yorgos Louverdis
Sometimes kids feel sick or get injured in school. Then they can go to the school nurse Dora, to the first aid corner which is located between two main entrances on the first floor. This corner was partly blocked with two partitions. Because of its location and the kiosk on the other side, it wasn't a cozy place to relax. Furthermore, other kids from outside could watch inside thorugh the window, while the injured or sick childen recieved treatment.
To have more privacy there, we rebuilt the first aid corner. In tones of fresh mint it now welcomes kids to have a rest, to get medical help or to find comfort. The improved walls keep the noise outside. When you stretch out on the specially designed couch you watch the movements of the mobile hanging from the ceiling. You can also add a drawing or an object to it later. In addition, a semi-circle board between the couch and the window and the colorful ribbon curtain in the entrance to the corner can help to get more privacy.
Following Open Library (Tavros Community Program I), which was realized remotely in collaboration with Valentina Karga and her students, this second part of the community program now takes the form of a two-week on-site workshop. During their stay in Tavros, Studio Experimentelles Design together with the curator Olga Hatzidaki will decide, design and implement new infrastructures for the 2nd Primary School of Tavros, as a collective effort to improve the daily reality of the school community.
18 October - 1 November 2021
Athens, Tavros
Curated by Olga Hatzidaki
A project by Studio Experimentelles Design of the HFBK Hamburg
Supported by Goethe Institut Athen
Observing the flat concrete surface of the outside area where most of the pupils spend all their break, lead us to the idea of bringing something permanent and something what invites to reuse and rebuild while using. As this space is used by children in the aged of six to twelve we felt the need to create for every situation.
With the soil we built hills for the children to climb, hide and rebuild. From there they can hop across the blue river that is in between. Which we painted regarding to the fact of the seven rivers in Tavros being covered to reuse with parking slots or soccer fields.
For having an intimate chat while facing each other or to climb, jump and play we built a curved bench. An mixture of different kind of soils, concrete and clay was filled in the form and stamped layer by layer.
Following Open Library (Tavros Community Program I), which was realized remotely in collaboration with Valentina Karga and her students, this second part of the community program now takes the form of a two-week on-site workshop. During their stay in Tavros, Studio Experimentelles Design together with the curator Olga Hatzidaki will decide, design and implement new infrastructures for the 2nd Primary School of Tavros, as a collective effort to improve the daily reality of the school community.
18 October - 1 November 2021
Athens, Tavros
Curated by Olga Hatzidaki
A project by Studio Experimentelles Design of the HFBK Hamburg
Supported by Goethe Institut Athen
Insects are important for humans every days life. There will be no flowers, trees, fruits or vegetables without them. The loss of insects habitat is a huge problem all over the world. Unfortunately, many people are more aware of negative effects of insects than they are of the many benefits. We built a wooden sculpture in a vacant lot behind the school, which is enclosed by fence, to give the children and the neighborhood a chance to get acquainted with insects and to see more positive aspects.
We used also plants, that attract insects and birds and also give them space to habitat. We created a wooden sculpture that acts as a insect hotel and also supports Ivy growing around. The untypical shape of the insect hotel raises awareness and creates communication.
Following Open Library (Tavros Community Program I), which was realized remotely in collaboration with Valentina Karga and her students, this second part of the community program now takes the form of a two-week on-site workshop. During their stay in Tavros, Studio Experimentelles Design together with the curator Olga Hatzidaki will decide, design and implement new infrastructures for the 2nd Primary School of Tavros, as a collective effort to improve the daily reality of the school community.
18 October - 1 November 2021
Athens, Tavros
Curated by Olga Hatzidaki
A project by Studio Experimentelles Design of the HFBK Hamburg
Supported by Goethe Institut Athen
Pablo Lappetina, Kayoung Kim, Tatjana Schwab, Philip Peters & Thies Warnke
10/2021
Pablo Lappetina, Kayoung Kim, Tatjana Schwab, Philip Peters & Thies Warnke
An additional support room was needed at Tavros 2nd Elementary School. The copy, key, storage and bell room next to the teachers' room was designated for this function. A discussion with the current support teacher revealed the relevance of the teaching person to the design and equipment of the room. The school administration had not yet decided who would take over the second position and occupy the space. Therefore, three room concepts were developed to allow for future participation.
The wall shelf was to remain part of the room and serve as the central functional unit. It was divided into three colored areas: an apricot one containing items for the children, an olive green one for the teacher, and a blue area. The color scheme of the shelving picks up the original existing colors of the room. For the children's area, all drawers were removed from the wall shelf. The drawers that became obsolete were combined to create a new stand-alone cabinet unit.
In order to unify the lighting of the room, new panels were installed on the sockets.
a handover protocol was created to give the new teacher an overview and understanding of the room. The room was not completely designed in this sense and is to be understood as a basic framework for a development following the handover and to support the further planning.
Following Open Library (Tavros Community Program I), which was realized remotely in collaboration with Valentina Karga and her students, this second part of the community program now takes the form of a two-week on-site workshop. During their stay in Tavros, Studio Experimentelles Design together with the curator Olga Hatzidaki will decide, design and implement new infrastructures for the 2nd Primary School of Tavros, as a collective effort to improve the daily reality of the school community.
18 October - 1 November 2021
Athens, Tavros
Curated by Olga Hatzidaki
A project by Studio Experimentelles Design of the HFBK Hamburg
Supported by Goethe Institut Athen
How can a public library contribute to a diverse neighborhood?
03/2021-07/2021
Tavros Community Project Part I: Open Library
Valentina Karga, Seda Yıldız, Ronja Soopan, Jeanie Brell, Nele Oetjens, Maria Rincon, Irini Schwab, Josefina Dux, Mu-Heng Tsai + Marianna Stivachta, Christina Miggirou, Olga Hatzidaki
03/2021-07/2021
Valentina Karga, Seda Yıldız, Ronja Soopan, Jeanie Brell, Nele Oetjens, Maria Rincon, Irini Schwab, Josefina Dux, Mu-Heng Tsai + Marianna Stivachta, Christina Miggirou, Olga Hatzidaki
Open Library* is a community programme between a group of students from the University of Fine Arts in Hamburg, the Municipal Library of Tavros and the local residents aiming to encourage social interaction, through design. The programme is developed by a diverse group of practitioners with interdisciplinary backgrounds and with a strong community engagement. Key point to their inspiration is the multicultural nature of the neighborhood of Tavros.
Along with addressing particular needs of the library such as designing book and children’s furniture indoors and resting infrastructures for the visitors outdoors, the project further aims to foster multivocality within the library's expanded collection of books and its public representation. A selection of books in the most spoken languages in Tavros including Albanian, Urdu and Punjabi has been made by the students and were gathered with much care from various places. A multilingual visual campaign of banners and posters has also been designed, aiming to bring extra focus to the presence of the library in the area.
Extra attention has been given to the outdoor and entering space of the library, which has now a brand new façade. This small public area has been fully revamped and planted in collaboration with the Agricultural University of Athens and is a now a vivid, green and accessible place, where residents can enjoy relaxing moments of reading. Open Library is aiming to provide a welcoming reading environment that appeals to a broad public audience, creating daily encounters between neighborhood residents.
The programme was initially imagined as a two-week visit to Tavros in dialogue with professors Valentina Karga and Jesko Fezer and their students from the Design Department of the University of Fine Arts in Hamburg. Due to covid19 and the mobility restrictions applied around the world, the programme was split among the two groups and its first part, Open Library, was realized remotely, over the spring semester of 2021 in collaboration with Valentina Karga’s class, the Municipal Library of Tavros and Olga Hatzidaki, curator of the programme. Online classes, numerous e-discussions and site visits to the library by the local stakeholders concluded to a flexible and diversified community programme. The second part of the community prorgramme with Jesko Fezer’s class will take place during the autumn semester, either in Tavros or remotely, depending on mobility restrictions.
Amelie von Marschalck, Anna-Sophia Unterstab, Benedikt Schich, Charlotte Perka, Hannes von Coler, Jenny Mehren, Johannes Kuhn, Nick Craven, Paula Hoffmann, Tina Henkel & Freundeskreis der KZ Gedenkstätte Neuengamme eV, Amicale Internationale KZ Neuengamme (AIN), KZ Gedenkstätte Neuengamme
05/2018 – 11/2020
Amelie von Marschalck, Anna-Sophia Unterstab, Benedikt Schich, Charlotte Perka, Hannes von Coler, Jenny Mehren, Johannes Kuhn, Nick Craven, Paula Hoffmann, Tina Henkel & Freundeskreis der KZ Gedenkstätte Neuengamme eV, Amicale Internationale KZ Neuengamme (AIN), KZ Gedenkstätte Neuengamme
Angehörige ehemaliger Häftlinge des Konzentrationslagers Neuengamme wünschten sich ein Denkmal für alle früheren Inhaftierten und deren namentliche Nennung, das Raum zu persönlichem Gedenken bietet. Aufbauend auf den Konzepten der Initiative entwickelte sich in der ersten Recherche- und Entwurfsphase die Idee, eine Werkstatt als Ort des Erinnerns zu denken, die in ihrer Prozesshaftigkeit aktivierend wirkt, erweiterbar ist und individuelle Gestaltungen ermöglicht – es wurde dann eine Druckwerkstatt, in der die Angehörigen ehemaliger Häftlinge Motive gestalten können, die im Zentrum des Prozesses stehen. Aus diesen Motiven werden Druckstöcke gefertigt, die permanent in einem öffentlichen Archiv exponiert werden und genutzt werden, um Gedenk-Poster im Hochdruckverfahren zu vervielfältigen, die auf einer Plakatierfläche in direkter Nachbarschaft zu dem Archivregal und der Druckwerkstatt präsentiert werden. Die dazugehörige Website www.ort-der-verbundenheit.org informiert über die Abläufe, lädt zur Beteiligung ein und bildet gleichzeitig ein Online-Archiv das Gedenkens. Jedes Jahr wird der Ort der Verbundenheit im Rahmen der Gedenkfeiern zum Jahrestag der Befreiung um neue Druckplatten ergänzt. So kann er beständig wachsen – gegen das Vergessen!
Archiv
Das Archiv zeigt alle transparenten acrylglas Druckstöcke und ist für Besucher*innen der Gedenkstätte jederzeit einsehbar, da es im Freien ist.
Werkstatt
In der Werkstatt können Besucher*innen Plakate drucken und werden dabei durch einen Workshop betreut.
Plakatwand
Die Plakatwand zeigt aktuelle Drucke und macht die bewegenden Geschichten der ehemals Inhaftierten sichtbar. Der stetige Austausch der Plakate macht das Gedenken aktiv.
Website
Angehörige aus aller Welt haben Plakate für frührere Inhaftierte gestaltet. Da für viele der Weg nach Neuengamme sehr weit ist, bildet die Website ein online Archiv. Außerdem lädt die Website andere Angehörige dazu ein, ebenfalls Plakate zu gestalten, um das Archiv zu erweitern.
Wie vertragen sich unterschiedliche Nutzungen im selben Raum?
10/2019 – 07/2020
Suchtberatungsstelle Kodrobs
Gennet, Jacob, Olivia, Tim
10/2019 – 07/2020
Gennet, Jacob, Olivia, Tim
Das Kodrobs ist eine Drogen- und Suchtberatungsstelle in Hamburg.
Neben der Arbeit in den Beratungszentren bieten Kodrobs eine Suchtberatung für Inhaftierte Personen in den Hamburger Haftanstalten, sowie eine spezielle Jugendsuchtberatung an.
In der Stelle in Altona gibt es einen Raum, in dem sich verschiedene Nutzungen überschneiden:
Der Empfangsraum für Klient*innen ist auch der Pausenraum der Mitarbeiter*innen.
Das neu ankommende Klient*innen mit dem Pausenschnak der Mitarbeiter*innen empfangen werden, nehmen diese als unprofessionell wahr. Daher wünschten sie sich einen geschützteren Pausen- und Gesprächsraum. Mit dieser Anfrage kamen Personen aus dem Kodrobs Team zu uns in die Gestaltungsberatung.
Gemeinsam mit dem Team versuchten wir, die Nutzung der Räumlichkeiten zu verstehen und zu hinterfragen um herauszufinden, ob sich die verschiedenen Nutzungen tatsächlich nicht auf zwei getrennte Räume aufteilen lassen. Als sich diese Möglichkeit schließlich ausschließen ließ, erarbeiteten wir gemeinsam ein Konzept für eine Multifunktionale Schiebe-Trennwand.
Neben dem Hauptproblem, der visuellen und akustischen Trennung, sollte die Wand auch das Nebenproblem eines mangelnden Ordnungssystems bearbeiten. Daher teilten wir den verschiedenen Flächen der Wand verschiedene Materialien mit unterschiedlichen Nutzungsmöglichkeiten zu: Metallelemente mit der Funktion einer Magnetwand, eine Pinnwand aus Weichfaserplatte und Gitterwände zum einhängen variabler Regalelemente.
04/2018 – 06/2020
Anna Petersen, Felix Egle, Pablo Lapettina
Nicole kontaktierte die ÖGB nachdem ein Sturm das Vorzelt ihres Wohnwagens in einer Kleingartensiedlung zerstört hatte. Nicole nutzt den Wohnwagen als Rückzugsort um journalistisch zu Schreiben und Zeit außerhalb der Stadt zu verbringen.
In einer Auseinandersetzung mit der Kleingartenkultur, den omnipräsenten Fahnenmasten sowie der Suche nach unterstützenden Strukturen für den Wohnwagen und dessen Wetterfestigkeit entstanden drei Teillösungen.
Ein gelber Fahnenmast an dem eine Windhose hängt und die Richtung und Intensität in die der Wind weht aufnimmt. Zudem kann Nicole hier eine Hängematte einhängen und an warmen Tagen ihren Wohnbereich in den Bereich vor den Wohnwagen erweitern.
Rote Stützen die das Dach stabilisieren an denen auch eine Markise befestigt ist, die je nach wetterlage ein- und ausgefahren werden kann.
Und eine Kabelbox aus dem Segelbedarf die elektrische Kabel vor Regen und Wetter schützt.
Veronica Andres, Pablo Lapettina, Laura Mahnke, Skadi Sturm
02/2019 – 10/2020
Veronica Andres, Pablo Lapettina, Laura Mahnke, Skadi Sturm
Das kuratorische Programm von Sascia Bailer im M.1 Hohenlockstedt zum Thema "Wer kümmert sich um die, die sich kümmern?" bestand aus Formaten, die die Begegnungen von Menschen in den Fokus stellten: Der Social Muscle Club als Training der sozialen Muskeln, Erzählcafés und Workshops zu Themen wie Vertrauen, Mutterschaft, Isolation und Zeit. Über ein Jahr lang haben wir die Veranstaltungen des Programms von Sascia Bailer begleitet und acht Interpretationen in Form von Koffern entwickelt.
Denn nur konsequent ist bei einer feministischen Veranstaltungsreihe die Frage danach, wie das Erlebte auch im Nachhinein zugänglich und erfahrbar bleiben kann - für Menschen, die sich während des Termins um andere gekümmert haben, oder auch für diejenigen, für die ein Besuch des M.1 mit vielen Hürden verbunden ist. Das Archiv der Begegnungen ist dementsprechend mobil und partizipativ: In den 8 Koffern wurden die 8 verschiedenen Veranstaltungen interpretiert und konserviert. Bereits seit dem 12. Juni können die Koffer aus der Gemeindebücherei in Hohenlockstedt ausgeliehen und auch Zuhause angeschaut werden.
Im Zuge der Konzeption dieses Archiv-Experiments widmeten wir uns unter anderem den Fragen: Was bleibt von einer Begegnung, von einem Gespräch? Wie können diese flüchtigen Momente eingefangen werden?
Das Archiv lädt zu einer Spurensuche ein, und dazu, sich in Ruhe mit den Themen, den Eindrücken und Erfahrungen zu beschäftigen, und wiederum eigene Begegnungen mit den Inhalten entstehen lassen.
(How) do we (want to) work (together) (as (socially engaged) designers (students and neighbours)) (in neoliberal times)?
12/2019 – 07/2020
Kunstgewerbemuseum Berlin
Johannes Kuhn, Marlene Gennet Beer, Kayoung Kim, Lara Molenda, Zineb Mahassini, Dennis Nedbal, Julia Tangermann, Lucas Schmidt, Marie-Theres Böhmker, Philip Peters, Lisa-Marie Fechteler, Wiebke Grieshop & Claudia Banz, Kaja Ninnis aus Kunstgewerbemuseum Berlin
12/2019 – 07/2020
Johannes Kuhn, Marlene Gennet Beer, Kayoung Kim, Lara Molenda, Zineb Mahassini, Dennis Nedbal, Julia Tangermann, Lucas Schmidt, Marie-Theres Böhmker, Philip Peters, Lisa-Marie Fechteler, Wiebke Grieshop & Claudia Banz, Kaja Ninnis aus Kunstgewerbemuseum Berlin
Im Rahmen des Design Lab #6 des Kunstgewerbemuseums Berlin hat das Studio Experimentelles Design zu einem dreiwöchigen virtuellen Recherche-Festival eingeladen. Den Ausgangspunkt dafür bildete die Fragestellung: (How) do we (want to) work (together) (as (socially engaged) designers (students and neighbours)) (in neoliberal times)?
Wie funktionieren kollektive und interdisziplinäre Arbeitsbeziehungen? Wie verorten sich alternative Praxen und Subjektivitäten im Kontext der radikalen gesellschaftlichen Veränderungen der Arbeitsverhältnisse und Lernformen im Neoliberalismus? Wie können neue solidarische Formen der Zusammenarbeit gestaltet werden?
Innerhalb des dreiwöchigen Festivals beschäftigten wir uns mit akademischer Selbstorganisation, künstlerischer Kollektivität, Life Long (Un-)learning, Carearbeit, Selbstausbeutung, Netzwerkstrukturen, dem Dilemma der Projekte-Logik, unfreiwilliger Eigenverantwortung, alternativen Ökonomien, Informalität, immaterielle Arbeit, Kunststreik, Prekarität, Entfremdung und neuen Subjektivitäten.
Dabei war der Rechercheprozess öffentlich. Drei Tage die Woche wurde auf howtowork.live zu Leserunden, Workshops, zum Rumhängen und Vorträgen eingeladen. Gemeinsam mit Gästen, Freunden und Publikum wurden Design, Arbeit und Lehre als sozial engagierte und politische Praxen diskutiert. Die Ergebnisse werden in einer Publikation dokumentiert.
Janna, Enrico Herth, Anna Manlig, Veronica Andres & Avraham
09/2019-2020
Janna, Enrico Herth, Anna Manlig, Veronica Andres & Avraham
Um die immer wachsende Spaltungen in unserer Gesellschaft zu überwinden, schaffte Avraham einen temporären öffentlichen Raum „Hummustopia“. In diesem lockt er Passanten mit kostenlosem Essen. Er serviert traditionell orientalischen Hummus. Als Gegenleistung müssen die Besucher_innen mit einer fremden Person über gesellschaftliche Themen, sowie Demokratie, Pluralismus, Sozialwirtschaft, Minderheiten, Umweltschutz oder Solidarität diskutieren. Da Avraham seinen Stand frei in verschiedenen Stadtteilen und auch kurzzeitig aufstellen wollte, kam er mit der Frage nach einem neuen Konzept des Raums zu uns. Um mehrere und vielfältige menschliche Bewegungen zu schaffen, wünschte er sich eine transportierbare Räumlichkeit, die auch schutz bei schlechtem Wetter böte. Für die angenehme Diskussion war ein ruhiger und abgeschirmter Raum notwendig.
Wir entwickelten einen Entwurf für einen Fahrradanhänger oder ein Lastenrad mit einem hängenden Zelt, das schnell auf und abbaubar sein sollte. Auch die Tische sollten von dem Fahrrad abklappbar sein. Wir entschieden uns für ein kreisrundes Zelt mit Zeltwänden, das nicht an andere Foodtrucks oder bikes erinnern sollte, sondern eher als wäre es direkt hier gelandet, eine eigene kleine Welt.
Aufgrund der Pandemie konnten wir das Konzept leider nicht realisieren, daher überreichten wir Avraham ein Heft mit dem Entwurf und der Anleitung der Räumlichkeit.
Wie kommen die Gedichte von Semra Ertan in die Stadt?
03/2019 – 05/2020
Semra Ertan
Anna Manlig, Pablo Lapettina, Tim Wehnert
03/2019 – 05/2020
Anna Manlig, Pablo Lapettina, Tim Wehnert
Semra Ertan war eine in der Türkei geborene und nach Deutschland immigrierte Dichterin, Dolmetscherin und Bauzeichnerin, die über 350 Gedichte und Satiren auf Türkisch und Deutsch verfasste. Eines ihrer bekanntesten Gedichte ist «Mein Name ist Ausländer», in welchem sie auf die schweren Arbeitsbedingungen für Arbeitsmigrant*innen und die rassistischen Strukturen in Deutschland aufmerksam macht - Motive, die sich durch ihr gesamtes Werk ziehen.
Am 24.5.1982 verbrannte sie sich öffentlich an der Kreuzung Simon-von-Utrecht-Straße/Detlev-Bremer-Straße in Hamburg als Protest, um auf diese Missstände aufmerksam zu machen und dadurch an diesen etwas ändern zu können. Trotz oder vielleicht gerade wegen der Aktualität des Themas Rassismus in Deutschland ist Semra Ertan nur recht wenigen Leuten bekannt.
Die «Initiative in Gedenken an Semra Ertan» hat es sich zum Ziel gemacht, ihrer zu gedenken und auf die von ihr aufgezeigten Probleme in der Gesellschaft weiterhin aufmerksam zu machen. Die Initiative kam auf die Öffentliche Gestaltungsberatung mit der Anfrage zu, im öffentlichen Raum St. Paulis in Hamburg Gedichte Semra Ertans zu zeigen.
Da in St. Pauli viele Wände bunt beklebt oder bemalt sind, erschien uns eine einfache Plakatierung zu unscheinbar und wenig aussagekräftig. Wir entschieden uns für bedruckte Fahnen, die wir über Kopfhöhe an einigen zentralen Punkten St. Paulis anbrachten, so, dass Leute unter ihnen durchlaufen und gleichzeitig die Gedichte lesen können. Desweiteren entstanden im Verlauf des Projektes Banner für eine Demo und einen temporären Gedenkort sowie eine provisorische Gedenktafel, die bald durch eine offizielle Tafel der Stadt Hamburg abgelöst werden soll.
Ein performatives Monument für die Lampedusa in Hamburg-Gruppe
Olivia Amon, Sofia Dos Santos, Veronica Andres, Studio Experimentelles Design
2020
Olivia Amon, Sofia Dos Santos, Veronica Andres, Studio Experimentelles Design
Lampedusa ruft zu sozialer Gerechtigkeit auf
Eine Manifestation zu Solidarität und sozialer Gerechtigkeit, organisiert durch die Lampedusa Gruppe in Hamburg, in Zusammenarbeit mit anderen aktivistischen Gruppen und internationalen Organisationen über prekäre Lebensbedingungen, Selbstorganisation und Widerstand.
Letzten Samstag, dem 8. Februar von 13:30-17:00 am Lampedusa Info-Stand am Steindamm in Hamburg führte die Lampedusa Gruppe zusammen mit anderen unterstützenden Gruppierungen eine Manifestation an.
Zur Aktion im öffentlichen Raum hatte die Lampedusa Gruppe eingeladen, dieses Mal durch eine Gruppe von Studierenden des Studios experimentelles Design der HFBK unterstützt. Die Kunststudierenden entwarfen eine Skulptur, die Aufmerksamkeit auf das Lampedusa Zelt lenken soll und als Plattform für Bekanntmachungen der Lampedusa Gruppe dienen soll, die für Gleiche Rechte in Deutschland kämpfen.
Die besagte Manifestation sollte über die längst bekannten Zustände im Mittelmehr aufklären, auf dem das immer noch andauernde Sterben stattfindet und über die Schwierigkeiten aufzuklären, denen Geflüchtete Menschen jeden Tag in Deutschland gegenüberstehen.
Die Inhalte wurden durch Musik, Video- und Fotoinstallationen unterstützt und es gab Rede- und Gastbeiträge von Menschen aus anderen deutschen Städten, Europa, und auch von afrikanischen, lateinamerikanischen und asiatischen RednerInnen.
Die Versammlung umfasste etwa 350-400 TeilnehmerInnen, ebenso erklärten sich viele andere Aktivistische Gruppen solidarisch mit einem Besuch.
Die Reden reflektierten die Schwierigkeiten, denen Geflüchtete und Migranten in Europa gegenüberstehen, was bezogen auf Hamburg heisst, dass viele Geflüchtete dazu gezwungen sind, ohne Wohnsitz und Arbeit auf der Strasse zu leben, wo sie offenem Rassismus und Gewalt ausgeliefert sind. Zusätzlich gaben einige Redner Einblicke in die Eingriffe der EU und der USA, die schwere Schäden an den Lebensumständen und im Wirtschaftssystem ihrer Heimatländer verursacht hat und dadurch die Menschen final zur Flucht gezwungen hat.
Solidarität, Menschlichkeit und soziale Gerechtigkeit sind die Schlüsselworte der Veranstaltung und ausserdem ihr Selbstzweck. Durch den Zusammenschluss und das Miteinander wirken von verschiedenen zivilgesellschaftlicher Gruppen, die für das gleiche Ziel kämpfen, sind wir daran erinnert, wie dringlich und wichtig ethische und soziale Verantwortung ist.
Es soll nicht mehr möglich sein, die degradierenden Bedingungen zu ignorieren, unter denen Menschen in Hamburg leben.
Die Friedliche Versammlung zeichnete sich durch Interkulturalität aus, angereichert mit künstlerischen und politischen Ansätzen. Ein besonderer Dank gilt den folgenden Gruppen und ihrer Unterstützung: Den Studierenden des Studios experimentelles Design der HFBK, dem Black History Month, der Seebrücke, dem Flüchtlingsrat Hamburg, der Black Community/Gerechtigkeit für Mbobda, dem Aktionskreis Oury Jalloh und anderen aktiven Gruppen.
Wie sieht eine offene Bibliothek für Wissensaustausch aus?
04 – 07/2019
Archipel
Philip Peters, Anna Manlig, Olivia Amon & Archipel-Gruppe
04 – 07/2019
Philip Peters, Anna Manlig, Olivia Amon & Archipel-Gruppe
Das Archipel ist eine offene Plattform auf dem Wasser. Auf dem undefinierten Raum, bestehend aus modular arrangierbaren Pontons, finden unterschiedliche soziale Aktivitäten statt. Als Erweiterung entstand im Sommer 2019 die "Bibliothek der Zukunft". Die Gestaltungsberatung partizipierte in diesem Designprozess. Dazu gehörten die Entwicklung eines offenen Konzepts für Wissensaustausch, eine Raumplanung auf der aus zwei Pontons bestehenden Fläche und eine teilweise parallel verlaufende Umsetzung. Der gemeinsame Arbeitsprozess gestaltete sich unter dem Einfluss vorhandener materieller und zeitlicher Ressourcen. Im Ergebnis der Zusammenarbeit wird der Raum der Bibliotheksinsel nun durch feste und verschiebbare Wände, Dach und Bücherregal definiert.
Anna Petersen, David Kraus, Marie-Theres Böhmker, Philip Peters, Sofia dos Santos, Tina Henkel, Zineb Mahassini
05/2018 – 06/2019
Anna Petersen, David Kraus, Marie-Theres Böhmker, Philip Peters, Sofia dos Santos, Tina Henkel, Zineb Mahassini
Das Café Exil ist eine Unterstützungs- und Beratungsstelle für Geflüchtete und Migrant*innen. Im Café Exil halten sich täglich verschiedene Personengruppen, mit unterschiedlichen Anliegen, in einem einzigen Raum auf. Hier wird sich aufgewärmt, Kaffee getrunken, es werden Gespräche in verschiedenen Sprachen geführt, es klingeln Handys, es wird gelüftet, Straßenlärm beschallt den Raum. Dazwischen eine Hand voll Mitarbeiter*innen/Ehrenamtlichen, die Behördengänge begleiten, übersetzen, beraten und Fürsorge zeigen. Auch eine Rechtsberatung wird ein bis zwei Mal pro Woche angeboten. Für diese ist es im Café Exil nahezu unmöglich eine Atmosphäre zu schaffen, in welcher sich über private Rechtsproblematiken austauschen lässt. Die Mitarbeitenden wünschen sich eine akustische Trennung verschiedener Bereiche.
Im Laufe des Projektes hat sich die Anfrage verändert. Die vormals benachbarte Ausländerbehörde ist nach Wandsbek gezogen, das Café Exil entschließt sich hinterher zu ziehen. Die neuen Räumlichkeiten sind auf den ersten Blick ähnlich strukturiert – ein schlauchförmiger Raum, dessen einzige Licht- und Belüftungsquelle die Eingangstür zur lauten Hammer Landstraße darstellt. Erwähnenswert ist jedoch ein Separee im hinteren Teil des Raumes, welches sich für die Rechtsberatung eignet. Im bereits vorangeschrittenen Arbeitsprozess wurde die Raumnutzung auf Aktivitätspotenziale untersucht und die Wahrnehmung des Interieurs auf eine ‚Amt‘- oder ‚Nicht-Amt‘ Gestaltung geprüft. Die Umgestaltung zeigt ein Anti Amt Mobiliar in Form von Dreieckstischen, welche auf Dreierkonsultationen zwischen Berater*innen und Klient*innen abzielen, in denen keine Hierarchisierung oder Gegenüberstellung dieser Parteien möglich ist. Die geringe Tischgröße schafft eine intime Atmosphäre und regt ruhige Gesprächssituationen an. Ergänzt durch ein flexibles Lichtkonzept bietet der neue Raum Möglichkeiten verschiedener Kommunikationskonstellationen.
Das Rauhe Haus ist eine Einrichtung für Sozialstudiengänge in Hamburg. Die Studierenden der Hochschule wünschen sich einen Ort der Gemeinschaft, zum zusammenkommen, erholen und essen. Derzeit gibt es keinen Pausenraum.
Die Architektur des Hauses sieht für solche Zwecke allenfalls eine Vertiefung im Außenbereich vor. Die Studierenden nennen diese Vertiefung Aquarium. Neben dem Eingang der Hochschule grenzt eine Mauer das 4m tiefe Loch ab, welches (nicht barrierefrei) über eine Treppe zu erreichen ist. Das Aquarium wird von zwei weiteren hohen Mauern eingegrenzt. Die vierte Wand, welche diesen Raum definiert, ist Teil der Außenfassade der Hochschule. In den sich dahinter befindenden Kellerräumen ist ein Archiv der Bibliothek angesiedelt. Das Archiv benötigt kein Tageslicht, daher sind die Rollläden in der Regel hinunter gelassen. Für die Studierenden ist dies der einzige Aufenthaltsbereich, leider ohne Dach. Die Studierenden fordern einen Raum, in dem sie sich in Pausenzeiten aufhalten könne, ggf. kochen können. Bisher verirrten sich nur selten ein paar einsame Fische ins Aquarium. Dann wird eine Zigarette geraucht. Was bleibt sind keine fesselnden Gespräche oder Erinnerungen an diesen Ort – höchstens ein paar Zigarettenstummel.
Auch die Hochschulleitung wünscht eine Umgestaltung dieses Nicht-Orts. hierfür wurden Architekt*innen beauftragt, einen Entwurf für die Umgestaltung zu erstellen. Keiner der Studierenden durfte sich an den Plänen für die Umgestaltung einbringen oder die erstellten Pläne einsehen. Spekulationen und geheime Quellen der Studierenden berichten von einer „Verschönerung ohne Mehrwert“. Die angeforderten Pläne wurden Mangels Finanzierbarkeit nicht umgesetzt.
Zum alljährigen Hochschulgrillen planten wir nun eine ähnliche Aktion. Die Studierenden wollten eine auf Partizipation gestützte Umgestaltung. Hierfür wurden alle Studierenden zu einem Grillfest eingeladen. Nur ein Mal im Jahr wird das Aquarium für diese Tradition genutzt. Das Grillfest wurde auf den angrenzenden Parkplatz umverlagert. Das Aquarium selbst wurde mit einer Poolplane zugedeckt. Dies versinnbildlichte zum Einen das Verschleiern der Pläne um diesen Ort, aber auch eine gewünschte Überdachung wurde zwecks Plane schon Einmal getestet. Nur ein kleine Arbeitsgruppe war in diese Aktion eingeweiht. Alle anderen Studierenden sollten mit den, im Innenraum des Aquariums gebotenen Wünschen und Anregungen zur Umgestaltung, in Form einer Audioinstallation, überrascht werden. Die Studierenden waren eingeladen, diese Ideen zu erweitern. Das Aquarium ist, ähnlich wie ein Club, über eine Kellertreppe zu erreichen. Engagierte Statist*innen erprobten sich als Türsteher*innen zum ‚Club‘, die Grillfestgäste formten eine Warteschlange (nur 5 Leute erhielten zur selben Zeit den Einlass). Alle Menschen, die diesen neu geschaffenen Innen- oder Außenraum betreten wollten erhielten einen Stempel mit der Aufschrift „Ich gestalte hier mit!“
Das jährlich stattfindende Wortpicknick, ist ein Literatur-Festival im 47 Hektar großen Hamburger Park „Planten un Blomen“. Für den Veranstaltungstag war ein Leitsystem notwendig, dass die verschiedenen Bühnen im Park kennzeichnet und verbindet. Planten un Blomen ist bunt, blühend, voller Eindrücke. Die Wege schlängeln sich alles andere als zielgerichtet durch die Parkanalage. Das Grün erstreckt sich auf allen Höhen durch die Landschaft und erzeugt dabei uneinsehbare Nischen und versteckte Ecken. Die Betrachtung des Parks legt nahe den Boden zu nutzen um eine Orientierungshilfe während des Lesefestes zu bieten. Da neben den aktiven Besucher*innen des Wortpicknicks auch reguläre Parkbesucher*innen auf die verschiedenen Stationen aufmerksam gemacht werden sollen, erschien es sinnvoll ein einladendes, die Neugier weckendes performatives Element in der Gestaltung mitzudenken. Die Wegeschreibmaschine ist ein fahrbarer Apparat mit dem sich Worte und ganze Texte auf den Untergrund aufbringen lassen. Das Erzeugen einer Endloszeile aus Schriftstücken soll die verschiedenen Orte im Park verbinden. Durch die Kombination des Systems eines Prägebandbeschriftungsgeräts und eines Kreidewagens, stellt die WegeSchreibmaschine ein visuell aussagekräftiges und dennoch einfach zu bedienendes Werkzeug dar. Über das große, mit Schablonen bestückte Rad können sämtliche Buchstaben einzeln ausgewählt und dann mit unbedenklicher Sprühkreide auf den Boden aufgebracht werden. Über das Fahrgestell lassen sich Linie und Buchstabenabstand steuern. So entstehen temporäre Schriftzüge die ständig erneuert, weitergeführt und ergänzt werden können.
Skadi Sturm, Zineb Mahassini, Anna Manlig, Kayoung Kim
10/2018 - 04/2019
Skadi Sturm, Zineb Mahassini, Anna Manlig, Kayoung Kim
Im Oktober 2018 wurden die Gestaltungsberatung angefragt, sich mit dem Mangel an Rückzugsorten für die einzelnen Familienmitglieder in einer 75qm-Wohnung zu befassen. Im ersten Schritt wurde sich der Problematik in Brunos Zimmer, dem 14-Jährigen Sohn, gewidmet: Sein Bett war ihm zu klein geworden und es fehlte ihm ein privater Ort zum Beisammensitzen mit Freunden. In der Durchführung des Projekts wurde dies mit einem neuen Raumprinzip gelöst, das den Bereich des ehemaligen Schlafplatzes vertikal teilt und darunter einen Bereich zum Chillen geschafft.
Wie kann man ein illegitimes Denkmal schnell errichten?
11/2018
Denkmal für die Verstorbenen an den Aussengrenzen der EU
Seebrücke & Olivia Amon, Philip Peters, Hannes von Coler
11/2018
Seebrücke & Olivia Amon, Philip Peters, Hannes von Coler
Im Rahmen einer Demonstration sollte den, auf der Flucht Verstorbenen und Sterbenden ein Denkmal gesetzt werden, das sowohl auf die humanitäre Katastrophe aufmerksam machen, als auch ein Zeichen gegen die Illegalisierung der Seenotrettung und für sichere Fluchtwege setzen sollte.
Wir entschieden uns dagegen, ein Denkmal zu errichten, da dieses im klassischen Sinne einen abgeschlossenen Prozess suggeriert. Diese Form ist angesichts des bis heute anhaltenden Sterbens unangemessen. Daher nahmen wir die Identität der Stadt Hamburg an und stellten im Namen dieser ein verhülltes Objekt auf, das als Baustelle eines zukünftigen Denkmals gekennzeichnet war.
Noch während des Aufbaus wurde die Aktion polizeilich gestoppt. Die Distanzierung zur Aktion und die Räumung der Baustelle seitens der Stadt hätten veranschaulichen sollen, wie ernst es die Bürgerschaft mit ihrer Ernennung Hamburgs zum „sicheren Hafen“ tatsächlich meint.
Wie kommuniziert man in einem Gemeinschaftsatelier untereinander?
04/ – 11/2018
Atelier Neustadt
Brigitte & Kayoung Kim, Liza Beutler
04/ – 11/2018
Brigitte & Kayoung Kim, Liza Beutler
Das Atelier Neustadt ist ein gemeinschaftlich genutzter Raum. In einem ersten Schritt wurde ein Raumkonzept vorgeschlagen, um Platz für gewünschte Stauraummöglichkeiten und ein neues Ordnungssystem zu schaffen. Im Prozess fiel jedoch auf, dass die Struktur der Raumnutzung sich auch deshalb als problematisch erwies, da es keine effektive und aktive Kommunikation der Raumnutzer/innen intern und extern gab. Die Atelierräumlichkeiten werden von vielen Menschen genutzt, jedoch nie zur selben Zeit. Ein gegenseitiges Kennenlernen ist also nicht automatisch gegeben. Deshalb entschieden wir uns dazu, ein Instrument bzw. ein Werkzeug der Kommunikation zu entwerfen. Die geschaffene Kommunikationswand, die im Atelierfenster angebracht wurde, schafft mit der ins Atelier gerichteten Seite einen Platz zur internen Kommunikation. Über die nach Außen gerichtete Fläche, kann sich das Atelier selbst für Externe vorstellen.
Was wäre eine konzentrationsfördernde Raumstruktur?
12/2016 - 03/2017
Nachhilferaum Altona
Ehrenamtliche Lehrer*innen der Paulusgemeinde & Anna Unterstab, Paulina Porten
12/2016 - 03/2017
Ehrenamtliche Lehrer*innen der Paulusgemeinde & Anna Unterstab, Paulina Porten
Der Nachhilferaum im Souterrain der Paulusgemeinde von Altona Nord wurde von den Nutzer*innen als ungemütlich und überladen wahrgenommen. Montags und mittwochs findet dort Nachhilfe mit wechselnden Schüler*innen im Alter von 11—17 Jahren statt. Die meisten Jugendlichen haben einen Migrationshintergrund und nutzen die Zeit, um Deutsch zu lernen. Der Nachhilferaum war aufgrund der unruhigen Raumstruktur nicht konzentrationsfördernd. Darüber hinaus bot er keine Rückzugsmöglichkeiten für die Jugendlichen, die direkt aus der Schule kommen. Die neue Raumstruktur soll sowohl die Konzentration fördern, als auch eine entspannende Atmosphäre bieten. Nach Recherche und Konzeption renovierten wir mit einem Team aus Ehrenamtlichen, bauten gemeinsam das Podest mit Stauraum und gestalteten den Raum neu. Der zweite Raum wird momentan noch von einem Asylsuchenden bewohnt. Danach findet mit unserer Anleitung der weitere Umbau statt. Der Raum ermöglicht nun eigenständiges Lernen und bietet den Jugendlichen die Möglichkeit, frei zwischen Konzentrations- und Ruhebereichen zu wählen.
Wie kann die Planung eines Gemeinschaftsraumes in Aktivismus übersetzt werden?
2018
Parading for the Commons
Nick Craven, Finja Delz, Anna Petersen, Anna Unterstab, Daniel Pietschmann, Kolja Vennewald, Lisa-Marie Zander, Kim Fleischhauer, Felix Egle, Dennis Nedbal
2018
Nick Craven, Finja Delz, Anna Petersen, Anna Unterstab, Daniel Pietschmann, Kolja Vennewald, Lisa-Marie Zander, Kim Fleischhauer, Felix Egle, Dennis Nedbal
„Parading the Commons“ lief anfangs unter dem Arbeitstitel „Projekt Bauhaus“ – wie die kritische 100-Jahre-Bauhaus-Gegen-Initiative, die die Öffentliche Gestaltungsberatung der HFBK Hamburg eingeladen hatte, gemeinsam mit dem Design- und Research Studio Brave New Alps aus Rovereto zusammenzuarbeiten. Nach einem ersten Treffen in Berlin 2018 fand ein mehrmonatiger fernmündlich koordinierter Leseworkshop zu queer-feministischen Ansätzen alternativer Ökonomien statt. Ein Hamburg-Besuch und Stadtspaziergang mit Brave New Alpes zu praktischen Beispielen solcher Ausrichtung und eine öffentliche Diskussionsrunde am Tag darauf an der Hochschule schlossen bald diese erste Debattenphase ab. Weitere Gäste des Gesprächsabends aus Berlin und Bielefeld brachten die Care-Thematik und Fragen des urbanen/suburbanen Aktivismus ein.
Relativ planlos besuchte im Frühjahr 2019 die Öffentliche Gestaltungsberatung Rovereto, um wiederum dort lokale Initiativen des Commoning kennenzulernen und mit der Gruppe „La Foresta“ eine kurzfristig anberaumte Parade entlang der öffentlichen Wasserstellen der Stadt zum noch nicht eröffneten alternativen Nachbarschafts- und Arbeitsraum „Accademia di Comunità“ zu entwickeln. Kostümartige, musikalische und objekthaft-performative Interventionen thematisierten gemeinsames Sorgen im öffentlichen Raum. Haare wurden gewaschen, Wasser und Kaffee gereicht und getrunken, ebenso wie wechselseitig massiert und getanzt und gekneippt.
station urbaner kulturen von Mitgliedern der neuen Gesellschaft für bildende Kunst (nGbK) & Alexander Mehren, Anna Manli, Gvantsa Jiadze, Julia Tangermann, Ka Young Kim, Kim Fleischhauer, Liza Beutler, Marie-Theres Böhmker, Maren Hinze, Philip Peters, Tatjana Schwab, Tim Wehnert, Tina Henkel
11/2017 - 07/2018
station urbaner kulturen von Mitgliedern der neuen Gesellschaft für bildende Kunst (nGbK) & Alexander Mehren, Anna Manli, Gvantsa Jiadze, Julia Tangermann, Ka Young Kim, Kim Fleischhauer, Liza Beutler, Marie-Theres Böhmker, Maren Hinze, Philip Peters, Tatjana Schwab, Tim Wehnert, Tina Henkel
Der Kastanienboulevard ist Teil der Großwohnsiedlung Berlin-Hellersdorf und gehört der Immobiliengesellschaft Deutsche Wohnen. In Zusammenarbeit mit der initiative urbane kulturen wurde zunächst in Vor-Ort-Recherchen die Bedeutung von Schaufenstern untersucht, in einer Straße, die weniger durch kommerzielle als durch soziale Angebote geprägt ist. In einem nächsten Schritt widmeten wir uns dem Boulevard als Nicht-Straße, denn der Kastanienboulevard existiert weder auf Stadtplänen noch im Berliner Adressverzeichnis. Genau genommen meint der Kastanienboulevard die Rückseite der angrenzenden Häuserreihen umliegender Straßen. Um ihn temporär zu einer Straße zu machen, bekamen Läden, Institutionen und Orte Hausnummern. Diese informellen Hausnummern nummerieren die Häuserreihe nicht ordentlich durch, sondern sollen ein Narrativ anregen, das bestehende Vernetzungen stärkt, mögliche neue Verbindungen anregt und Dialoge über die urbane Bedeutung des Boulevards provoziert.
10/2017
Romy und Stef & Studio für experimentelles Design
Wir wurden vom Stechlin-Institut in Neuroofen zu einer Intervention eingeladen. Das Stechlin-Institut ist ein Ort zum gemeinsamen Arbeiten und Leben für Initiativen und Künstler/*innen. Fokussiert wurde eine vereinheitlichte Kooperation im Informationsfluss nach Außen, die Kommunikation mit Hausgästen, sowie die Netzwerkbildung in der Region. Einen konkreten Handlungsbedarf sahen wir in der einzigen dem Dorf zugewandten Grundstücksecke und entschieden uns für diesen Ort als Kontext der Intervention. An der Ecke treffen zwei Straßen, ein Ensemble vier grauer Verteilerkästen für Telefon, Internet und Strom, ein ebenso grauer Brunnen für Abwässer, sowie wild wachsende Büsche und Bäume (u.a. ein paar junge Bäume, die mit Intention gepflanzt wurden) aufeinander. Die Grundstücksecke befindet sich in direkter Blickachse vom Wohnhaus der beiden Organisatoren Stef und Romy zum Hauptgebäude des Stechlin-Instituts. Die Ecke wird als Zugang zum Grundstück genutzt und ist dem Haupteingang des Gebäudes am nächsten. Die Situation wurde als „ästhetisch schwierig“ bezeichnet. Daher gab es den Wunsch die Grundstücksecke zu verändern und die technische Infrastruktur-Architektur in die Veränderung einzubeziehen. Dies stellte den Ausgangspunkt der Intervention dar.
Was muss bei einem Wiederaufbau eines Clubs bedacht werden?
2017
Golden Pudel Club
Steffen Albrecht, Marie-Theres Böhmker, Kim Fleischhauer, Ilja Huber, Gvantsa Jiadse, Dennis Nedbal, Merlin Reichart, Benedikt Schich
2017
Steffen Albrecht, Marie-Theres Böhmker, Kim Fleischhauer, Ilja Huber, Gvantsa Jiadse, Dennis Nedbal, Merlin Reichart, Benedikt Schich
Im Sommer 2019 wird auch der obere Teil des Golden Pudel Clubs wiedereröffnen. Der Wiederaufbau nach dem Brand wurde von Prof. Jesko Fezer und seine Studierenden aus dem Studio Experimentelles Design gestalterisch begleitet. Gestalterische Fragestellungen, die den Innen- und Außenraum des geplanten Wiederaufbaus betreffen, wurden 2017 in einer Reihe von Workshops der Pudel-Betreiber mit Studierenden des Studios Experimentelles Design der HFBK Hamburg bearbeitet. Es ging darum über die obere Etage und das Gesamtkonzept noch einmal differenziert und aus der Perspektive künftiger Veranstaltungs- und Club-Besucher*innen nachzudenken. Die seit Jahren erprobte Arbeitsweise der Öffentlichen Gestaltungsberatung St. Pauli, die Gestaltungsprozesse als ergebnisoffene Prozesse ohne allzu viele Vorgaben durch die Gestalter*innen begreift, sei auch hier Vorbild gewesen, sagt Steffen Albrecht, einer der beteiligten Studierenden. Gemeinsam wurde ein Fragen-Katalog erstellt, der allen zur Orientierung diente.
In Form von Workshops, die Begehungen, Gesprächsrunden und spielerische Aktionen wie den Pudel-Poker umfassten, mit Hilfe von Modellen und anderen Formen der Visualisierung erarbeiteten das Pudel-Kollektiv und die Studierenden Lösungsansätze für verschiedene Themenbereiche. Für den Fuß der neu geplanten offenen Treppe im Außenbereich musste eine Art Schleuse für den Übergang zwischen Club und Obergeschoss entwickelt werden, die vielleicht auch als eigenständiger Raum bespielbar sein könnte. Thema weiterer Überlegungen waren ein Vordach und Sitzgelegenheiten für den Außenbereich, der schon immer und bei jedem Wetter ein beliebter Aufenthaltsort der Pudel-Besucher*innen war. An einem schönen Sommertag stiegen das Kollektiv und die Studierenden auf das Betondach und erkundeten 1:1 mögliche Raumaufteilungen von oben. Es wurde herumgestanden, skizziert, experimentiert und nach den besten Stellen für Fenster und die Öffnung zur Terrasse geschaut. Nachdem schließlich auch eine Lösung für eine in den Barbereich integrierte kleine Küche gefunden war, ging es dem Pudel in einem letzten Workshop an den Kopf. Im Obergeschoss sollen unter dem Sheddach sollen Büro-Arbeitsplätze für die Betreiber*innen entstehen. Und hier soll das Park Fiktion-Archiv Aufnahme finden, womit über die praktische Maßnahme hinaus ein wichtiges Signal gesetzt wird. Das unmittelbar benachbarte Projekt eines in kollektiver Wunschproduktion entstandenen Parks versteht sich seit seiner Entstehung Ende der 1990er Jahre genau wie der Golden Pudel Club als Ort der Gegenkultur und ist von ihm nicht zu trennen.
Welche Infrastrukturen eines Festivals kann man verstecken?
01/2017 - 07/2017
ANTI Festival Kampnagel
Migrantpolitan, Kampnagel & Felix Egle, Anna Petersen, Liza Beutler, Helena Kersting, Tatjana Schwab, Kolja Vennewald
01/2017 - 07/2017
Migrantpolitan, Kampnagel & Felix Egle, Anna Petersen, Liza Beutler, Helena Kersting, Tatjana Schwab, Kolja Vennewald
Das Internationale Sommerfestival auf Kampnagel zeigt Performance, Kunst und Theater. Wir waren eingeladen den Garten des Festivals zu bespielen und entschieden uns für ein ANTI Festival. Alle Indizien eines Festivals wurden hinter Edelstahl Spiegelwänden versteckt. Keine Bar, keine Toiletten, kein Infostand. Lediglich eine Leere die alles performativ auflädt.
Projekttext aus dem Programm des Festivals:
Das ANTI Festival dekonstruiert alles was das Festival ausmacht indem es die Zeichen für das Festival versteckt. Beim Betreten des Festival Gartens ist deshalb nichts zu sehen. Keine Sonnensegel, keine bunten Lichterketten, kein Zustand der anders ist als der Alltag. Noch nicht einmal eine Bar oder eine Toilette. Alles ist wie immer. Ein Parkplatz. Mit etwas beiläufigem Mobiliar. Den Rest muss man entdecken. Erkenntnis wird einem nicht geschenkt. Man muss Sie sich suchen. Es gibt auch keinen Zeitplan. Die Logik der verlässlichen Kurration ist außer Kraft gesetzt. Bekannte Namen sind wie andere Namen. Alles Performance. Auch den Fokus muss man sich suchen. Notfalls warten. Irgendwo gibt es Getränke, gutes Essen und einen Platz am Wasser. In einem lose arrangierten Programm tauchen Gäste, Performer*innen, Künstler*innen, Screenings und Lagerfeuer auf und verschwinden wieder. Die Leere ist unberechenbar. Es gibt keine Bühne. Alles ist die Bühne.
Svenja Bredehöft, Nick Craven, Maren Hinze, David Kardel, Kayoung Kim, Julius Kuehn, Kastania Waldmüller, Grundklasse Design (Julia Lohmann) & ASA-Partner aus Chicago und Jerusalem & Kitchen Guerilla
04/2017 - 07/2017
Svenja Bredehöft, Nick Craven, Maren Hinze, David Kardel, Kayoung Kim, Julius Kuehn, Kastania Waldmüller, Grundklasse Design (Julia Lohmann) & ASA-Partner aus Chicago und Jerusalem & Kitchen Guerilla
Im Rahmen der 250 Jahrfeier der HFBK haben studierende der Grundklasse von Julia Lohmann eine drei tägige koch- Performance als Gastgeber*innen für Austauschpartner*innen des Art School Alliance Programms organisiert und inszeniert. In Kooperation mit der Kitchen Guerillia wurde hierzu eine Kochskulptur befeuert.
Die Studierenden haben in Zusammenarbeit mit Jesko Fezer eine zwölf Meter lange Kochskulptur entworfen und gebaut, die aus mehreren Bestandteilen zusammen gesetzt war. An einem Ende steht ein Pizzaofen, daran anschließend ein 9 Meter langer Grill gefolgt von einem Erdloch und einer großen Feuerstelle am anderen Ende der Skulptur.
Während der Performance wurden alle Feuerstellen gleichzeitig befeuert und somit zum Kochen verwendet. Eine stetige Versorgung der Skulptur mit Feuerholz seitens der Teilnehmer*innen und Gäste stellte deren Versorgung mit essen sicher. Die Größe der Skulptur ermöglichte vielen Menschen gleichzeitig an den Feuerstellen zu stehen und aktiv miteinander an dem Geschehen teilzunehmen und sich zu unterhalten.
2016
Henk Müller, Johannes Schlüter & Harald Müller
„Eine vielleicht experimentelle, elektronische und fahrbare Musik für Münchens Grünanlagen“ Harald Müller, der Auftraggeber, wohnt in München und hat davon geträumt ein musikalisch betriebenes Fahrzeug zu erschaffen, auf dem er seine Musikalien transportieren und zu Spielorten und öffentlichen Bühnen z.B. Open Air, an der Isar, im Park usw. fahren kann. Um sich diesen Wunsch zu erfüllen, hat er die Gestaltungsberatung durch die „Z-Werkstatt“ kontaktiert. Aus dieser Anfrage wurde nicht nur eine Gestaltung eines funktionsfähigen, musikalisch betriebenen Fahrzeugs mit Platz für Instrumente entwickelt, sondern auch ein variables Konzept für ein Transportfahrrad, sowie eine Open-Source-Anleitung. Außerdem wurde somit ein Mobilitätsprinzip für Musiker im öffentlichen Raum, beispielsweise für Straßenmusiker, entworfen. Zuletzt wurde eine Plattform für gemeinsames Musizieren, das „Jam-Netzwerk“ gegründet.
Das Problem
Es gibt ein Grundgesetz. Die Öffentliche Gestaltungsberatung, mit deren Studenten das Ressort Z für die Werkstattserie kooperiert, hat es aufgestellt. Das Grundgesetz soll erklären, was das überhaupt bedeutet: Gestaltungsberatung. Was gemacht wird und was nicht. Man kann es als Richtschnur lesen, als Kodex. Für das Projekt, das hier vorgestellt wird, ist es durchaus hilfreich, dieses Grundgesetz zurate zu ziehen. Paragraf eins lautet: Alle Themen und Probleme können zum Gegenstand von Design-Prozessen werden. Alle, also auch ein Hauseingang. Einer, der, mit Verlaub, reichlich abgerockt aussieht. Vier Steinstufen, von einem Gerüst umkränzt, das einst weiß gelackt war, aber jetzt rot rostet und schwarz schimmelt, dazu milchverglast ist, und darüber in der Wellblechschräge die Ablagerungen der vergangenen Jahrzehnte. Patina, würde der Makler sagen. Abrissverdächtig, sagt der Journalist. Auch Heidi, der das Haus gehört, sagt: "Optisch eine Katastrophe, ich weiß einfach nicht, was ich damit machen soll." Was sie bisher dort gemacht hat: Schuhe an- und ausgezogen, sich vor dem Regen geflüchtet, bei Sonnenschein gar mal ein Buch gelesen. Sagt sie. Schwerlich zu glauben. Gemütliche Lektüre? Hier?
Die Eltern von Heidi haben das Haus, an dessen Seite der Eingang mehr klemmt, als dass er ins Innere lädt, 1956 gebaut. Ein Wirtschaftswunder-Eigenheim, anderthalb Etagen, in Bad Arolsen in Nordhessen, Waldecker Land. Heidi wuchs in diesem Haus auf, ging als junge Frau fort und kehrte vor drei Jahren zurück, weil ihre Mutter ins Altenheim gezogen und der Vater gestorben war. In fremde Hände sollte die Familienstätte nicht fallen. Deshalb bauen sie und ihr Mann Frieder seither um. Verlegen neue Böden, wechseln das Mobiliar, die Küche würde auch in ein Berlin-Mitte-Loft passen. Nur dieser Hauseingang, der ist eben immer noch da. Ihre letzte Baustelle. Vielleicht liegt genau darin das Problem. Vielleicht weiß Heidi nicht, was sie daran ändern soll, weil sie daran eigentlich gar nichts ändern will? Siehe dazu Paragraf 6 des Grundgesetzes: Hinter offensichtlichen Problemen liegen oft verborgene.
Die Diskussion
Im Juni ein Besuch in Bad Arolsen, das Zweierteam der Gestaltungsberatung macht sich ein Bild, und das gerät komplexer, als man zunächst vermuten durfte. Natürlich klingt es wenig sexy, einen Hauseingang zu entproblematisieren, zumal an einem Fünfziger-Jahre-Bau – aber kann das nicht auch eine Chance sein? Ist der Hauseingang als ästhetisches Element nicht grotesk vernachlässigt? Kennen wir alle nicht mehr hässliche als hübsche Eingänge, falls wir sie überhaupt wahrnehmen? Wann steigt man mal empor, und das Herz geht einem auf? Eben, fast nie! Aus einem Hauseingang muss man doch was machen können, auch aus diesem hier, über den das Team notiert: "zu divers, keine klare Linie; erst nur Treppen; Verschalung wurde in den Sechzigern nachgebaut".
Im Gespräch mit Heidi und Frieder wird klar, dass der Hauseingang mehrere Funktionen erfüllt: Rastort, Schutz gegen die Witterung. Vor allem aber: gegen die Nachbarn. Denn die Hecke bietet keinen Schutz mehr. Vom Gärtner ohne Absprache auf Knöchelhöhe gestutzt. Die nachgepflanzten Thujen können nicht kaschieren, dass in der Begrünung nun eine eklatante Lücke klafft und Blicke ermöglicht, die Heidi, das merkt man, gar nicht mag. Das Eingangsgerüst ist der letzte Schleier gegen die Nacktheit, es in Gänze abzureißen schon deshalb keine Option. Und dann bleibt noch unausgesprochen, aber nicht unbemerkt, dass wir es hier auch mit einer Chiffre zu tun haben: der Eingang als Symbol für Erinnerungen, die sich an das Haus knüpfen, gute wie schlechte. Heidi will ihn so nicht belassen, abreißen kann sie ihn auch nicht. Dem wird das Gestaltungsteam Rechnung tragen müssen, siehe Paragraf 8: Individuelle Unterstützung heißt auch, den strukturellen Kontext zu beachten.
Allein, es hilft ja nichts. Das Gestaltungsteam vertieft sich, zurück in Hamburg, in Entwürfe: Man könnte erstens den Eingang komplett versetzen, um den Blicken zu entgehen. Man könnte zweitens den Windfang ganz öffnen, das Gerüst abbauen, denn die Hecke, sie wächst ja nach, nicht sofort zwar, aber bald. Man könnte drittens auf der anderen Seite des Hauses im Garten eine permanente Laube als neuen Verweilort installieren, dem Eingang seine Bedeutung nehmen. Die Funktionen reduzieren und damit auch seinen Problemcharakter. Das Team präsentiert die Ideen über Skype – doch Heidi lehnt jeden Eingriff ab, der zu extrem anmutet. Sie wünscht sich optische Veränderungen, die den Bau erhalten, "aber unbedingt verbessern", und das Team akzeptiert diesen Wunsch, muss es ja, denn, Paragraf 4: Lösungen werden nicht für, sondern immer mit dem Auftraggeber entwickelt. Dieser Paragraf wird noch wichtiger, als Heidi eine zweite Komplikation benennt, die mit dem Eingang erst mal nichts zu tun zu haben scheint: Sie und Frieder nutzen eigentlich nur die linke Gartenhälfte, von der Straße aus gesehen, der Eingang aber befindet sich rechts. Wollen sie Dinge in den Garten bringen, gehen sie nicht zu Fuß außen herum, sondern reichen ein Tablett durch das gartenseitige Wohnzimmerfenster hinaus.
Das Gestaltungsteam errechnet anhand des Grundrisses, dass Eingang und improvisierte Durchreiche exakt auf einer Achse liegen, und denkt beides fortan als eine große Öffnung zu beiden Seiten, als zusammenhängendes System. Für die Durchreiche kommen nun einige Möglichkeiten in Betracht. Ein kleiner Lift am Fenster? Ein Seilzug? Eine modulare Außentreppe? Über dem Hauseingang wollen die Studenten ein neues Komplettdach installieren, das die Farben der Milchglasfenster aufnimmt. Kein Stilbruch, vielmehr ein Kompromiss, angesichts der Härte, mit der Heidi und Frieder um das Objekt ringen. Dabei auch Paragraf 5 erinnernd: Die Gestaltungsberatung macht so wenig Design wie möglich. Beim Eingang muss die Funktion stimmen, soll der sentimentale Wert behutsam ins Heute gerettet werden. Und tatsächlich begeistern sich die Arolsener für die neue Idee. Eine Lösung scheint gefunden. Alles wird bemaßt und kostenvorveranschlagt. Das dauert Wochen. Wochen, die den Zweifel wieder wachsen lassen.
Die Umsetzung
Das Gestaltungsteam errechnet eine Summe um die 2.000 Euro, was nicht viel ist für einen neuen Eingang und erst recht wenig, verglichen mit dem Investment, das Heidi und Frieder bereits ins Haus gesteckt haben. Da kommt aus Bad Arolsen plötzlich eine Mail: bitte nicht, zu viel, zu teuer! Die vordere Hausfassade müsse erneuert werden, auch die Elektrik sei derzeit wichtiger. Bei der Renovierung des Eingangs wolle man sich nur vorantasten, fraglich, ob die überhaupt noch dieses Jahr stattfinden werde. Es ist ein gut begründetes Nein. Und es ist eine Enttäuschung. Selbst die geplante Ablage für die Durchreiche in den Garten scheint zu gewagt.
Das Projekt und mit ihm dieser Text könnten jetzt vorbei sein – hätten die Studenten nicht einen letzten Anlauf gewagt. Sie planen eine Intervention, ein gestaltungsberatendes Happening, um den gesamten Prozess, das Scheitern auch, zu reflektieren. Man müsse, sagt Fynn-Morten Heyer, einer aus dem Team, Heidi und Frieder ermutigen, sich das Haus in Zukunft stärker anzueignen. Ihnen die Angst vor der Veränderung nehmen. Ende September findet die Intervention in Bad Arolsen statt. Die Studenten montieren eine provisorische Durchreiche, Bretter, die, von Winkelklemmen gehalten, das Fensterbrett verlängern. Den Eingangsbereich, wie er hätte realisiert werden können, simulieren sie mit großen, aufgespannten Stoffplanen. Die Auftraggeber, zu Beginn skeptisch, entspannen merklich, als sie sehen, dass nichts von Dauer sein soll, es vielmehr um eine Ahnung, einen Input geht. Danach wird es noch lustig und laut. Bis zum Abend sitzt man zusammen. Die Blicke der Nachbarn scheinen diesmal egal.
Es ist, wenn kein richtiges Ende, so doch wenigstens ein Abschluss. Weniger, als man wollte, mehr als nichts und womöglich das Maximum, wenn man sieht, wie weit die Vorstellungen manchmal auseinanderlagen. Das Projekt bleibt ohne bauliche Vollendung. Das passiert manchmal, sagen die Studenten, siehe Paragraf 6 des Grundgesetzes: Am Anfang erforschen wir das Problem – Lösungen oder Nichtlösungen kommen später. Frieder wird nach der Intervention sagen, er und Heidi hätten viel über das Haus gelernt.
Kann ein Wetterschutz temporär sein und Platz für 20 Menschen haben?
2016
Z-Werkstatt: Wetterschutz für das ApfelKULTURparadies
Steffen Albrecht, Torben Spieker, Maria Weiss, Max W. & ApfelKULTURparadies Kultur vor Ort e.V.
2016
Steffen Albrecht, Torben Spieker, Maria Weiss, Max W. & ApfelKULTURparadies Kultur vor Ort e.V.
Das ApfelKULTURparadies (AKP) ist eine kleine Streuobstwiese mit didaktischer
Programmierung, die vom Kultur vor Ort e.V. in Bremen-Gröpelingen betrieben wird.
Die Anforderungen waren:
1)Kapazität für bis zu 20 Personen, um eine komplette Klasse mit Betreuern unterbringen zu können
2) Auf- und Abbau muss von einer oder maximal zwei Personen zu bewältigen sein, da nicht gesichert werden kann, das mehr Erwachsene vor Ort sind
3) Nur temporäre Aufbauten, da das Gelände zum einen eine Sickerfläche ist und somit keine festen Dachflächen erlaubt sind und es zum anderen ein Problem mit nächtlichem Vandalismus gibt
4) Keine Fundamente, da auch dies durch die Sickerflächen-Bestimmungen unterbunden wird
5) Platzsparend verstaubar, da zur Lagerung nur ein 2m x 2m x 2m Werkzeugcontainer zur Verfügung steht, der bereits zur Hälfte gefüllt ist
6) Keine Befestigung an Bäumen, da auch hier die Auflagen zu restriktiv sind und der Baumschutz den Verantwortlichen verständlicherweise sehr am Herz liegt
Ziel erreicht:
Drei Arbeitsschritte zur Errichtung des Zeltes. Die Befestigung der Plane am Hauptseil, Einhängen der Seile an den Ankerpunkten und das Hochziehen per Seilwinde in 10-15 Min.
Auf einem Hügel am Rande der Lübecker Innenstadt liegt sie, die Unterkunft. Nur ein schmaler Weg führt hoch zu dem Backsteinbau, der alten Lübecker Seefahrtsschule. Im Juli 2016, als die Design-Studenten zur Hilfe gerufen werden, leben hier noch 60 Männer, Asylbewerber, zwischen 18 und 64 Jahre alt, aus Syrien, Afghanistan und Eritrea, aus Russland und dem Jemen, aus Albanien und der Türkei.
Sie wohnen in Vier- bis Achtbettzimmern, Doppelstockbetten, quietschendes Metall, Industrieleuchten, die Räume kaum größer als zwanzig Quadratmeter. Im Erdgeschoss die Gemeinschaftsküche, ohne Tisch oder Stühle, auf den Fluren riecht es, wie es eben riecht, wenn 60 erwachsene Männer in ein jahrhundertealtes Haus ziehen. Eine steile, schmale Treppe führt in den Keller: versiffte Toiletten, ein verschimmelter Duschraum. An den Waschbecken hängen Hygienetipps. Es ist ein Ort, an den man jeden einladen möchte, der findet, Asylbewerbern gehe es in Deutschland zu gut.
In den Zimmern haben sich die Bewohner so gut es geht eingerichtet. Mal hängt ein Ronaldo-Trikot an der Wand, mal ein Filmposter mit Scream- Maske, eben das, worauf man sich einigen kann. Schließlich leben hier Menschen sehr dicht zusammen, die sich in ihrem Leben vorher noch nie begegnet sind. Aus unterschiedlichen Ländern, unterschiedlichen Kulturen, unterschiedlichen Generationen. Manche teilen sich zwar ein Zimmer, reden aber nicht miteinander, andere kennen noch nicht einmal den Namen des Bettnachbarn. Als Blickschutz haben einige der Bewohner, die unten liegen im Doppelstockbett, ein Tuch an das Bettgestell gehängt. Sie haben eine Illusion von Privatsphäre geschaffen in einem Haus ohne Rückzugsmöglichkeiten. Wie ließe sich die Situation im Schlafsaal verbessern?
Die Lösung
Bei einem ersten Besuch in der Unterkunft sprechen die Design-Studenten mit dem Heimleiter, Flüchtlingshelfern und einem Bewohner. Es soll abgestimmt werden, wie das Problem mit den Betten am besten angegangen werden kann. Doch nach einem Rundgang durchs Haus sind sich die Studenten nicht mehr sicher, ob die Privatsphäre in den Schlafsälen das einzige Problem in dieser Unterkunft ist.
Sie erfahren, dass die 60 Männer morgens nacheinander duschen, da es im Waschraum zwar überall Schimmel gibt, aber keine Trennwände zwischen den vier Duschköpfen. Sie sehen, dass es im einzigen Gemeinschaftsraum, der Küche, keine Sitzmöglichkeiten gibt und keinen Tisch. Und dass sich nirgends ein Ort findet, an dem man seine Ruhe hat, um zu lesen oder zu lernen. Es gibt mehrere Anforderungen an die Lösung: Sie muss preiswert sein, funktional und einfach. Die Bewohner sollen sie selbst an einem Tag herstellen können. Für die Design-Studenten ist das besonders wichtig: dass sie nicht alles vorgeben, sondern den Flüchtlingen nur dabei helfen, sich selbst zu helfen. "Das Ziel heißt Selbstermächtigung", sagt die Designerin Ronja Ophelia Hasselbach.
Als Sichtschutz arbeitet das Designer-Team an einem Gestell, das sowohl oben als auch unten in das Doppelstockbett passen soll. Außerdem soll es flexibel sein, um bei Bewegungen mit dem Metallgestell des Doppelstockbetts mitzuschwingen. Die Studenten fügen Holzlatten mit Kabelbindern zu einem Gerüst zusammen, das später auf das Bett gestellt und wiederum mit Kabelbindern daran befestigt werden soll. An mehreren Ösen, die an der oberen Leiste angebracht werden, soll schließlich wie bei einem Theatervorhang ein Baumwolltuch gespannt werden.
Für den Aufenthaltsraum entwerfen die Studenten einen Tisch, der aus zwei unterschiedlichen Teilen besteht, die in verschiedenen Formen zusammengeschoben werden können. Dazu drei angewinkelte Bänke. Die schrägen, spitzen Formen sollen Gespräche zwischen den Bewohnern provozieren. Darüber, wie man sitzen möchte. Danach vielleicht über mehr.
Die Umsetzung
Ein Samstag, zehn Uhr am Morgen. Die Studenten sind da, haben für die Vorhänge einen Nähtisch aufgebaut und einen Sägeplatz für die Bettgestelle und die Tische, auch die Helfer der Gemeinde wuseln herum. Norddeutsche mit grauem Haar und Funktionskleidung. Es sind auch eine Handvoll Bewohner des Hauses da, mal fünf, mal zehn. Aber die meisten schlafen noch.
Am Vorabend waren zwei der Studenten schon einmal vorbeigekommen, um den Tag vorzubereiten und letzte Details zu besprechen. Doch kaum einer der Bewohner wusste von dem Termin. Mit Freiwilligen aus der Gemeinde schrubbten die Studenten dann das Bad, um den Schimmel zu entfernen, bevor die neuen Duschwände aufgestellt werden konnten.
An diesem Samstagmorgen kommen die Bewohner nach und nach dazu, rauchen, gucken verschlafen, sind erstaunt, was dort passiert. Ein Mann aus der Gemeinde mit weißem Bart und Segelteint sägt mit ihnen schmale Holzlatten für das Bettgerüst zu. Es ist etwas aufwendig, die Holzlatten – wegen der Deckenschräge – auf zwei verschiedene Längen zuzuschneiden, damit das Gestell am Kopfende höher ist als an den Füßen. Die meisten Männer bauen sich deshalb ein niedrigeres und gerades Gestell. Die einfache Lösung.
In der Küche arbeitet währenddessen eine Studentin mit ein bis zwei wechselnden Bewohnern. Sie schleifen die Kanten der Tische und Bänke und lackieren sie, danach schrauben sie die Füße an. In der Dusche, die Treppe runter, kämpfen zwei der Studenten mit der Duschwand.
Es ist eine merkwürdige Atmosphäre an diesem Tag in der alten Schifffahrtsschule. Die Studenten und die anderen Unterstützer sind gekommen, um die Probleme gemeinsam mit den Bewohnern anzugehen. Doch die Helfer bleiben vor allem unter sich. Einer Studentin, wie ihre Kommilitonen mit dunklem T-Shirt und dunkler Jeans, reicht es nach ein paar Stunden: "Ich mache das hier nicht allein. Die müssen auch mitmachen", sagt sie. Die Sozialarbeiterinnen der Unterkunft, ausgebildete Erzieherinnen, versuchen die Bewohner zu mehr Beteiligung zu ermutigen: "Es ist Baufest", sagt eine zu ihnen, "aber man muss auch mal bauen und nicht nur feiern."
In einem Zimmer sitzen vier junge Männer aus Aleppo und rauchen die Zeit weg, so wie jeden Tag. Sie trinken Cola, schauen YouTube-Videos auf ihren Handys. Nur einer von ihnen baut sich ein Bettgestell zusammen. Und während er hämmert und die anderen rauchen und sich unterhalten, liegen wieder andere Mitbewohner wie Mumien unter ihren Decken und schlafen. "Das mit den Vorhängen für die Betten ist schon okay", sagt einer, "aber eigentlich haben wir andere Probleme." Was sie wirklich brauchen, sagt er, seien ein Deutschkurs, ein Job, eine Aufenthaltsgenehmigung. Und wir brauchen Internet, sagt ein anderer, die Datenpakete für die Handys seien in Deutschland so teuer.
Frühjahr 2018, gut eineinhalb Jahre nach dem Werkstatt-Treffen in Lübeck. Haben sich die Ideen der Designer bewährt? Sind die Alltagsprobleme gelöst? Anruf bei Isabel Kriegeskotten-Thiede, sie ist eine freiwillige Helferin aus der Gemeinde und hatte sich mit dem ursprünglichen Problem an die ZEIT gewandt. Erst mal das Positive: Die Tische und Bänke in der Küche stehen noch. Auch die Trennwände in den Duschen hätten geholfen, sagt sie. Mittlerweile leben noch 35 Männer in der Unterkunft, eigentlich sollten sie längst eigene Wohnungen haben, aber das ist nicht so leicht. Nach wie vor gibt es kein Internet. Die Flüchtlingshelfer besuchen das Heim einmal die Woche. Für gemeinsame Abende mit den Bewohnern. "Aber wir überlegen, ob wir das abbrechen", sagt die Helferin. Es komme kaum noch jemand.
Von den Bettgestellen seien nur wenige übrig geblieben. "Die Werkstatt hat das Leben der Bewohner für kurze Zeit beeinflusst", sagt Kriegeskotten-Thiede. Die Design-Studenten haben im Kleinen ein paar Alltagsprobleme der Asylbewerber gelöst. Aber es scheint, als sei das eigentliche Problem der Männer ein anderes: Ihr Problem ist der Alltag.
"Sie können sogar Helene Fischer nachpfeifen", Barbara Wutkewicz summt Atemlos. Viktor und Leopold stimmen nicht ein. Zu viele Fremde im Haus. Papageien müssen Vertrauen fassen, auch die Graupapageien-Brüder des Ehepaars Barbara, 75, und Karl-Heinz Wutkewicz, 77, aus Sibbesse bei Hildesheim. Es ist ein windiger Frühsommertag, die Sonne scheint, die ehemalige Grundschullehrerin Barbara Wutkewicz hat Rhabarberkuchen gebacken. Die Wutkewicz empfangen Anna-Maria Resei, 26, und Nils Reinke-Dieker, 28, von der Öffentlichen Gestaltungsberatung Hamburg auf der Terrasse. Die Papageien Viktor und Leopold krächzen drinnen. Und da liegt das Problem.
Die Diskussion
Das Ehepaar Wutkewicz hatte eine Mail an die Z-Werkstatt geschickt:
Wir (75, 77) schaffen es nicht mehr, unsere Voliere mit den beiden Graupapageien bei gutem Wetter die fünf Stufen runter auf die Terrasse zu tragen. Vielleicht haben Sie eine Lösung.
Ist es warm in Sibbesse, wird es noch wärmer bei den Papageien im Wintergarten, im Schnitt liegt die Temperatur drei Grad über der Außentemperatur. Im Winter ist das ein Segen. Im Sommer unerträglich. "Wir können rausgehen, wenn die Sonne scheint", sagt Barbara Wutkewicz, "die Papageien nicht." Jedenfalls seit sie einen neuen, mehr als 80 Kilo schweren Käfig angeschafft haben, den sie nicht mehr selbst tragen können. Sie haben es mit einer Sackkarre versucht. Aber die Schwelle zur Terrasse konnten sie auch damit nicht überwinden.
Nun liegen fünf Treppenstufen zwischen ihnen, den Vögeln und dem Glück des gemeinsamen Sommertags. Deshalb sind Anna-Maria Resei und Nils Reinke-Dieker da, sie studieren Experimentelles Design und sollen das Ehepaar Wutkewicz und seine Vögel mit einer Gestaltungsidee wieder zusammenbringen. Sie machen sich Notizen, stellen Fragen, messen den Türrahmen aus.
Für das Ehepaar Wutkewicz gehören Viktor und Leopold zur Familie. Als Umweltschützer versorgen sie sich selbst mit Obst und Gemüse aus dem Garten, sie erzählen von ihrem verstorbenen Münsteraner-Rüden Emil. "Unsere Papageien dürfen jeden Tag zwei Stunden in unserem Wintergarten rumfliegen, haben Spielzeug, sind herausgefordert. Aber mit ein bisschen Luft, mit ein wenig Himmel, würde es ihnen bestimmt noch besser gehen", sagt Barbara Wutkewicz. Die zehn Meter, die nun beim Kaffeetrinken auf der Terrasse zwischen ihr und ihren Papageien liegen, schmerzen sie. Ihr Ehemann Karl-Heinz, der früher als Maschinenbauingenieur gearbeitet hat, empfindet die Distanz als nicht ganz so dramatisch. Für ihn ist Barbaras Vorschlag eine "fixe Idee". Papageien raus oder rein, in Sibbesse ist das eine Glaubensfrage. Anna-Maria Resei und Nils Reinke-Dieker sollen nun mit ihrem Designvorschlag einen entscheidenden Jünger dazugewinnen. Denn ohne Karl-Heinz kein Himmel für Viktor und Leopold.
Die Design-Studenten versuchen möglichst viel über das Ehepaar zu erfahren. Über das Fertighaus, in das es 1968 einzog, seine Lebenssituation, seine Rituale. Denn darum geht es bei Design auch: um Kommunikation. Zweimal fahren Reinke-Dieker und Resei von Hamburg nach Sibbesse, um die Wutkewicz zu treffen. Zwischendurch skypen sie mit ihnen.
"Wie kann man Ihnen helfen?", fragten wir Sie vor einiger Zeit. Und riefen Sie dazu auf, sich mit Problemen an uns zu wenden, die sich im weitesten Sinne mit Design lösen lassen. "Haben Sie eine enge Küche? Ein zu biederes Vereinsheim? Chaos in der Garage?" Zusammen mit Design-Studenten der Hochschule für bildende Künste in Hamburg gründeten wir die Z-Werkstatt. Für die jungen Designer unserer Werkstatt gilt: Design ist mehr als Eames-Chair oder Barcelona-Liege. Design verhandelt die große Frage, wie wir leben und zusammenleben wollen. Mehr als 150 Leserinnen und Leser haben sich an uns gewandt, mit detaillierten Problembeschreibungen, Fotos und kleinen Exposés. Von diesen Projekten haben wir eine Handvoll ausgewählt. In loser Serie präsentieren wir Ihnen hier, was daraus geworden ist.
Das erste Mal kommen sie, um das Ehepaar und den Ort, den es für sich und seine Tiere geschaffen hat, zu verstehen. Sie lassen sich das Papageien-Spielzeug erklären, beobachten das Verhalten der beiden Vögel und besorgen sich den Grundriss von Haus und Wintergarten. Sie hören viel zu.
Die Lösung
Dann machen sich die beiden Design-Studenten an die Arbeit. Sie diskutieren, probieren aus, fertigen Skizzen an. Den ersten Entwurf nennen sie "Schleuse". Er sieht vor, dass ein kleinerer Käfig draußen fest installiert wird, den die Vögel bei gutem Wetter durch eine Art Schleuse erreichen können. Die Wutkewicz finden die Idee prinzipiell gut, sie birgt aber eine Gefahr: Bei schwerem Regen oder Sturm wäre der kurze Flug durch die vergitterte Schleuse für die Tiere gefährlich.
Der zweite Entwurf heißt "Rampe". Mit geringem Aufwand soll auf Höhe der Türschwelle eine Art Papageienbalkon entstehen, auf den der Käfig geschoben werden kann. Dafür müsste allerdings der Käfig umgerüstet werden, mit den derzeitigen Rollen wäre er zu hoch.
Der "schwebende Käfig"
Barbara ist sofort begeistert. Karl-Heinz hatte sich zwar etwas "Verblüffenderes" gewünscht. Doch auch er ist angetan. Solange die Kosten nicht explodieren. Über den Sommer tüfteln die Designer weiter. Sie machen Entwürfe und bauen Modelle. So wird aus der "Rampe" der "schwebende Käfig".
Letzter Besuch in Sibbesse. Es ist Herbst geworden. Der Kuchen, diesmal mit Äpfeln, wird nicht mehr auf der Terrasse, sondern im Wintergarten serviert. Die beiden Designer sind gekommen, um ihr Modell des "schwebenden Käfigs" vorzustellen.
Die Idee: den Käfig so umzurüsten, dass die Wutkewicz ihn wie einen Einkaufswagen zur Hälfte aus der Terrassentür schieben können. Dann müssten die beiden nichts mehr tragen, der Umbau wäre mit ungefähr 300 Euro Materialkosten finanziell überschaubar, und der Käfig samt Papageien könnte bei gutem Wetter flexibel aus der Tür geschoben werden. Fängt es an zu regnen oder weht zu starker Wind, ist er leicht zurückzubewegen. Reinke-Diekers und Reseis Professor an der Hochschule hielt die Idee für "genial und elegant".
Doch wie sehen es Barbara und Karl-Heinz Wutkewicz? Für die Präsentation haben die Designer einen handelsüblichen Käfig gekauft und ihn modellhaft umgerüstet, sodass er ins Freie gerollt werden kann. Sie haben kleine Rollen besorgt und sie unten am Käfig angebracht. Metallplatten am Käfigboden sollen für Stabilität sorgen und alles im Gleichgewicht halten. Außerdem haben sie den Käfig innen mit einer weiteren Querstrebe verstärkt und an einer Seite eine Art Einkaufswagengriff aus Holz angebracht.
"Der Handlauf wäre aus einem schönen weichen Holz, sodass man ihn gerne anfasst", sagt Resei. Sie schiebt den Modellkäfig aus der Tür.
Barbara Wutkewicz steht draußen auf der Terrasse und begutachtet, wie viel Frischluft damit für ihre Papageien gewonnen wäre. "Also, ich find’s toll!", sagt sie.
Karl-Heinz Wutkewicz steht drinnen und sagt: "Na ja, es ist schon eine sehr gute Idee, aber ich finde, der Aufwand steht nicht im Verhältnis zum Nutzen." Die Fotografin ermutigt ihn, seine Stirn in Falten zu legen, damit seine Skepsis auch im Bild sichtbar wird. Barbara Wutkewicz raunt: "Die liegt doch immer in Falten!" Alle lachen.
"Ich würde es machen. Ich würde den Käfig so umbauen", sagt Barbara. "Wir haben jetzt aber doch die Markise!", antwortet Karl-Heinz. Seine Priorität war es, den Vögeln den Hitzestau im Wintergarten zu ersparen. Deshalb hat er im September eine elektrische Markise anbringen lassen. In den heißen Monaten verschafft sie den beiden Papageien Abkühlung.
Das Designer-Team ist nicht enttäuscht. Im Gegenteil: "Wir wollen nicht auf Teufel komm raus was bauen. Wenn wir die beiden durch unsere Arbeit in ihrer eigenen Lösungssuche unterstützen konnten, ist das genauso ein Erfolg", sagt Reinke-Dieker.
Im Hause Wutkewicz hat der Pragmatismus über den Idealismus gesiegt. Auch Barbara Wutkewicz ist begeistert von der Markise. Trotzdem träumt sie weiter von einem bisschen Himmel für Viktor und Leopold.
Schulen müssen immer mehr Schüler*innen aufnehmen. Auch im Klassenzimmer macht sich das Kapazitätsproblem bemerkbar. Mehr Platz auf demselben Raum – geht das überhaupt?
Drei Körperpositionen, die im Klassenraum eingenommen werden: sitzen, stehen, liegen. Das wird die Basis für die Umgestaltung des Raumes. 50 Prozent Sitzen, 30 Prozent Stehen, 20 Prozent Liegen und Aktion – diese Empfehlung, von der Bundesarbeitsgemeinschaft für Haltung und Bewegung publiziert, fundiert den Ansatz theoretisch.
Felix Egle, Finja Delz, Fynn Morten Heyer, Johannes Schlüter, Liez Müller & 06600 Plataforma y Observartorio Vecinal de la Colonia Juarez
05/2016
Felix Egle, Finja Delz, Fynn Morten Heyer, Johannes Schlüter, Liez Müller & 06600 Plataforma y Observartorio Vecinal de la Colonia Juarez
Neighbors in the Mexico City district Juárez formed an incredibly well organized heterogeneous group called 06600 Plataforma y Observartorio Vecinal de la Colonia Juarez several years ago in response to the growing gentrification of the area. They meet regularly at the plaza Giordano Bruno to discuss local issues, to help each other with everyday problems and to organize political and social efforts to resist gentrification.
In several meetings the Public Design Support learned about their activities and needs. Among other things they lacked a physical communication tool at the plaza Giordano even though being intensively connected via social media and direct interaction with other members of the community. Furthermore, they wanted an object that would materialize their presence at the space without excluding the other users of this dynamic and multifaceted park.
The design is composed of a wooden X marking the plaza, with metal posts and plastic buckets filled with cement to serve as the foundation and a steel grid to hang stuff. It defines the space as a place for neighborhood intervention while making it possible to hang, post or write information in a highly visible space to reach members of the community first hand.
During Itala’s visit to the Public Design Support she described a chaotic life/work situation. Her work in fashion and textiles had proved increasingly difficult to manage in a crowded studio in her shared apartment. She had already tried several times unsuccessfully to organize a storage situation that would provide her with more space to work.
The Design Support team discussed several ideas with her. They suggested to start with the table, enabling her to empty it and use it properly which would serve as a starting point for tackling the whole apartment. The Sewing machine in particular needed a new spot.
The system developed consists of two horizontal steel profiles mounted to the wall. These allow for the installation of vertical elements, specifically colored wood panels that can be converted to shelving space for larger objects like the sewing machine, with some velcro stripes added for attaching cloth bags containing smaller items and an elastic strap to arrange and store yarn, fabric and tools. The wall mounting system enables the user to develop more specific storage and display solutions and has already be modified by Itala for additional storage capacity.
Does repainting a room enable to reconsider the use of a space?
05/2016
Otomi Community Space
Otomi Community & Studio for experimental design
05/2016
Otomi Community & Studio for experimental design
The initial visit by the Public Design Support team to the Otomi housing complex at Guanajuato 125 was met with skepticism regarding the potential for intervention from the outside. Since the mid 90’s fifty Otomi families have lived in this impressive self-initiated housing project. Much has changed since the complex was first built and variety of social and economic issues have impaired a sense of community among the residents.
After an explanation of our design process a community leader suggested that the community room designated for children could be repainted. The space also had a lot of unused items in it that were simply being cached there, inhibiting further uses of the space. Through a series of discussions, the design team decided to attempt a reactivation of the space for use by the community. A proposal was drawn up to repaint the room based on the suggestions of Otomi children who were given a series of diagrams to color. These diagrams were later examined by the Design team and appropriated into a color scheme. All of the non-furniture items and objects in the room were then transported to Muca Roma as a neutral space where children and others from the Otomi community could sort through everything and decide what to keep and what to throw away. Following the repainting of the room the selected items were returned to the space.
The complete emptying of that space, the repainting and discussion, and subsequent reinstallation of objects and furniture were intended to enable the inhabitants to reconsider the use of that space and to have a better starting point for future conversations about its role in the community.
Can one build a shelf to promote alternative economic principles?
05/2016
Casa de los Amigos Coop Display
Casa de los Amigos & Studio for Experimental Design
05/2016
Casa de los Amigos & Studio for Experimental Design
The Casa de los Amigos is a socially engaged, multifaceted organization dedicated to a platform of social justice through the promotion of understanding between cultures and a recognition of human dignity. Rooted in their Quaker values, they host and provide assistance to refugees from specific backgrounds, offer lodging to visitors from around the world and maintain a support network designed to create a more inclusive approach to social justice.
Casa de los Amigos supports social cooperatives throughout Mexico that promote alternative economic principles. In the lobby of their beautiful building designed by Luis Barragán, they display products produced by these cooperatives which can be obtained by donation or exchange with other goods.
The Casa requested that our design support team develop a better way to display the products of the cooperatives. After several visits, discussions and a spatial analysis of the room with the existing display elements, the design team proposed a new spatial layout, a rearrangement of the products and a new emphasis on presenting the way each cooperative operates and their social approach. A new shelf prototype was developed, which is able to display the products and description of each the cooperatives simultaneously. The shelf was designed to strongly reference preexisting furniture in the house.
Frieder Bohaumilitzky, Friederike Wolf, Fynn-Morten Heyer, Helena Kersting, Ina Roemling, Larissa Starke, Liez Müller, Nils Reinke-Dieker, Steffen Albrecht, Torben Koerschkes & Romy und Stef Richter (Stechlin-Institut) & David Bauer und Niklas Fanelsa (Atelier Faba) & Theresa Kampmeier
08/2015
Frieder Bohaumilitzky, Friederike Wolf, Fynn-Morten Heyer, Helena Kersting, Ina Roemling, Larissa Starke, Liez Müller, Nils Reinke-Dieker, Steffen Albrecht, Torben Koerschkes & Romy und Stef Richter (Stechlin-Institut) & David Bauer und Niklas Fanelsa (Atelier Faba) & Theresa Kampmeier
Das Stechlin-Institut befindet sich in der Entwicklungsphase, soll aber bald Menschen mit Multipler Sklerose und Künstler*innen empfangen. Die Teilnehmer*innen können dann bei einem vierwöchigen Aufenthalt vom Umgang der anderen mit ihren besonderen Lebensumständen erfahren und im gegenseitigen Austausch ihre individuellen Perspektiven neu reflektieren. Ebenso macht die besondere ländliche Lage des Instituts intensives Naturerleben möglich. Bei unserem einwöchigen Aufenthalt haben wir versucht, den Ort zu verstehen und die Offenheit und Freiheit, die er bietet, begreifbar zu machen. Wir sammelten praktische Wohnerfahrungen, hatten intensive Diskussionen, unternahmen temporäre Eingriffe und erprobten verschiedene Einrichtungs-Modelle, die den Innen- und den Außenraum miteinander verbinden sollten. Am letzten Tag haben wir in einer gemeinsamen Aktion den Grundstückszaun abgerissen.
Antje Löffelholz, Femke Fredrix, Frieder Bohaumilitzky, Helena Kersting, Ina Roemling, Jeffrey Wallner, Konstanze Essmann, Luisa Hilmer, Nicole Lichtenegger, Nurgül Dursun, Ronja Hasselbach, Sam Plümacher, Steffen Albrecht
10/2015
Antje Löffelholz, Femke Fredrix, Frieder Bohaumilitzky, Helena Kersting, Ina Roemling, Jeffrey Wallner, Konstanze Essmann, Luisa Hilmer, Nicole Lichtenegger, Nurgül Dursun, Ronja Hasselbach, Sam Plümacher, Steffen Albrecht
Gemeinsam mit den Jugendlichen der Erstversorgungseinrichtung 10, die im September 2015 in Nachbarschaft der HFBK Hamburg eröffnet wurde, bereiteten wir ihren Tag der offenen Tür vor. Dabei sollte die für die Jugendlichen ungewohnte Rolle als Gastgeber*innen entwickelt und durch praktische Zusammenarbeit bestärkt werden. Selbstgemalte Bilder wurden aufgehängt, Sitzgelegenheiten arrangiert, ein Kickerturnier organisiert und der zur Straße weisende Zaun wurde mit Willkommensgrüßen in unterschiedlichen Sprachen dekoriert.
Das Kochstudio Dostan liegt in einem Gewölbe unter den Gleisen der U-Bahnlinie U3 im Hamburger Stadtteil Barmbek. Der Besitzer Arman möchte dort neben seinem Catering künftig auch Gäste empfangen und wünscht sich, bald ein kleines Restaurant eröffnen zu können.
Eigenständige und unstrukturierte Umbauaktionen von ihm und seinen Freunden mündeten bisher jedoch eher im Chaos. Mit einer raumdefinierenden Theke als zentralem Element soll nun Struktur in den halbrenovierten Raum gebracht werden.
Können 45 Menschen auf 45 Quadratmetern Platz finden?
06 - 12/2015
Gemeinschaftsraum
Julia Böttcher, Nicole Lichtenegger & Bewohner*innen des Wohnprojekts Stattschloss & Alexander Joly
06 - 12/2015
Julia Böttcher, Nicole Lichtenegger & Bewohner*innen des Wohnprojekts Stattschloss & Alexander Joly
Zu dem Wohnprojekt Stattschloss in der Unzerstraße gehört ein 45 Quadratmeter großer Gemeinschaftsraum, den sich 30 Erwachsene und 15 Kinder teilen. In diesem Gemeinschaftsraum finden verschiedene Veranstaltungen wie gemeinsames Kochen oder Videoabende statt. Die Bewohner*innen stören sich an den zusammengestückelten, nicht zueinander passenden Einzelmöbeln, außerdem wünschen sie sich eine Schlafmöglichkeit für Gäste und mehr Stauraum. Bis jetzt hat die Öffentliche Gestaltungsberatung ein Sitz- und Schlafmöbel entworfen, das alle vorhandenen Sitzmöbel ersetzen soll. In Planung ist die Modifizierung der Küche sowie die Neugestaltung eines Bartresens, der gleichzeitig Raumteiler und Stauraum werden soll.
Der Familientreff FUnKE gehört zum offenen Angebot des Kinderhaus am Pinnasberg in St. Pauli, einem Jugendhilfeträger, der Kinder und Jugendliche stationär und ambulant betreut. In den Räumlichkeiten des Familientreffs finden verschiedene Aktivitäten wie Elternkurse, Sozialberatung, Hebammensprechstunden, Kochkurse und Spielgruppen statt. Am Anfang der Beratung stand ein Workshop mit den Mitarbeiter*innen, bei dem diese die Räume bewerten sollten. Es zeigte sich, dass vor allem der Mangel an Arbeitsplätzen im Mitarbeiter-Büro ein Problem darstellt. Kritisiert wurde auch die Ausstattung des Beratungsraums, während der Aufenthaltsraum allgemein positiv bewertet wurde.
Zunächst wurde der Eingangsbereich einschließlich des Schaufensters umgestaltet, dessen Zustand alle Mitarbeiter*innen als wenig einladend empfunden hatten. Mit einfachen Ad-hoc-Eingriffen in die Topfpflanzenanordnung sowie dem Entwurf eines Aufstellers für die Ankündigung von Aktionen und zur Präsentation von Broschüren konnte in einem schnellen ersten Schritt eine aufgeräumtere und lichtere Stimmung geschaffen werden. Die Umplanung des Büros und des Beratungsraums war bei Redaktionsschluss noch in Arbeit.
Mitarbeiter*innen der Konflikthilfe der GWA St. Pauli baten die Gestaltungsberatung um einen Stehtisch, der insbesondere bei Rückenschmerzen als alternativer Arbeitsplatz genutzt werden kann. Der entstandene Stehtisch passt sich den architektonischen Eigenheiten des Büros sowie den dort arbeitenden Menschen an. Die Tischplatte lässt sich in der Höhe verstellen und bietet so allen Mitarbeiter*innen eine angenehme Arbeitssituation neben dem herkömmlichen Sitzplatz. Drei an der Wand angebrachte Metallwinkel halten auf einfachste Weise die Tischplatte, die in verschiedenen Höhen eingelegt und durch einen Stift fixiert werden kann.
Wie performt man ländliche Raumnutzungsperspektiven?
02 - 03/2015
Nusrets Land
Steffen Albrecht, Julian Bühler, Sören Gerhardt, Luisa Hilmer, Helena Kersting, Torben Körschkes, Antje Löffelholz, Daniel Pietschmann, Merlin Reichart, Mattea Weihe, Maria Weis & Nusret Çakar & Prof. Pelin Tan und Studierende der Mardin Artuklu University & Goethe-Institut Ankara
02 - 03/2015
Steffen Albrecht, Julian Bühler, Sören Gerhardt, Luisa Hilmer, Helena Kersting, Torben Körschkes, Antje Löffelholz, Daniel Pietschmann, Merlin Reichart, Mattea Weihe, Maria Weis & Nusret Çakar & Prof. Pelin Tan und Studierende der Mardin Artuklu University & Goethe-Institut Ankara
Die Öffentliche Gestaltungsberatung wurde von der Mardin Artuklu University eingeladen, bei der Umgestaltung eines Landstücks in Mardin, Türkei, mitzuwirken. Nusret Çakar, der Landeigentümer, träumt von einem autarken, ökologischen Leben in kleiner Gemeinschaft und der Rückbesinnung auf traditionelle Werte und handwerkliche Fertigkeiten auf der 2,4 Hektar großen Fläche. Neben der kartografischen Analyse einiger Teilgebiete des Geländes untersuchte unser Team das Land experimentell auf seine sozialräumlichen Potenziale. Mit vier Tüchern von jeweils 1,5 x 3 Metern Größe und zwölf Personen wurden performativ mögliche Räume aufgezeigt, bestehende Qualitäten der Topografie hervorgehoben und die (sozialen) Dimensionen der verschiedenen Orte interpretiert.
Die Bewohner*innen eines in den 1950er Jahren erbauten Hauses mit zwölf Mietparteien wünschten sich einen Ort für nachbarschaftliche Aktivitäten im Vorgarten. Ein Tisch bildet den Ausgangspunkt des gestalterischen Konzepts. Mit 2,8 Metern Länge bietet er Platz für alle Anwohner*innen. Um für unterschiedliche Wetterverhältnisse und Zwecke flexibel zu bleiben, wurde er nur an seinem spitzen Ende fest im Boden verankert. Mit Hilfe des Gelenklagers kann er um diesen Punkt aus dem Schutz der darüber gespannten Plane heraus oder hineingedreht werden. Der Entwurf wurde gemeinsam mit den Bewohner*innen umgesetzt und von ihnen selbst vervollständigt, indem der Boden mit einer Mulchschicht bedeckt, Stühle herbeigeschafft und ein fester Grill gebaut wurde.
Helena Kersting & Susanne Hausmann, Stefan Voges (GWA St. Pauli) & alleinerziehende Mutter von drei Kindern
02 - 06/2015
Helena Kersting & Susanne Hausmann, Stefan Voges (GWA St. Pauli) & alleinerziehende Mutter von drei Kindern
Die Auftraggeberin, eine alleinerziehende Mutter von drei Kindern, steht täglich vor dem Problem, dass der Wohnungsschnitt ganz und gar nicht den Bedürfnissen der Familie entspricht. Es gibt nur drei Wohnräume, von denen zwei als Schlafzimmer für die vierköpfige Familie ausreichen müssen. Die beiden älteren Töchter (12 und 15 Jahre) teilen sich das Etagenbett im kleinsten Zimmer (8 Quadratmeter). Im zweiten Raum (15 Quadratmeter) schlafen Mutter und Sohn (7 Jahre) im ehemaligen Ehebett.
Da der türkischstämmigen Familie der Empfang von Gästen sehr wichtig ist, möchte sie das große Wohnzimmer (20 Quadratmeter) als repräsentativen Gemeinschaftsraum erhalten. Aus den Gesprächen mit der Mutter und den beiden bei der GWA St. Pauli für die Familie zuständigen Betreuer*innen Susanne Haussmann und Stefan Voges ging hervor, dass ein Umzug in eine andere Wohnung unrealistisch und ein großer Umbau finanziell nicht möglich ist.
Jede Lösung innerhalb dieser Wohnung läuft Gefahr, die angespannte Situation dort weiter zu verfestigten, zudem sind dauerhafte Umbauten weder vom Vermieter noch von Seiten der Familie erwünscht. So kommen nur temporäre, flexible Lösungen in Frage. Ein Raumtrennungselement, dessen Grundriss einem „T“ gleicht, könnte eine Schlafsituation schaffen, bei der drei Betten mitten im Raum voneinander getrennt werden und drei separate Bereiche entstehen. Während nun, wie in der Familie abgesprochen, die ältere Tochter das kleinste Zimmer der Wohnung alleine beziehen kann, bieten diese Bereiche für die Mutter und die zwei jüngeren Kinder getrennte Schlafzonen im anderen Zimmer. Der Lösungsansatz wurde von der Familie positiv aufgenommen. Wegen eines familiären Zwischenfalls musste das Projekt jedoch pausieren und konnte noch nicht umgesetzt werden.
Trennelement Vorhang: Vorhänge würden Geräusche dämmen, wären günstig in der Anschaffung und jederzeit austauschbar. In einem engen Raum können Vorhänge jedoch stickig wirken und sie bilden außerdem keine stabile Trennung.
Trennelement Holz: Je nach Art der verwendeten Platten (Span- bis Tischlerplatte) würden unterschiedliche Kosten anfallen. Holzwände erzeugen eine stabile Raumstruktur und könnten, durch Regale ergänzt, Stauraum bieten. Die geräuschdämmende Wirkung von Holz ist eher gering.
Trennelement Jalousie: Jalousien lassen jedes Geräusch hindurch. Sie sind im Vergleich zu anderen Materialien relativ teuer, kein stabiles Raumelement, aber flexibel einstellbar. Sie wirken luftig und sind hochgezogen nahezu unsichtbar. Die Raumtrennung könnte je nach Bedarf eingesetzt werden.
Wie können Ordnungssysteme den Anforderungen gerecht werden?
04 - 07/2015
Katjas Ordnungssystem
Charlotte, Julia, Silvia, Steffen Albrecht & Katja
04 - 07/2015
Charlotte, Julia, Silvia, Steffen Albrecht & Katja
Bei einem ersten Ortsbesuch bemerkten wir, dass bestehende Ordnungssysteme wie Regale und Schränke Katjas Anforderungen nicht gerecht werden. Wir entschieden uns dafür, ein auf sie angepasstes und durch sie anpassbares Ordnungssystem für ihren Arbeitsraum zu entwerfen, wofür es allerdings auch einiger größerer Maßnahmen bedurfte. Damit Katja sich auf die Veränderungen in der Wohnung auch gedanklich einstellen konnte, schickten wir ihr in regelmäßigen Abständen „Aufgaben“ mit gezielten Fragen zu bestimmten Dingen, Räumen und Aufteilungen per Post zu, die sie mit von uns entwickelten beigelegten kleinen Hilfsobjekten bearbeiten sollte
01/2015
Max Weydringer, Nils Reinke-Dieker & Hanna, Lars
Von: Nils Reinke-Dieker
Betreff: Re: Öffentliche Gestaltungsberatung
Datum: 8 Januar 2015 14:30
An: Lars, Hanna
Kopie: Maximilian Weydringer
Hallo Hanna und Lars,
damit ihr das Chaos in eurer Küche besser in den Griff bekommt, haben wir euch, nach unserem gemeinsamen Workshop, einen Baustellenorganizer entworfen. Auf dem sind die erforderlichen Schritte, benötigten Materialien und kostengünstige Quellen verzeichnet. Am besten druckt ihr ihn aus, markiert Prioritäten und hakt ab, was erledigt ist. Könnt ihr damit etwas anfangen?
Mit besten Grüßen, Max und Nils
Von: Lars
Betreff: Re: Öffentliche Gestaltungsberatung
Datum: 8 Januar 2015 17:19
An: Nils Reinke-Dieker
Ja cool, danke,
damit lässt sich arbeiten. Bis bald, schöne Tage!
Lars
Von: Hanna
Betreff: Re: schöner wohnen
Datum: 20 Januar 2015 15:04
An: Maximilian Weydringer, Lars
Kopie: Nils Reinke-Dieker
Hello ihr zwei!
Der Plan ist ausgedruckt und hängt an unserem Kühlschrank - jedoch muss
die Umsetzung noch etwas warten, denn Lars ist ständig im Urlaub ;-)
Gerade fährt er Ski, dann ist er zwei Wochen hier und dann wieder bis
Ende Februar weg.
Wir werden mal versuchen, zwischen seinen Urlauben Termine zur Umsetzung zu
machen und sie euch wissen zu lassen.
Sorry wenn das jetzt etwas lame für euch klingt, aber Urlaub muss sein ;-)
LG Hanna
Von: Maximilian Weydringer
Betreff: AW: schöner wohnen
Datum: 20 Januar 2015 15:14
An: Hanna, Lars
Kopie: Nils Reinke-Dieker
hei, prima - so machen wirs.
lasst uns wissen wenn termine stehen - dann können wir euch entsprechend motivieren.
und urlaub muss auf jeden fall sein.
bis dahin.
liebe grüße, nils und max.
Von: Nils Reinke-Dieker
Betreff: Re: Öffentliche Gestaltungsberatung
Datum: 27 Mai 2015 16:12
An: Lars
Kopie: Maximilian Weydringer
Lieber Lars,
bist du mit den Umbauten deiner Küche schon weitergekommen? Da wir aktuell eine Publikation zur ÖGB planen, würden wir gerne wissen, wie es dir mit unserer Beratung ergangen ist. Selbst wenn du noch nichts umgesetzt hast, wäre Feedback von dir hilfreich, damit wir wissen, was wir in Zukunft anders machen könnten. Bist du zur Zeit in Hamburg? Gerne können wir uns bei dir oder in der ÖGB am Hein-Köllisch Platz treffen, z.B. am Donnerstag, den 11. Juni am Nachmittag?
Mit lieben Grüßen, Max und Nils
Von: Lars
Betreff: Re: Öffentliche Gestaltungsberatung
Datum: 5 Juni 2015 09:58
An: Nils Reinke-Dieker
Hallo ihr beiden!
ich will nicht lamentieren: nein nein nein, wir haben keinen Finger krumm gemacht.
Zwei Meister*innen der Prokrastination. Leider nicht über gedankliche Ansätze hinaus gekommen.
Dabei haben wir alles im Kopf und hoffen, dass wir uns demnächst den Kick geben.
Wir halten euch auf dem Laufenden, sorry,
Lars
Von: Nils Reinke-Dieker
Betreff: Re: Öffentliche Gestaltungsberatung
Datum: 9 Juni 2015 12:24
An: Lars
Kopie: Maximilian Weydringer
Hallo Lars,
vielen Dank für deine Rückmeldung! Du brauchst dich nicht bei uns entschuldigen, was du in deiner Küche machst, entscheidest du natürlich selbst :)
Allerdings würde es uns interessieren, was deinen Umbauten helfen könnte:
Waren es zu viele Punkte auf der To-do-Liste? Sind die anstehenden Kosten zu hoch? Fehlt die Zeit? Oder haben sich die Maßnahmen teilweise erübrigt?
Möglicherweise können wir dir nochmal unter die Arme greifen. Gerne können wir auch eine erste Maßnahme gemeinsam in Gang bringen.
Uns würde es freuen, wenn wir in Kontakt bleiben.
Mit lieben Grüßen,
Max und Nils
Von: Maximilian Weydringer
Betreff: Re: „küchenproblem“
Datum: 17 September 2015 22:22
An: Lars
Kopie: Nils Reinke-Dieker
Hallo Lars,
die bereits erwähnte Publikation zur Gestaltungsberatung steht nun vor der Tür, und wir möchten die Arbeit zu deinem "Küchenproblem" gerne mit aufnehmen.
Obwohl wir es leider nicht geschafft haben, dir die Umsetzung schmackhaft zu machen, würden wir gerne den Entwurf des Baustellenorganizers sowie unsere Mail-Korrespondenz als Beispiel der gestalterischen Haltung der ÖGB abdrucken (siehe Anhang).
Bist du damit einverstanden?
Und falls es doch noch was zu berichten gibt oder du mittlerweile mit deiner Küche zufrieden bist, lass es uns gerne wissen.
Vielen Dank und alles Gute,
Nils und Max
Von: Lars
Betreff: Re: „küchenproblem“
Datum: 24 September 2015 11:04
An: Maximilian Weydringer
Hallo!
Wenn ihr Nachnamen und Adressen schwärzt, gern.
Grüße,
Lars und Hanna
Anwohner*innen der Hamburger Hochstraße traten im Rahmen der ÖGB an die Studierende der HFBK heran und wünschten sich eine Aufwertung der Grünflächen, die sich in der Hamburger Hochstraße befinden und teilweise an die Häuserreihe angrenzen.
Dabei sollten unter anderem Passant*innen davon abgehalten werden auf die Beete zu urinieren und ihren Müll in die Grünflächen zu werfen. Durch eine eventuelle Sitzmöglichkeit könnte der Austausch innerhalb der Nachbarschaft gefördert werden
Beim ersten Ortstermin in Hellis Wohnung begleitete uns Eric Pfromm von den BFGF DESIGN STUDIOS. Hier seine Bestandsaufnahme:
Hallo Fynn,
das war nett und interessant mit euch.
Meine Zusammenfassung des heutigen Termins:
Briefing:
Helli beschreibt ihren Gestaltungsbedarf vor allem als Wunsch nach ästhetisch ansprechenden Möbeln für die von ihr benannten Bereiche. Die Möblierung und Strukturierung des Bereichs Wohnzimmer-Schlaf/Arbeitszimmer funktioniert für sie so, wie sie ist.
Rebriefing:
Gestalterisch ist die Einrichtung in sich stimmig, ich sehe keinen extremen Notstand.
Der ungedeckte Bedarf an Stauraum ist überschaubar (sechs Ordner; zu Wahlkampfzeiten etwas Werbemittel).
Auffällig ist die Vielzahl an Tischen (6 Stück), die in den zwei Räumen stehen.
Im Arbeitszimmer ist die gesamte Fensterfront in einem Missverhältnis zu nutzbaren Stau- und Arbeitsflächen verbaut.
Vertiefung:
Ohne dass es von Helli thematisiert wird, erscheint uns die Nutzung des Arbeitszimmers mit Schlafstelle konzeptionell ungeklärt. Das ist kein Schlafzimmer, kein Arbeitszimmer, kein Gästezimmer und kein Lager. Was könnte das eigentlich sein?
Vorschläge zur Bearbeitung durch die Öffentliche Gestaltungsberatung (ich kürze das mal als ögb ab). Die Titel sind von mir zu Illustrationszwecken extra polemisch.
Route 1, Stylingverweigerung: Für die Auswahl geschmackvoller Möbel ist die ögb nicht zuständig. Erfahrungsgemäß sind gestalterisch anspruchsvolle Produkte meist mit ordentlichen Preisen verknüpft. Durch die Beschäftigung von Gestaltern wird es nicht billiger.
Route 2, Konstruktive Verweigerung: Durch minimalen Eingriff (Erweiterung des vorhandenen Möbels, wie in der Nachbesprechung angedacht) kann Stauraum geschaffen und Möblierung reduziert werden. Dadurch kann das Fenster zugänglich und der wahrgenommene Raum vergrößert werden. Die vorhandenen Möbel können durch weitere minimale Eingriffe (Verblendung, Abdrechselung, Lackierung etc.) schöner gemacht werden.
Pfad A: die ögb erläutert dieses Konzept und vermittelt gegebenenfalls einen Tischler.
Pfad B: die ögb erläutert dieses Konzept und erstellt Vorgaben für einen Tischler (Design-Übung).
Pfad C: die ögb erläutert dieses Konzept und plant/baut/bearbeitet die Möbel (Design- und Handwerks-Übung plus Verdienst – ggf. für Erstsemester).
Route 3, Kundenüberforderung: In einem vertiefenden Termin mit Helli Laab (und ihrem Mann, jedoch ohne mich) findet die ögb heraus, ob es nicht grundsätzlich einen viel besseren Nutzen für das zweite Zimmer gibt, wenn es neu definiert wird. Daraus ergeben sich ggf. ganz andere Gestaltungsaufgaben.
Ich wünsche euch viel Spaß und bin gespannt, was ihr erzählt, wenn wir uns mal wieder sehen (passiert in Hamburg garantiert).
Alles Gute, Eric
Bei dem nächsten Treffen, der Präsentation von Route 2, wirkte Helli unzufrieden. Wir versuchten, gemeinsam kleine Eingriffe in die Struktur ihrer Wohnung zu entwickeln, doch sie beharrte darauf, dass sie hauptsächlich „irgendetwas mit Farbe“ brauche. Daraufhin empfahlen wir ihr, eine/n Inneneinrichter*in zu kontaktieren. Als sie die Beratung verließ, wirkte sie enttäuscht. Unsicher schauten wir uns noch einmal Fotos von ihrer Wohnung an. Die wirkte zwar zeitgenössisch eingerichtet, aber auch auffallend neutral. Es gab kaum persönliche Gegenstände, Deko-Objekte oder farbliche Gestaltungseingriffe. Helli hatte wohl wirklich ein Styling-Problem. Hatten wir ihr vermittelt, dass so ein Problem kein ernstzunehmendes sei?
Ein paar Wochen später besuchten wir Helli erneut. Wir wussten, dass wir ihre Probleme nicht lösen können würden, aber um unser Gewissen zu beruhigen, hatten wir ihr ein Geschenk mitgebracht. Helli’s Highlights, ein Set von drei Aufstellern, die es ermöglichen sollten, über Styling zu sprechen und es in ihrem Wohnraum zu analysieren. Indem man sie rahmt und highlightet, werden die vorhandenen Styling-Objekte betont, um ihre Wichtigkeit herauszustellen. Außerdem können anhand der Aufsteller exemplarisch verschiedene Oberflächen und Farben im Wohnraum ausprobiert werden. Das lief ganz gut, wir betonten einige ihrer Deko-Objekte und benutzten den silbernen Aufsteller, um zu überprüfen, ob silberne Edelstahl-Tischbeine zu ihrem Holzfußboden passen, da ihr die ursprünglichen nicht gefielen. Außerdem wollte sie zwei weitere Tische durch neue ersetzen, die ihrer Vorstellung mehr entsprachen. Auf unsere Empfehlung hin entschied Helli sich dafür, einen Tischler mit der Herstellung der zwei neuen Tische zu beauftragen und die Holzbeine ihres Couchtischs durch Edelstahl-Modelle zu ersetzen, die als Standardware bei IKEA erhältlich sind (Route 2, Pfad A). Wir konnten sie auch davon überzeugen, nicht zwei Zimmer für Besucher herzurichten, sondern nur das Wohnzimmer, damit der Raum, in dem sie schläft, seine Intimität bewahrt (Route 3).
Wie viele private und gemeinschaftliche Aktionen können in einem Raum stattfinden?
11/2014
JWRG – Konzept für einen Aufenthalts- und Arbeitsraum
Steffen Albrecht, Torben Koerschkes, Mattea Weihe & Johann-Wilhelm-Rautenberg-Gesellschaft e. V. (JWRG), Team St. Georg
11/2014
Steffen Albrecht, Torben Koerschkes, Mattea Weihe & Johann-Wilhelm-Rautenberg-Gesellschaft e. V. (JWRG), Team St. Georg
Die Johann-Wilhelm-Rautenberg-Gesellschaft bietet an drei Standorten in Hamburg ambulante Hilfe für psychisch kranke Menschen an. Das Team St. Georg erhoffte sich von der Gestaltungsberatung die bessere Aufteilung eines Raums, der für Teambesprechungen und Veranstaltungen genutzt wird, aber auch als Offenes Café, Aufenthaltsraum und Anlaufstelle für Klient*innen. Zusammen mit den Mitarbeiter*innen und Klient*innen wurden drei verschiedene Entwürfe erarbeitet, wovon einer demokratisch über eine für alle zugängliche Bewertungstabelle ausgewählt und umgesetzt wurde. Der Entwurf gliederte die vorhandene Architektur in offene, aber klar definierte Bereiche. So wurde beispielsweise ein bereits vorhandenes Regal genutzt, um im hinteren Teil eine ruhige Ecke abzugrenzen, die ebenso für intimere Gespräche wie auch entspannte Filmabende genutzt werden kann. Die bis dato im Raum verteilten Materialien wie Flyer, Tageszeitungen oder Monatspläne wurden, um sinnvoller nutzbaren Platz zu gewinnen, in ein vertikales, modulares und individuell verstellbares Wandsystem zusammengeführt. Da das Team inzwischen innerhalb des Stadtteils neue Räumlichkeiten bezogen hat, geht die Gestaltungsberatung nun in eine zweite Runde. Die bereits entworfenen Objekte ziehen natürlich mit um.
Wie unterstützt man interdisziplinäre Arbeitsweisen?
11/2014
QUS Tagung
Steffen Albrecht, Gvandsa Jiadze, Antje Löffelholz, Johanna Padge, Merlin Reichert, Maria Weis & Simone Poss, Qualitätsentwicklung in Unterricht und Schule (QUS) e.V.
11/2014
Steffen Albrecht, Gvandsa Jiadze, Antje Löffelholz, Johanna Padge, Merlin Reichert, Maria Weis & Simone Poss, Qualitätsentwicklung in Unterricht und Schule (QUS) e.V.
Der Verein Qualitätsentwicklung in Unterricht und Schule (QUS) bat die Öffentliche Gestaltungsberatung um Unterstützung bei der Entwicklung interdisziplinärer Arbeitsweisen im Rahmen seiner Jahrestagung. Teilnehmer*innen waren Fachleute aus dem Bildungswesen, die in Arbeitsgruppen das Thema „Haltung – Handwerk – Kunst. Professionalität im Lehrberuf“ diskutierten und bearbeiteten. Die einzelnen Arbeitsgruppen wurden von Mitglieder*innen der Gestaltungsberatung begleitet. Aus Papier und Pappe entstanden Objekte und Installationen, die den Prozess der Ideenfindung förderten und in abschließenden Präsentationen halfen, abstrakte Sachverhalte zu visualisieren und die Diskussionen zu erweitern.
Wie macht man aus einer Festivalarchitektur eine winterfeste Unterkunft?
11/2014
Eco-Favela
Steffen Albrecht, Gwantsa Jiadze, Nicole Lichtenegger, Daniel Pietschmann, Merlin Reichert & Künstlerkollektiv Baltic Raw & Gruppe Lampedusa in Hamburg & Studierende des Studiengangs Urban Design an der HafenCity Universität (HCU) / Seminar „Fluchtlinien. Mobilitätspraktiken einer verstädterten Realität“, Prof. Bernd Kniess, Oliver Gemballa und Maja Momic, Amelie Deuflhard (Intendatin Kampnagel)
11/2014
Steffen Albrecht, Gwantsa Jiadze, Nicole Lichtenegger, Daniel Pietschmann, Merlin Reichert & Künstlerkollektiv Baltic Raw & Gruppe Lampedusa in Hamburg & Studierende des Studiengangs Urban Design an der HafenCity Universität (HCU) / Seminar „Fluchtlinien. Mobilitätspraktiken einer verstädterten Realität“, Prof. Bernd Kniess, Oliver Gemballa und Maja Momic, Amelie Deuflhard (Intendatin Kampnagel)
Auf Initiative der Künstler*innengruppe Baltic Raw wurde im Herbst 2014 eine der Roten Flora in Hamburg nachempfundene Holzkonstruktion, die die Gruppe im Auftrag des Internationalen Sommerfestivals auf Kampnagel errichtet hatte, in einen temporären Aktions- und Wohnraum für Geflüchtete umgebaut. Die Finanzierung der erforderlichen Baumaßnahmen erfolgte über Crowdfunding. In kurzer Zeit und mit möglichst wenig Aufwand sollte die ausgediente Festivalarchitektur in eine energieeffiziente, winterfeste Unterkunft umgewandelt werden. Um dies zu bewältigen, bat die Künstler*innengruppe auch die Gestaltungsberatung um Unterstützung. Zusammen mit an dem Projekt interessierten Geflüchteten aus der Gruppe Lampedusa in Hamburg und Studierenden des Studiengangs Urban Design an der HCU führten wir eine spontane Vor-Ort-Studie zu einer geeigneten Raumaufteilung durch und halfen bei der handwerklichen Umsetzung. Resultat der Grundrissüberlegungen war die Verkleinerung der Schlafräume zugunsten eines etwas größeren Gemeinschaftsraums. Dort fanden während des sechsmonatigen Projekts ein von den Bewohner*innen mitorganisiertes Veranstaltungsprogramm sowie ein monatlicher Jour Fixe statt, die viele Besucher*innen anzogen.
Welche Elemente ermöglichen Kunst im öffentlichen Raum?
12/2014 - 07/2015
Tor zur Welt. Mobile Architektur Sophie Goltz, Stadtkuratorin Hamburg,
Gvantsa Jiadze, Nicole Lichtenegger, Daniel Pietschmann, Merlin Reichart, Maria Weis & Sophie Goltz, Stadtkuratorin Hamburg & Natalie Andruszkiewicz, Johannes Boscher, Tim Geissler, Sarah Kuhnt, Paula Pohle, Hamburgische Kulturstiftung, Kulturstiftung des Bundes & Kulturbehörde Hamburg & Schlosserei Petersen und Henne & Jaloucity & Hansa Holz
12/2014 - 07/2015
Gvantsa Jiadze, Nicole Lichtenegger, Daniel Pietschmann, Merlin Reichart, Maria Weis & Sophie Goltz, Stadtkuratorin Hamburg & Natalie Andruszkiewicz, Johannes Boscher, Tim Geissler, Sarah Kuhnt, Paula Pohle, Hamburgische Kulturstiftung, Kulturstiftung des Bundes & Kulturbehörde Hamburg & Schlosserei Petersen und Henne & Jaloucity & Hansa Holz
Das Projekt Stadtkuratorin der Hamburger Kulturbehörde soll den aktuellen Stand der Debatte um Kunst im städtischen Kontext reflektieren und zur Diskussion stellen. Unter der Leitung von Sophie Goltz werden seit 2014 neue Formate der Ausstellung und der Kunstproduktion im öffentlichen Raum erprobt. Das Team der Gestaltungsberatung entwickelte für das Projekt eine mobile Ausstellungsarchitektur, die Treppen, Bushaltestellen, Unterführungen und andere urbane Situationen parasitär nutzbar macht und diese je nach Art der Veranstaltung – Vortrag, Ausstellung, Aktion – zu neuen Räumen erweitert, umdeutet oder ergänzt. Der vorgefundene Raum wird durch den Eingriff im alltäglichen Nutzen sichtbar unterbrochen. Ein Modulsystem aus modifizierten Schirmständern, Betonplatten, Stahlrohren, Holzplatten, Rollos und weiteren mobilen Elementen ermöglicht die Konstruktion sozialer Orte, die sich mit einem Formenvokabular von Kiosk über Infostand bis Bühne beschreiben lassen und verschiedene Nutzungen im öffentlichen Raum antizipieren. Im Sommer 2015 wurde die mobile Architektur an verschiedenen Orten in Hamburg von Studierenden der Hochschule für bildende Künste Hamburg, der Kunstuniversität Linz und der Aalto Universität, School of Arts, Design and Architecture in Helsinki künstlerisch zum Einsatz gebracht.
10/2014 - 06/2015
Joana Morgenstern, Julian Bühler, Helena Kersting
In der Wohnung unserer Auftraggeberin auf St. Pauli nutzen alle drei Bewohnerinnen den Flur zur Aufbewahrung ihrer Kleidung. Die Wände dort sind nicht stabil genug für großflächige Wandregale. Gestapelte Kommoden waren daher ein Versuch, das Problem provisorisch zu lösen. Der so geschaffene Stauraum reichte jedoch nicht aus. Ausgehend von einer Bestandsliste der unterzubringenden Kleidungsstücke, erstellten wir einen Plan der vertikalen Nutzungszonen an der verfügbaren Wand. Von unten nach oben sollten Schuhe, Mützen, Gürtel, gefaltete und gehängte Kleidung sowie größere Objekte deponiert werden. Als kostengünstige und einfache Lösung bot sich an, selbst entworfene Module in das Gerüst eines handelsüblichen Weitspannregals einzusetzen. Dieses ist in diversen Größen erhältlich, sehr stabil, kostengünstig und bereits lackiert. Die zusätzlichen Module – ein Schuhgitter, Zubehörschubladen, Kleidungsfächer, Kleiderstange als auch Schiebetür und Leiter – wurden in 3D-Zeichnungen wie auch mit der Klientin direkt am Regalgerüst entwickelt und getestet. Sie bestehen aus Fichtenleimholz, Stahl oder Aluminium und sind leicht zu entfernen oder anzubringen.
Welchen städtischen Bedürfnissen kann im Kunstkontext Raum gegeben werden?
10/2014 - 04/2015
Foyer Kunsthaus Hamburg
Frieder Bohaumilitzky, Sören Gerhardt, Liez Müller, Johannes Schlüter, Nils Reinke-Dieker, Larissa Starke, Benthack Beton, Alexander Joly & Katja Schröder, Kunsthaus Hamburg
10/2014 - 04/2015
Frieder Bohaumilitzky, Sören Gerhardt, Liez Müller, Johannes Schlüter, Nils Reinke-Dieker, Larissa Starke, Benthack Beton, Alexander Joly & Katja Schröder, Kunsthaus Hamburg
Bei der Ideenfindung stand vor allem die Frage nach den Möglichkeiten des Foyers einer öffentlichen Kulturinstitution im Vordergrund: Welchen Funktionen des Kunsthauses und welchen Bedürfnissen anderer Akteur*innen kann in dieser Übergangszone Raum geboten werden? Die Umgestaltung umfasste zwei wesentliche Maßnahmen, durch die das Foyer in drei Zonen gegliedert wird. Sie lassen sich mit den Stichworten Versorgung, Aufenthalt und Freiraum beschreiben. An der Stirnseite des Foyers wurde durch den Einzug einer Wand Raum für die praktischen Einrichtungen geschaffen. Hinter ihr befindet sich die Garderobe, Stauraum sowie der Verkaufstresen, der als Infobereich, Kasse und Bar dient. Durch seine unverglaste Öffnung zum Foyer hin ähnelt er einem Kiosk – ein spielerischer Ausdruck seiner Funktion. Auf der gegenüberliegenden Foyerseite entstand links und rechts der Eingangstreppe eine zweiteilige Tribüne. Diese Struktur bietet sowohl im Alltag als auch bei Veranstaltungen vielen Personen eine angenehm informelle Sitzgelegenheit. Von der obersten Stufe aus kann sich der Blick sowohl in den Innenraum als auch auf die Umgebung des Kunsthauses richten. Auch die robusten Materialien, die sonst eher im Außenraum vorkommen, definieren das Foyer als eine Art Erweiterung des Öffentlichen, die den Besucher*innen einlädt sich aufzuhalten, ohne den Besuch einer Ausstellung oder gar andere Konsumpraxen zur Bedingung zu machen.
Nicole Lichtenegger, Julia Böttcher & Christine Fröhling & Hamburger Unternehmen für Planenverarbeitung
10/2014 - 01/2015
Nicole Lichtenegger, Julia Böttcher & Christine Fröhling & Hamburger Unternehmen für Planenverarbeitung
Christine Fröhling betreibt eine mobile Cafébar in einem dafür umgerüsteten italienischen Kleintransporter mit aufklappbaren Wandflügeln. Sie brauchte einen Regen-, Sonnen- und Windschutz für sich und ihre Gäste, doch industriell gefertigte Standardvorrichtungen sagten ihr nicht zu. Christine wandte sich an die Gestaltungsberatung, weil sie „etwas anderes“ wollte, das zum originellen Auto passt.
Das Projektteam entwickelte dafür Vorschläge nach drei Prinzipien: Eine Zeltkonstruktion mit Teleskopstangen, verschiedene Faltformen sowie eine Variante aus wabenförmigen Plattenmodulen. Jedoch konnte keiner der Entwürfe die Passgenauigkeit und Funktionalität der am Markt existierenden Lösungen erreichen. So entschieden sich die Auftraggeberin und die Gestalter*innen zum Schluss doch für eine herkömmliche Planenlösung, die aber in einem von ihnen bestimmten Farbton, mit Logo und einem speziell positionierten Folienfenster ausgeführt werden soll.
Am Ende dieses Experiments stand die Erfahrung, dass das gewollt „Andere“ nicht immer das Beste ist und dass es für einen gemeinsamen Problemlösungsprozesses eine wenig belastbare Grundlage bietet.
Julian Bühler, Friederike Wolf & Andreas Scheibenreithner (Eurogate Gemeinschaftsgarten) & Vienna Design Week
09/2014
Julian Bühler, Friederike Wolf & Andreas Scheibenreithner (Eurogate Gemeinschaftsgarten) & Vienna Design Week
Im Rahmen der Vienna Design Week 2014 waren zwei Mitglieder*innen der Öffentlichen Gestaltungsberatung eingeladen, einen Workshop mit dem Titel Objekte zur nachbarschaftlichen Begegnung durchzuführen, der auf ihrem gleichnamigen Projekt in Hamburg basierte. Der Workshop fand im Eurogate Gemeinschaftsgarten in Wien statt. Teilnehmer*innen waren Anwohner*innen, Mitglieder*innen der Gartengemeinschaft und Besucher*innen der Design Week. Während des einwöchigen Workshops wurden fünf Objekte entwickelt und mit einem Gartenfest eingeweiht.
Da der Garten 2016 einer Schule mit dazugehörigem Campus weichen soll, war es ein zentrales Anliegen der Betreiber*innen, auch nach Ablauf der Nutzungsfrist des Gartens einen Treffpunkt zu haben. So wurde gemeinsam eine mobile Bar konstruiert.
Zusätzlich entstand ein ebenfalls mobiler Grill für die Zubereitung von Esskastanien (Maroni).
Ein einfaches Metallgitter, in das für jeden Monat ein Haken mit Saatentütchen eingehängt wurde, gibt nun als Saatenkalender Auskunft darüber, wann welches Saatgut einzupflanzen ist. Gleichzeitig werden die Samen auf diese Weise übersichtlich gelagert.
Auch wenn der kommende Winter der letzte für den Garten sein würde, wünschten sich einige Teilnehmer*innen Winterüberdachungen für ihre Hochbeete. Dazu wurde ein Reader mit kostengünstigen Lösungen, Konstruktionsskizzen und Anleitungen erstellt und allen Mitglieder*innen zugesendet.
Schließlich wurde ein temporäres Denkmal errichtet, das an die Geschichte des Geländes, auf dem der Gemeinschaftsgarten liegt, erinnert. Bisher wies nur eine unscheinbare Tafel darauf hin, dass vom ehemaligen Anhalter Bahnhof aus Menschen in Lager deportiert wurden.
Larissa Starke, Sebastian Topp, Philipp Wetzel & Frau Hische
07/2014 - 02/2015
Larissa Starke, Sebastian Topp, Philipp Wetzel & Frau Hische
16.Juli 2014 - Sprechstunde
Nach zweijähriger Bearbeitungspause kommt Frau Hische erneut in die Gestaltungsberatung. Sie ist mit der Pflege, Gestaltung und Nutzung des Grünstreifens in der Herrenweide weiterhin unzufrieden. Ein Ortstermin wird vereinbart.
Gibt es immer nur die eine Lösung, und wann ist ein Projekt eigentlich fertig?
Dass ein/e Klient/in nach so langer Zeit und dem (ergebnislosen) Abschluss eines Projekts erneut zur Gestaltungsberatung kommt und um dessen Wiederaufnahme bittet, ist eher eine Ausnahme. Es bietet jedoch die Chance, die erste Projektphase zu reflektieren und erneut nach Lösungsmöglichkeiten zu suchen. Ein neues Bearbeitungsteam gewährleistet in jedem Fall einen Perspektivwechsel.
23.Juli 2014 - Ortsbegehung mit Klientin
Die Problemlage entspricht noch immer dem Befund aus der ersten Phase des Projekts. Alles wird noch einmal begutachtet und mit der Klientin besprochen. Man ist sich einig, dass es an einem Gesamtkonzept für die Grünfläche mangelt und ausreichend Potential für verschiedene gestalterische Maßnahmen vorhanden ist.
Hintergrundinformationen Herrenweide:
Die Grünfläche Herrenweide befindet sich im Herzen von Hamburg St. Pauli, in der Nähe der Reeperbahn, inmitten eines heterogenen sozialen Gefüges. Der ehemalige Blockrand zwischen Lincolnstraße und Herrenweide wurde durch den Krieg gewaltsam aufgebrochen und im Wiederaufbau der 1960er und 70er Jahre nicht vollständig geschlossen. Aus diesem Grund befindet sich nun eine privat verwaltete, aber öffentlich zugängliche Grünfläche im dicht bebauten Stadtkern.
Was machen die Kinder während einer Kunstausstellung?
07/2014
Kinderinsel Entropie
Ingrid Jäger, Werkstattleiterin Keramik / Plastische Massen, HFBK Hamburg & Alexander Joly, Helena Kersting, Liez Müller
07/2014
Ingrid Jäger, Werkstattleiterin Keramik / Plastische Massen, HFBK Hamburg & Alexander Joly, Helena Kersting, Liez Müller
Von zeitgenössischer Kunst gelangweilte Kinder, eine Plane, ein Sitzring mit fünf Metern Außendurchmesser, mehrere Arbeitsschürzen, ein Kubikmeter Ton, etwas Wasser und Eltern, die sich in Ruhe die Absolventenausstellung an der HFBK Hamburg ansehen.
Charlotte Dieckmann, Fynn-Morten Heyer, Benedikt Schich
08 - 09/2014
Charlotte Dieckmann, Fynn-Morten Heyer, Benedikt Schich
Eine Hausbesitzerin in einem ruhigen Wohngebiet wünschte sich eine Gestaltung für die gegenüberliegende Hauswand in ihrem Hinterhof. Sie fürchtete ebenso die ungestaltete weiße Putzfläche wie auch wildes Graffiti. Es wurden sechs Vorschläge ausgearbeitet, die die Wand sichtbar in Besitz nehmen und sie als Ort in einem nachbarschaftlichen Umfeld interpretieren. Die Auftraggeberin mochte die Vorschläge und leitete sie an Besitzerin des angrenzenden Hauses weiter. Diese entschied sich allerdings bald darauf für den Anstrich mit Graffitischutzfarbe.
Die Bilderrahmen und das Ausmalbild zielen beide auf direkte Interaktion an der Wand.
Die Hall of Fame und das Auftragsbild beziehen beide den/die Sprayer als Akteure direkt mit ein, ohne Kontrolle abzugeben.
Wie wird die Atmosphäre in einer Klinik verbessert?
10/2013 - 07/2014
UKSH Lübeck
Julian Bühler, Benita Ewig, Konstanze Eßmann, Sören Gerhardt, Georg Haring, Luisa Hilmer, Antje Löffelholz, Nils Reinke-Dieker, Larissa Starke, Hanne Viehmann, Alexander Joly & Frau Prof. Dr. Carla Nau,
10/2013 - 07/2014
Julian Bühler, Benita Ewig, Konstanze Eßmann, Sören Gerhardt, Georg Haring, Luisa Hilmer, Antje Löffelholz, Nils Reinke-Dieker, Larissa Starke, Hanne Viehmann, Alexander Joly & Frau Prof. Dr. Carla Nau,
Die Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein ist mit über 100 ärztlichen Mitarbeiter*innen eine der größten am Campus. Das Direktorat, einige Arzt-/Ärztinnenzimmer und der Aufenthaltsraum der Klinik für Anästhesiologie befinden sich im Kellergeschoss eines denkmalgeschützten Gebäudes. Auftrag an die Gestaltungsberatung war, unter Einbezug der Mitarbeiter*innen die beengten und dunklen Räumlichkeiten so zu verändern, dass sie repräsentativer werden, eine positivere Arbeitsatmosphäre bieten und auch Arbeitsabläufe effizienter unterstützen. Auf der Basis eines Mitarbeiter*innen-Fragebogens zu Sympathien und Antipathien für unterschiedliche Bereiche der Klinik wurde zunächst ein Konzept erstellt, das sich in erster Linie den zuvor thematisierten Gemeinschaftsflächen widmete. Durch eine räumliche Umverteilung der Nutzungen wurden neue Orte für vielfältige Möglichkeiten des Aufenthalts, der Kommunikation sowie des Ausruhens geschaffen. Anschließend wurden in kleinen Teams konkrete Umgestaltungspläne für den Aufenthaltsraum, das Direktionszimmer inklusive Sekretariat, den Flur und den Konferenzraum erarbeitet. Dabei entstand zusätzlich Platz für einen Umkleideraum sowie einen offenen Wartebereich. Das Konzept wird nun etappenweise von der Klinik umgesetzt.
Fynn-Morten Heyer, Daniel Pietschmann & Reimar Volker (Goethe-Institut Seoul), Malte Kollenberg, Jung Hyun Park
10/ - 11/2013
Fynn-Morten Heyer, Daniel Pietschmann & Reimar Volker (Goethe-Institut Seoul), Malte Kollenberg, Jung Hyun Park
Changsu Maeul ist eine der letzten dörflichen Siedlungen in Südkoreas Hauptstadt Seoul. Ein Großteil der Bewohner*innen ist im Rentenalter und viele von ihnen wohnen hier seit dem Bau der Siedlung in den 1950er Jahren. Eingeladen zur Teilnahme am Weltstadt-Projekt des Goethe-Instituts, hatte die Gestaltungsberatung die Gelegenheit, im Rahmen eines dreiwöchigen Aufenthalts die Potenziale und Probleme dieser Nachbarschaft zu beobachten und zu dokumentieren.
Es ist vor allem der demografische Wandel, der die gewachsene Nachbarschaft von Changsu Maeul bedroht. Die Architektur des Dorfes dagegen steht unter Bestandsschutz und wird durch seine geografische Lage zusätzlich abgesichert: In der Nähe der historischen Stadtmauer darf kein Gebäude höher sein als diese, was eine Neubebauung durch mehrstöckige Häuser verhindert. Die dörfliche Infrastruktur macht es den älteren Bewohner*innen andererseits nicht leicht. Die Einkaufsmöglichkeiten im einzigen noch verbliebenen Laden sind begrenzt. Die Wege sind lang und durch die Hanglage steil und beschwerlich, besonders im Winter. Hinzu kommen viele bautechnische Mängel der Häuser.
Dennoch sind die älteren Dorfbewohner*innen glücklich über ihr Sozialleben. Sie sind untereinander gut vernetzt und es gibt mehrere Orte im öffentlichen Raum, an denen sie sich regelmäßig treffen. Hier könnten Veränderungen ansetzen: Für die Selbstorganisation kleiner Bewohner*innengruppen sind besonders die Treffpunkte wichtig – hier wird Essen geteilt, über die Entwicklungen im Dorf gesprochen und Besorgungen organisiert. Treffpunkte dieser Art gibt es genug in Changsu Maeul, allerdings sind sie nur teilweise überdacht, nicht winterfest und nicht beheizbar. Geplant ist, dass im Rahmen eines zweiten Aufenthalts der Analyse konkrete Maßnahmen folgen, um das Potenzial solcher Orte auszubauen.
Frieder Bohaumilitzky, Fynn-Morten Heyer, Helena Kersting, Justus Menten, Benedikt Schich, Tim Voss
09/2013 - 02/2014
Frieder Bohaumilitzky, Fynn-Morten Heyer, Helena Kersting, Justus Menten, Benedikt Schich, Tim Voss
Die Architektur der Martin-Kausche-Ateliers trägt der neuen Ausrichtung der Ateliers als Ort des projektorientierten Arbeitens in Gruppen nur noch bedingt Rechnung. Die einzelnen Ateliers ermöglichen aktuell nur das individuelle Arbeiten und erschweren dadurch den Austausch der Hausgästen untereinander, anstatt ihn zu fördern. Auf die Anfrage vom Programmleiter der Künstler*innenhäuser Worpswede hin, haben wir die vier Entwürfe Durchbruch, Intervention, Anbau und Neubau entwickelt.
Durchbruch: Ein linearer Durchbruch durchkreuzt alle fünf Atelier- und Wohneinheiten inklusive Zwischenbau und Schuppen und verbindet sie zu einem kollektiven Arbeits- und Wohnraum. Alle fünf Einzelateliers werden zu einer offenen Fläche entspannt, die je nach Belegung leicht umorganisiert werden kann. Eine neue gruppenfreundliche Struktur bildet der Gang um die so entstehende Bad- und Kücheninsel im westlichen Teil.
Intervention: Das Dach wird als informeller gemeinschaftlicher Raum mit einbezogen und erweitert den auf Einzelnutzung ausgerichteten formellen Teil des Gebäudes. Zwei versetzte Stiege oder Dachtritte, wie sie normalerweise den Weg zum Schornstein absichern, erstrecken sich über die gesamte Länge des Dachs, geben Halt und bieten eine provisorische Sitzgelegenheit. So verwandelt sich das Dach in einen Möglichkeitsraum, der auch eine neue Perspektive auf die Umgebung der Ateliers eröffnet.
Anbau: Ein Vorbau mit direktem Zugang aus den Ateliers wird hinzugefügt, ohne in die bestehenden Gebäudeteile einzugreifen. Der Ausblick aus den Einzelateliers wird durch die Platzierung des Anbaus gebrochen, der Bezug zum Aussenbereich führt durch den Anbau. Der Anbau, eine unkomplizierte und je nach Bedarf variierbare Pfosten-Riegelkonstruktion aus Stahl-Doppel-T-Trägern und transluzenter Kunststoff-Wellplatte auf einem Betonfundament, verbindet die ursprünglichen Ateliers als erweiternder Flur und kann als Arbeits- und Aufenthaltsraum für große Gruppen genutzt werden.
Neubau: Ein Neubau auf der freien Südseite der Ateliers fordert zum gemeinschaftlichen und projektbezogenen Arbeiten heraus, da er als dafür definierter Raum im unmittelbaren Blickfeld der Hausgäste entsteht. Der lediglich teilweise und als Grundstruktur ausgeführte Neubau soll wie eine erste Setzung in einem Diskurs so offen wie möglich sein, um von den Nutzer*innen der Ateliers weiter vervollständigt und verändert werden zu können.
Burak Bedenlier, Frieder Johann Bohaumilitzky, Hanna Bruchmüller, Anna Finja Delz, Charlotte Dieckmann, Anja Gerin, Nora Marie Geißler, Fynn-Morten Heyer, Emanuel Mauthe, Marko Mijatovic, Liez Müller, Daniel Pietschmann, Jeppe Rohde, Benedikt Schich, Johannes Schlüter, Rados Vujaklija, Maximilian Weydringer, Friederike Wolf & Dr. Matthias Müller-Wieferig, Goethe-Institut Belgrad & Tim Rieniets & Urban Incubator & Belgrade-Team, Nikola Marković & Familie (7 Personen)
05/2013
Burak Bedenlier, Frieder Johann Bohaumilitzky, Hanna Bruchmüller, Anna Finja Delz, Charlotte Dieckmann, Anja Gerin, Nora Marie Geißler, Fynn-Morten Heyer, Emanuel Mauthe, Marko Mijatovic, Liez Müller, Daniel Pietschmann, Jeppe Rohde, Benedikt Schich, Johannes Schlüter, Rados Vujaklija, Maximilian Weydringer, Friederike Wolf & Dr. Matthias Müller-Wieferig, Goethe-Institut Belgrad & Tim Rieniets & Urban Incubator & Belgrade-Team, Nikola Marković & Familie (7 Personen)
Die Mittagssonne scheint auf gerade eben im Freien frisch verlegte Holzbohlen. Die Fassade dahinter ist schwarz gestrichen und mit den Buchstaben „MH“ versehen: Mikser House. Innen klebt jemand schwarzes Tape auf den Boden. Andere jüngere Menschen in gehobener Streetwear sitzen mit Kaffee vor ihren Laptops. Gleich daneben in der ausgebauten Lagerhalle: Designshop, CDs, Büros, Gastro, WLAN. Auf der Bühne werden Boxen verkabelt. Gestern war hier die Pressekonferenz zum Belgrader Design-Festival Mikser. Ein kritischer Architekturprofessor und der Leiter des Belgrader Goethe-Instituts saßen mit auf dem Podium, wie die Namensschilder zeigen. Letzterer war im Gespräch mit dem Chef der lokalen Tourismusorganisation, als er uns begrüßte. Der Tourismus-Manager sprach von Savamala als künftigem Klein-Berlin.
Ein ehemaliger Lokalpolitiker, Versicherungsmakler, Anwohner und Engagierter einer lokalen Bürgerbewegung erzählt uns von der Entstehung des Stadtteils. Er berichtet von den Freimaurerverbindungen, dem Rockefeller-Zimmer im ehemals prachtvollen Hotel Bristol und von Tito. Die neue Brücke, die die Chinesen in Belgrad bauen, werde schon nächstes Jahr den Durchgangsverkehr aus dem Viertel halten. Dann geht es aufwärts. Nein, man werde nicht nur den Glanz alter Fassaden wieder herstellen, auch – ja, so wie in Berlin vielleicht – die kreative Subkultur und ihr Selbstunternehmertum stärken. Er will gemeinsam mit seinen Mitstreiter*innen, dem Mikser Festival und dem Goethe-Institut das Viertel wiederbeleben.
Dafür wurden auch wir und andere Kulturproduzent*innen vom Goethe-Institut eingeflogen. „Urban Incubator Belgrade / Savamala – A City-Quarter Re-Invents Itself”. Wir haben in einem von drei verbundenen Lagerräumen an der Kraljevica Marka ein schwarz lackiertes Gewächshaus auf Rollen errichtet. Es ist leider zu groß, um es durch die Tür wieder auf die Straße rauszubekommen, aber ein guter Besprechungsraum. Von hier aus wollen wir Designunterstützung für Anwohner*innen leisten. Im Moment sind wir aber etwas frustriert über die vorherrschende Dynamik der Kreativszene und ihre vorgezogene Feier. Auch haben wir noch kaum Anwohner*innen gesehen. An die Anwohner*innen sei schwer ranzukommen, sagen uns der kritische Architekt und andere Projektteilnehmer*innen später. Sie seien extrem skeptisch und nahezu apathisch. Das sieht auch der bürgerbewegte Versicherungsmakler so.
Unser Gestaltungsberatungs-Projekt kommt entsprechend schleppend in Gang. Eine ältere Frau mit drei Kindern meldet sich zu unserer Eröffnung. Sie will einen offensichtlich verschimmelten Raum neben ihrer Wohnung gerne semilegal mitnutzen. Sie ist aber dann nicht mehr zu erreichen. Der Besitzer eines verfallenen Lagers voller ebenso verfallener Möbel und Materialien, das er auszubauen plant, will die Sachen nun doch nicht alle verschenken. Wir werden gefragt, ob wir eine Cocktailbar auf dem Dach eines Hochhauses gestalten wollen. In der Gruppendiskussion kommen längst verworfene Bedenken gegen unser Engagement hier wieder auf. Werden wir Instrument im Konzert jener vielfältigen Aktivitäten, die darauf zielen, den neuen Kreativstandort Savamala aufzubauen, an dem die Anwohner*innen kaum partizipieren werden? Sind unsere Handlungen dienlich, dem Riverside Tourismus an der Sava – vor der Kulisse der Gründerzeitfassaden einer Belle Epoque – einen weiteren Anziehungspunkt und eine zeitgenössische authentische Infrastruktur vorzubereiten? Wo warten die Investor*innen, wann steigen die Mieten, welche Wohnungen und Lokale stehen zum Verkauf, was sollen wir hier?
Der Lärm des Lkw-Durchgangsverkehrs in Savamala ist auf Dauer unerträglich. Nur in den verwinkelten Hinterhöfen kann man es aushalten. Die sind tatsächlich bewohnt und belebt und teilweise intensiv genutzt. Hütten, Pflanzen, Sitzmöbel, Sperrmüll, Beton und Autos. In einem dieser Höfe lernen wir eine tapfere und bewundernswerte Frau kennen. Nennen wir sie Selma. Sie ist Roma und lebt gemeinsam mit ihrem Sohn, ihrer kleinen Schwester, ihren Eltern und zeitweilig auch ihrer großen Schwester mit deren Tochter in zweieinhalb Räumen. Der Weg in das Wohnzimmer, das in eine niedrige Höhle in den Berg hinein gebaut ist, führt durch einen ehemaligen Hinterhof-Lagerraum, in dem sich eine beengte Küche befindet. Strom und Wasser hat der 14-jährige Sohn selbst verlegt. Bis vor kurzem bewohnte die Familie noch zwei weitere Räume in den Hofschuppen. Doch ein Brand einen Monat zuvor machte diese unbrauchbar. Das Feuer zerstörte außerdem das Mobiliar und viele Gebrauchsgegenstände.
Die Familie geht von Brandstiftung aus. Sie befürchtet, dass die Wohnungseigentümergemeinschaft des Hauses sie aus dem Hof haben will. In der Nachbarschaft, bei der Arbeit, in der Schule oder beim Einkaufen wird die seit vielen Generationen dort lebende Roma-Familie teilweise handgreiflich diskriminiert. Wir sind beeindruckt von der Gelassenheit, Freundlichkeit und Offenheit, die die Familienmitglieder trotz ihrer miserablen Wohn- und Lebenssituation ausstrahlen. Unausgesprochen ist klar: Wir haben eine Auftraggeberin und ein unerwartet praktisches Projekt, dem sich die 18 Mitarbeiter*innen der Gestaltungsberatung für die restlichen Tage des Aufenthalts in Savamala ausschließlich widmen.
Bei der Umsetzung der neuen Einrichtungsgegenstände hilft Selmas Sohn, der später gern Schreiner werden würde, nach der Schule tatkräftig mit. Das Stahlgestell eines in einer Lagerhalle gefundenen Schreibtischs wird abgeschliffen, anschließend erhält der Tisch einen hellblauen Anstrich, den wir gemeinsam in einem Farbengeschäft anmischen lassen. Für Schreibzeug und Kleidung entwerfen wir ihm ein aus stapelbaren Kisten zusammenstellbares Regal. Mit Selma sprechen wir Ideen und erste Skizzen für die weiteren Möbel durch. Auch andere Familienmitglieder beteiligen sich zeitweilig an der Planung. Ein auf den Boden geklebter 1:1 Grundriss der Küche hilft bei Stell- und Sitzproben. Der Wohnungsplan im Maßstab 1:20 mit ausgeschnittenen Möbeln wird erörtert und wir schieben Sofas und Betten umher. Schließlich stehen die Entwürfe und die Holzzuschnitt- und Einkaufslisten.
Doch im Baumarkt in Neu-Belgrad gibt es nicht das erhoffte Angebot. Materialien und Abmessungen sind anders als angenommen. Wir planen um und entwerfen im Baumarkt. Eine Handkreissäge muss angeschafft werden. Eine Schneiderin um die Ecke überreden wir, für das aus drei Matratzen und Lattenrosten bestehende Sofa zwei Überzüge zu nähen. Der neue Schaumstoff wird mit einem Cutter-Messer auf Format gebracht. Damit der Küchentisch als Essplatz zur Verfügung steht und nicht durch den Computer besetzt wird, soll dieser mitsamt Zubehör auf eine Wandkonsole mit Klappe verfrachtet werden. Hier wird viel geschliffen und geschraubt. Der weiße Lack trocknet sehr langsam und das Konzept für die Platz sparenden Stapelhocker muss angepasst werden. Währenddessen versuchen wir, die Spüle in der Küche gegen Spritzwasser, das in die Spanplatten dringt, abzudichten und die Türen des Unterschranks gangbar zu machen. Kurz vor unserer Abreise haben wir das Meiste geschafft. Ein einfacher Brandmelder fehlt noch, um einen neuen Elektroherd wird sich das Goethe-Institut später kümmern, und vielleicht gelingt es noch, Kontakt zu dem Fahrrad-Bastler herzustellen, damit der Sohn Ersatz für sein Fahrrad bekommt.
Bevor wir die neuen Möbel am dritten Abend entlang der staubigen Hauptstraße in die Wohnung tragen, werden sie vom Filmteam des Goethe-Instituts in einer Galerie gefilmt und fotografiert – gut ausgeleuchtet vor weißer Wand auf weißem Boden. Im Hinterhof erwartet uns die Familie. Sie hat den Einbau bereits vorbereitet. In der Küche wird die Computerkonsole an die Wand montiert, im Wohn- und Schlafraum wird das neue Sofa erklärt und ausgetestet. Schreibtisch und Regal werden bestückt und es wird ausprobiert, wie das Stapelsystem im Winter dem Ofen Platz machen kann. Die sechs Hocker werden begeistert aufgenommen und tatsächlich passt der ganze Computerkram auf das Wandbord. Der Auszug des Dreifach-Bettsofas wird noch leicht optimiert. Wir fotografieren noch alles, und nach einem Film-Interview mit der Familie müssen wir auch endlich mal los, unser Studio aufräumen und noch auf dem Bürgersteig davor was trinken.
Charlotte Dieckmann, Luisa Hilmer, Alexander Joly, Sara Kaiser, Antje Löffelholz, Emanuel Mauthe, Liez Müller, Daniel Pietschmann, Klaas Pikull, Miryam Pippich, Max Weydringer, Lilly Wimmer, Kathrin Zelger & Bewohner*innen des Gängeviertels
03/2013
Charlotte Dieckmann, Luisa Hilmer, Alexander Joly, Sara Kaiser, Antje Löffelholz, Emanuel Mauthe, Liez Müller, Daniel Pietschmann, Klaas Pikull, Miryam Pippich, Max Weydringer, Lilly Wimmer, Kathrin Zelger & Bewohner*innen des Gängeviertels
Das Gängeviertel befindet sich nach seiner erfolgreichen Besetzung nun im Prozess der Sanierung. Neben den Bewohner*innen sind mehrere Planungsbüros im Auftrag der Stadt Hamburg beteiligt. Mit dem Anliegen, ein Konzept für die Freiraumgestaltung zu entwickeln, das unterschiedlichen und wechselnden Nutzungsansprüchen gerecht wird, wandten sich die Bewohner*innen an die Gestaltungsberatung. Als zentrale Aspekte bei der Freiraumplanung erwiesen sich Müllentsorgung und Abstellmöglichkeiten für Fahrräder, insbesondere während der langen Bauphase. Von Seiten der Stadt gibt es hierzu nur Standardvorschläge. Die Gestaltungsberatung entwickelte Leitsätze, die eine flexible Außenraumnutzung ermöglichen und auch in Zukunft gewährleisten können. Dazu wurden verschiedene Wege der Abfallreduzierung und der Auslastung der Müllcontainer analysiert und unterschiedliche Möglichkeiten der Verteilung von Fahrradstellplätzen untersucht. Ein Schnellkomposter zur Müllvermeidung in der Gemeinschaftsküche und ein Baustellenfahrradständer wurden direkt entworfen und gebaut, während weitere Vorschläge und das Leitlinienkonzept von den Bewohner*innen in die weitere Fachplanung eingebracht wurden.
Leitlinien
Das Gängeviertel ist kein normaler Stadtteil Hamburgs. Bequeme Standardlösungen sind in Frage zu stellen.
Das Gängeviertel ist aktiv. Die Bewohner*innen und Nutzer*innen entscheiden selbst und gestalten ihre Freiräume selbst. Die Freiraumgestaltung entsteht mit und durch das Gängeviertel.
Das Gängeviertel verändert sich. Nutzungen, Aktivitäten, Bewohner*innen und Besucher*innen werden sich immer wieder verändern und je andere Wünsche, Ideen und Anforderungen an den Freiraum stellen. Dieser muss darauf reagieren können.
Im Gängeviertel wird umgebaut. Über viele Jahre hinweg werden an verschiedenen Orten unterschiedliche Bau- und Sanierungsmaßnahmen stattfinden. Dies muss insbesondere die Freiraumgestaltung berücksichtigen.
Das Gängeviertel gibt es schon. Die Freiraumgestaltung kann nicht erst in 10 Jahren umgesetzt werden. Sie ist schon da und sie beginnt sofort.
Studio Experimentelles Design & Fynn-Morten Heyer; Alexander Joly & JAS - Jugend Architektur Stadt e.V.
02 - 09/2013
Studio Experimentelles Design & Fynn-Morten Heyer; Alexander Joly & JAS - Jugend Architektur Stadt e.V.
Im Februar 2013 fragte der Verein Jugend Architektur Stadt (JAS) die Gestaltungsberatung für die gemeinsame Durchführung ihres Projektes Hingucker an. Die geplante Bespielung öffentlichen Raums mit Jugendlichen war im Osdorfer Born angesiedelt, einem Stadtteil mit wechselhafter Geschichte, der als sogenannter „sozialer Brennpunkt“ bekannt ist.
Entwurf U-Bahn
Wir wollten dort mit den Jugendlichen einen symbolischen U-Bahneingang Osdorfer Born gestalten: als Sinnbild für die nicht eingelösten Versprechen der Stadt Hamburg gegenüber dem Stadtteil. Teil der Planung der Großsiedlung Osdorfer Born war eine Verkehrsanbindung durch die Schnellbahn U4, die jedoch kurz vor Baubeginn 1974 vom damaligen Bürgermeister aus Kostengründen gestrichen wurde. Heute verbindet diese U4 den neuen Prestige-Stadtteil HafenCity mit dem Hamburger Verkehrsnetz. Als Einstieg in den Workshop fertigten wir ein originalgetreues U-Bahn-Leuchtschild. Gemeinsam mit den Jugendlichen wollten wir dann stadtteilspezifische Nutzungen des U-Bahn Eingangs entwickeln. Da damals die Schließung des Haus der Jugend Osdorfer Born drohte, würde den Jugendlichen ein wichtiger Ort der Freizeitgestaltung und der außerschulischen Bildung fehlen. Unser U-Bahneingang, der keiner wäre, wäre nicht nur ein Hingucker, sondern auch ein Ort der Manifestation von Kritik, an dem „abgehangen“ wird. Er könnte als Kino, Theater, Treffpunkt oder Unterschlupf genutzt werden. Wir wollten durch Thematisierung realer Stadtteilprobleme zu einer konkreteren Auseinandersetzung mit den persönlichen Anliegen der Jugendlichen gelangen und setzten deshalb bei der Freizeitgestaltung an. Den Mitarbeiter*innen des JAS erschien die Umsetzung des Entwurfs jedoch als „zu riskant“ und nicht altersgemäß für die Jugendlichen. Das Projekt wurde daher mit dem ersten Workshop verworfen.
Ein Thron für alle
Nach kontroversen Diskussionen darüber, welche Art von Projekt als Hingucker im Osdorfer Born geeignet sein könnte, entschieden wir uns, zunächst die Ideen der Jugendlichen zu sammeln und diese dann zu einer gemeinsamen Idee zu vereinen. Aus den Hauptforderungen „Wir wollen einen Thron, auf dem alle sitzen können!“ und „Wir wünschen uns ein Labyrinth!“ entwarfen alle zusammen einen drei Meter hohen Tête-à-tête Doppelstuhl. Während dessen Sitzflächen eine Plattform boten, schuf die Balkenkonstruktion auch zwei überdachte Räume und mehrere Nischen. Im Rahmen eines weiteren Workshops bauten wir den Hingucker gemeinsam mit den Jugendlichen auf der Wiese vor dem Haus der Jugend. Vor dem Bürgerzentrum Osdorfer Born kam er anschließend für die Dauer von weiteren drei Monaten zum Einsatz.
Uschi hat in ihrer Einzimmerwohnung einen runden Massivholz-Tisch, der sich durch Auseinanderziehen vergrößern lässt. Das erfordert jedoch zu viel Kraft für eine Person. Über ihr Tisch-Problem hinaus wollte Uschi ihre Wohnung umorganisieren und die Gestaltungsberatung dazu motivieren, die Platzprobleme von Bewohner*innen kleiner Wohnungen in ihrer Arbeit stärker zu berücksichtigen. Bei einem Hausbesuch im Februar 2013 stellte sich allerdings heraus, dass die Raumeinteilung in Uschis Wohnung sehr durchdacht ist und der vorhandene Tisch in seiner Form ideal in ihren Wohnraum passt. Mit dem Modulsystem war Uschi eigentlich auch zufrieden. Die Vergrößerung des Tisches falle sowieso selten an, und falls sie dies einmal nicht alleine schaffe, könne sie ihre Nachbar*innen um Hilfe bitten.
Die Mobilität des Tisches und seiner Einzelteile könnte allerdings wirklich verbessert werden. Denn um den Tisch komplett zu verrücken – um zum Beispiel Yoga an seiner Stelle zu praktizieren –, wäre Uschi gern unabhängig von der Hilfe der Nachbar*innen. Wir empfahlen ihr, zwei der vier Tischbeine zu kürzen und dort Rollen anzubringen. So könnte sie den Tisch durch Anheben an der gegenüber liegenden Seite einfach durch die Wohnung schieben. Diese Lösung gefiel Uschi, zumal ihr Sohn bei der Umsetzung helfen könnte. Doch dann entschied sie sich anders, wie sie uns auf dem Anrufbeantworter mitteilte:
"Hallo Fynn, hier ist Uschi. Ich habe mein Problem mit dem Tisch folgendermaßen gelöst: Ich habe den Tisch aus meiner Wohnung rausgeschmissen und habe ihn der Lampedusa-Gruppe geschenkt, den können die nämlich ganz gut gebrauchen, und habe mir eine neue Schreibtischplatte von Ikea gekauft und hatte noch alte Beine. Und ich habe jetzt, wie soll man sagen, einen 1,60 mal 60 breiten Tisch hier, der Schreibtisch und Esstisch gleichzeitig ist. Aber ich melde mich nochmals, falls du noch Näheres wissen willst. Okay, bis danni, ciao."
Studio Experimentelles Design & Alexander Joly & Familie Hörr
02/2013
Studio Experimentelles Design & Alexander Joly & Familie Hörr
Familie Hörr hat nach der Geburt des zweiten Kindes zu wenig Platz in ihrer Wohnung. Der große Kleiderschrank passt nicht mehr ins Schlafzimmer. Mit der Idee, den Abstellraum in einen begehbaren Schrank zu verwandeln, kam Frau Hörr in die Öffentliche Gestaltungsberatung. Doch wie gelingt es in einem so schmalen und hohen Raum Stauraum zu schaffen, der trotzdem zugänglich bleibt, zumal sich die einzige Tür in einer schmalen Wand befindet? Das ganze Team suchte gemeinsam nach Ideen. Schließlich wurden alle Vorschläge, die praktikablen wie die absurden, in einem Katalog zusammengefasst.
Auf einem Parkdeck in St. Pauli hat eine Gruppe von Anwohnerinnen einen kollektiven Garten angelegt. Einige Mitstreiterinnen des Gartendeck kamen auf die Öffentliche Gestaltungsberatung zu, um einen externen Blick auf einige Fragen zu erlangen. Wie die Beete besser anordnen? Wie eine mobile Küche gestalten? Wie mehr Besucher*innen zum Mitgärtnern animieren? Wir besprachen unter anderem eine publikumsfreundlichere Struktur der Beete und rieten dazu, als Ad-hoc Aktion das abschreckende, blechverkleidete Einfahrtstor einladender umzugestalten. Favorisiert und verwirklicht wurde schließlich ein eingesetztes “Bullauge“, das das Tor weniger massiv erscheinen lässt und jederzeit Einblick in das Gartendeck gewährt.
Marcus kam zur Gestaltungsberatung, weil seine Hausverwaltung ihn aufgefordert hatte, eine selbstgebaute Treppe von seinem niedrigen Balkon in den Garten zu entfernen, da sie nicht den Vorschriften entspreche. Um eine Lösung zu finden, die akzeptiert werden würde, stellte die Öffentliche Gestaltungsberatung zunächst die Bauvorschriften für Außentreppen zusammen. Da es sich in der gegebenen Situation um eine „baulich nicht notwendige“, zusätzliche Treppe handelt, sind die Auflagen erfreulicherweise nicht besonders hoch. Ein Treppengeländer ist bei der geringen Höhe nicht zwingend notwendig, und die Treppe muss nicht brandbeständig sein. Bei einer Reduktion auf zwei Steigungen oder Verzicht auf eine feste Verbindung mit dem Bauwerk würde es sich baurechtlich gesehen noch nicht einmal um eine Treppe handeln. Durch ein mobiles Objekt könnte man den Richtlinien also vollständig entgehen. Auf dieser Basis entstand ein Katalog mit Entwürfen, die drei verschiedene Ansätze verfolgen: eine feste Treppe, die tatsächlich den Vorschriften entspricht, eine mobile Treppe, die der DIN nicht entsprechen muss, oder Konstruktionen, die aus anderen Gründen nicht als Treppe gelten und deshalb nicht den Richtlinien unterliegen (Blumenhalter, Sitzbänke, ein Tritt aus Gartenzwergen).
Wie kann ein Gartenhaus zum Zurückgeben entstehen?
2013 – 2014
Palettenhaus Holstenkamp
Charlotte Dieckmann, Daniel Pietschmann, Alexander Joly, Till Richter
2013 – 2014
Charlotte Dieckmann, Daniel Pietschmann, Alexander Joly, Till Richter
Unsere Auftraggeberinnen Susanne und ihre Tochter Charlotte standen vor dem Problem, dass sie laut Kleingartengesetz dazu verpflichtet sind, innerhalb von zwei Jahren eine Laube auf ihre Parzelle in Hamburg-Bahrenfeld zu stellen. Ein aufwändiger Bau lohnte sich jedoch nicht, weil bereits bekannt war, dass ihr Kleingartenverein in acht Jahren abgerissen und verlegt werden soll.
Das Team der Gestaltungsberatung entwarf ein 23 Quadratmeter großes Haus aus Europaletten, das leicht wieder ab- und an neuer Stelle erneut aufgebaut oder aber vollständig recycelt werden kann. Damit die Paletten nicht beschädigt werden und gegen Rückzahlung des Pfandgeldes zurückgegeben werden können, bestehen alle Verbindungen aus Holzbrettern, Holzlatten und wieder lösbaren Holzschrauben. Das Konstruktionsprinzip beruht auf quer verlaufenden Verbindungsbrettern, die in die Zwischenräume der Paletten geschraubt werden und ihre Tragfähigkeit verstärken. Dies ist vielseitig und ermöglicht es, möglichst viele Funktionen in einzelne Bauteile zu integrieren. Der Boden des Hauses wurde über ein Fundament aus Betonsockeln etwas erhöht und dient als umlaufende Sitzbank und Veranda, die sich unsere Auftraggeberinnen gewünscht hatten. Unter dem Boden entstand ein großzügiger trockener Stauraum für Gartengeräte oder Material. Der kleine Innenraum kann durch zwei große Flügeltüren um zwei Drittel auf die Terrasse hin erweitert werden, und die dann seitlich verlaufenden Flügeltüren schützen vor Wind und Sonne.
Obwohl es für eine spezifische Situation entwickelt wurde, sind für das Gartenhaus viele weitere Einsatzmöglichkeiten denkbar. Die Bauanleitung und die Materialliste stehen auf der Website der Öffentlichen Gestaltungsberatung zum Download bereit.
Michael Bernard, Tobias Boeing, Frieder Johann Bohaumilitzky, Anna Finja Delz, Charlotte Dieckmann, Nora Marie Geissler, Anja Gerin, Basak Göl, Fynn-Morten Heyer, Alexander Joly, Christina Mertens, Liez Müller, Daniel Pietschmann, Oliver Schau, Benedikt Schich, Johannes Schlüter, Maximilian Weydringer, Lilli Wimmer, Geartsje van der Zee & Istanbul Design Biennale: Joseph Grima, Pelin Tan, Elian Stefa, Cigdem Sehsuvaroglu & Lokale Architekt*innen und Aktivist*innen: Bogachan Dundaralp, Tulay A. Onat, Berna Dundaralp, Lale Ceylan & Design Department Bilgi Universität Istanbul: Meric Kara mit Ada Rahvancı, Hüsna Budak, Nirvana Ahyan, Gizem Alemdar, Nazli Yilmaz, Can Küçük & Anwohner*innen: Ahmet, Christina Schray & Familie Katipoglu Jusuf und Ursula mit Sohn Burak und viele andere
2012
Michael Bernard, Tobias Boeing, Frieder Johann Bohaumilitzky, Anna Finja Delz, Charlotte Dieckmann, Nora Marie Geissler, Anja Gerin, Basak Göl, Fynn-Morten Heyer, Alexander Joly, Christina Mertens, Liez Müller, Daniel Pietschmann, Oliver Schau, Benedikt Schich, Johannes Schlüter, Maximilian Weydringer, Lilli Wimmer, Geartsje van der Zee & Istanbul Design Biennale: Joseph Grima, Pelin Tan, Elian Stefa, Cigdem Sehsuvaroglu & Lokale Architekt*innen und Aktivist*innen: Bogachan Dundaralp, Tulay A. Onat, Berna Dundaralp, Lale Ceylan & Design Department Bilgi Universität Istanbul: Meric Kara mit Ada Rahvancı, Hüsna Budak, Nirvana Ahyan, Gizem Alemdar, Nazli Yilmaz, Can Küçük & Anwohner*innen: Ahmet, Christina Schray & Familie Katipoglu Jusuf und Ursula mit Sohn Burak und viele andere
„Kusurluluk“ – „Unperfektheit“ lautete das Motto der ersten Design Biennale in Istanbul. Das Projekt Öffentliche Gestaltungsberatung St. Pauli war zur zweiten Hauptausstellung mit dem Titel Adhocracy eingeladen. Joseph Grima, Herausgeber des italienischen Design- und Architekturmagazins Domus, kuratierte diese Schau in der ehemaligen Griechischen Schule in Galata. Über die Präsentation und Dokumentation in der Ausstellung hinaus wollte die Gestaltungsberatung in Istanbul auch aktiv werden. Dabei ließe sich überprüfen, ob das im Hamburger Stadtteil St. Pauli erprobte Konzept auch ortsunabhängig funktionieren würde. So wurden die Formulare zur Dokumentation der Projekte ins Türkische übersetzt, Flyer vorbereitet und Poster entworfen. Bereits im Vorfeld hatte sich über Kontakte von Biennale-Mitarbeiter*innen der Stadtteil Kuzguncuk als geeigneter Ort für ein solches Vorhaben herauskristallisiert. Alles andere ergab sich durch intensive Arbeit und Kommunikation vor Ort. Die Gestaltungsberatung begann, ähnlich wie in St. Pauli, in einem Raum über einem Café. Aber auch an den Tischen vor dem Café und auf der Straße wurden die Studierenden angesprochen und führten Gespräche mit Anwohner*innen.
Kuzguncuk hat eine fast dörfliche Struktur, geprägt von einem starken Gemeinschaftsgefühl der Anwohner*innen. Anders als auf St. Pauli hatten viele Probleme bereits individuelle und kollektive Lösungsansätze gefunden. Als gemeinsames Anliegen der meisten Bewohner*innen erwies sich eine Grünfläche des Viertels, der Bostan, um dessen Nutzung seit 30 Jahren ein Konflikt schwelt. Die Stadt will das Gelände gewinnbringend an Investoren vermieten. Eine Initiative um den in Kuzguncuk lebenden Architekten Boğaçhan Dündaralp setzt sich für die Nutzung als öffentlicher Park ein und hat schon vor Jahren ein alternatives Nutzungskonzept vorgelegt. Trotz zahlreicher Aktivitäten der Anwohner*innen fiel nie eine Entscheidung und es wurde immer wieder still um den Bostan. So konzentrierte sich die Gestaltungsberatung in fünf Arbeitstagen auf den Park mit dem Ziel, ihn erneut in den Mittelpunkt des Interesses zu rücken. Der Bostan war ursprünglich ein Gemüsegarten, worauf einige verbliebene Beete und Terrassen mit Obstbäumen hindeuten. Außerdem gibt es auf dem Gelände einen alten jüdischen Friedhof und die Ruine eines Tempels. Wegen seines unklaren Schicksals wurde der Bostan aber auch als Müllkippe und von Firmen als Materiallager benutzt.
Entscheidend für das Gelingen des Projekts war eine intensive Kommunikation und ein flexibles Reagieren auf Hinweise und Ideen. Viele Hilfeleistungen, Beiträge und Möglichkeiten ergaben sich spontan bei der Arbeit im Bostan. Anwohner*innen spendeten Material und liehen Werkzeug. Studierende aus Istanbul und Erasmus-Studierende aus Hamburg halfen, wenn nötig, beim Übersetzen. Am Ende wurde das Team der Gestaltungsberatung überall zum Tee eingeladen, bekam Rabatte beim Einkaufen und wurde von jedem gegrüßt. Als erstes stand eine gemeinschaftliche Aufräum-Aktion auf der Agenda, an der sich viele Anwohner*innen und Schüler*innen beteiligten; der Ortsvorsteher schickte sogar die lokale Müllabfuhr zu einer Sonderfahrt vorbei. Dann bildeten sich Gruppen zur Realisierung der verschiedenen Ideen für den Park.
Was im Bostan in diesen wenigen Tagen entstand, war bewusst temporär angelegt. Es ging nicht darum, den Anwohner*innen fertige Produkte vorzusetzten, sondern den Impuls zu erneuern, dass man gemeinsam etwas bewegen kann. Das ist ganz offensichtlich gelungen. Knapp drei Jahre später ist der vergessene Obstgarten nicht wiederzuerkennen. Die Bewohner*innen von Kuzguncuk haben es geschafft, den Bostan in einen blühenden Park zu verwandeln, der von allen genutzt, verantwortet und gepflegt wird.
Tobias Boeing, Nora Geissler, Stefan Funke & Carola Plata, GWA St. Pauli & Ulf Freyhoff, Mixed Media Werkstatt der HFBK Hamburg
04 - 06/2012
Tobias Boeing, Nora Geissler, Stefan Funke & Carola Plata, GWA St. Pauli & Ulf Freyhoff, Mixed Media Werkstatt der HFBK Hamburg
Das Sozial- und Kulturzentrum GWA St. Pauli macht in einem Schaukasten auf dem S-Bahnsteig Reeperbahn auf seine Beratungsangebote aufmerksam, fürchtete aber, dass es dort zu wenig Beachtung findet. Die Gestaltungsberatung entwickelte deshalb ein interaktives Drucker-Interface für GWA-Informationen. Mit einem umgebauten Kassenbon-Drucker könnten neugierigen Fahrgästen on demand gedruckte Flyer mit auf den Weg gegeben werden. Neben der Umnutzung eines sonst völlig anders eingesetzten technischen Mediums wäre es vor allem das Moment der Interaktion gewesen, das Aufmerksamkeit erzeugt hätte. Leider kam es nie zu einer Realisierung. Stattdessen informiert der interaktive Drucker jetzt ab und an bei Veranstaltungen im Stadtteil oder in Ausstellungen über das Angebot der Öffentlichen Gestaltungsberatung.
Während die politischen Verhandlungen um die Esso-Häuser weiter liefen, entschieden wir uns, dem Ytong-Modell, das nun relativ ungenutzt auf dem Hinterhof stand, eine neue Funktion zu geben. Wir entwickelten Zusatzelemente, die das Modell für Treffen der Initiative und der Nachbarschaft temporär in einen großen Gemeinschaftsgrill verwandelten. Für die Gewerbezeile des Modells bauten wir eine Sitzbank aus Holz, die beiden Hochhäuser bekamen farbige Stahlkappen als Tischplatten, und dazwischen konnte ein großer Rost zum Grillen eingehängt werden. Die neuen Add-ons wurden den Bewohner*innen übergeben und mit einem Grillfest eingeweiht.
Wie organisieren wir uns gegen den Abriss eines Gebäudes?
05 - 06/2012
Esso-Häuser A: Gegenplanung
Charlotte Dieckmann, Alexander Joly & Initiative Esso-Häuser, vertreten durch Tina und Dirk & GWA St. Pauli
05 - 06/2012
Charlotte Dieckmann, Alexander Joly & Initiative Esso-Häuser, vertreten durch Tina und Dirk & GWA St. Pauli
Die mittlerweile abgerissenen Esso-Häuser bildeten ein einzigartiges Ensemble echter St. Pauli-Kultur aus Wohnungen, Gewerbezeile und der legendären Esso-Tankstelle an der Reeperbahn und gleichzeitig ein wertvolles Stück Architekturgeschichte der Nachkriegszeit. Über mehrere Jahre setzte sich die Initiative Esso Häuser gegen eine geplante Neubebauung und für den Erhalt des Gebäudekomplexes ein. Die Initiative suchte bei der Öffentlichen Gestaltungsberatung Hilfe für die öffentliche Präsentation von Gegenentwürfen. Gemeinsam luden wir die Mieter*innen mit einem Bastelbogen der Esso-Häuser, den wir an jede Wohnungstür hefteten, dazu ein, ihre Wünsche zu sammeln und später an einem großen Modell darzustellen. So sollte schon im Vorfeld des angekündigten Gestaltungsworkshops eine Sammlung von kleinen Modellen entstehen. Ein großes Partizipations-Modell aus Ytong-Steinen mauerten wir dann auf den Grünstreifen neben den Esso–Häusern. Dort konnten in zwei Phasen, jeweils über mehrere Tage hinweg, alle Ideen eingebaut und angefügt, besprochen und verändert werden. Die fotografische Dokumentation dieses Prozesses verarbeiteten wir zu einem Film, der im Rahmen des Hamburger Architektur Sommers gezeigt wurde und dort die Wünsche der Mieter*innen repräsentierte.
Alexander Joly, Daniel Pietschmann & Ganztagsschule St. Pauli
01 - 06/2012
Alexander Joly, Daniel Pietschmann & Ganztagsschule St. Pauli
Unsere Auftraggeberin kam mit dem Anliegen in die Gestaltungsberatung, im Eingangsbereich des Grundschulgebäudes eine Möglichkeit für die Präsentation von Schüler*innenarbeiten aus dem Kunstunterricht zu schaffen. Nach der Recherche vor Ort schlugen wir der Schulleitung Maßnahmen vor, die den Eingangsbereich besser strukturieren und die Außenwirkung der Schule verbessern sollen. Durch die Unterbringung von bisher eher willkürlich verteilten Informationszetteln in einem dafür vorgesehenen Infokasten und die Entfernung eines Rollladens wurden die Fenster mit dem Durchblick auf den Hafen, die den besonderen Reiz des Gebäudes ausmachen, wieder freigelegt. Das Schullogo, das sich bisher auf einer Plexiglasscheibe neben der Tür versteckte, wurde an den Balkonflächen angebracht und dadurch weithin sichtbar. Zudem entwarfen wir eine große Vitrine für den Vorplatz, in der die Arbeiten aus dem Kunstunterricht direkt im öffentlichen Raum präsentiert werden könnten.
Der Amateursportverein SC Sternschanze konsultierte die Gestaltungsberatung auf der Suche nach Ideen, wie sein Vereinsheim für Mitglieder*innen und Gäste attraktiver werden könnte, so dass sein Betrieb rentabel wäre. Nach Gesprächen, Recherchen und unter Berücksichtigung der vom Verein bereits selbst ergriffenen Maßnahmen wurden zwei Konzepte entwickelt. Leitfaden: Ein gewundenes Rohr „erregt am Eingang Aufmerksamkeit und fungiert als Wegweiser durch das Gebäude. Mehrzweckkisten: Ein Kistensystem bildet eine flexible Grundstruktur, die unterschiedlichen Anforderungen gerecht wird und als Bank, Barhocker, Stauraum, Tribüne oder Bühne nutzbar ist.
Wie bekommen wir unsere urige, verruchte Seemannskneipe zurück?
02 - 03/2012
Sailors Inn
Fabian Berger, Daniel Pietschmann & Jutta / Sailor’s Inn & GWA St. Pauli & Mieter helfen Mietern & No BNQ & Copy Corner
02 - 03/2012
Fabian Berger, Daniel Pietschmann & Jutta / Sailor’s Inn & GWA St. Pauli & Mieter helfen Mietern & No BNQ & Copy Corner
Im Januar 2011 kam Jutta, Eigentümerin des Sailors Inn, in die Gestaltungsberatung. Die Seemannskneipe hat eine lange Tradition als erweitertes Wohnzimmer vieler St. Paulianer. Im Zuge der Neubaumaßnahmen zum Bernhard-Nocht-Quartier durch den Investor Köhler & von Bargen sollte das denkmalgeschützte Haus jedoch saniert werden. Einer der Erfolge der Proteste der Anwohner*inneninitiative No BNQ war, dass das Sailors Inn Interimsräumlichkeiten zu akzeptabler Miete erhalten hatte. Doch seit dem Umzug in ein vierzig Meter entferntes, im Hochparterre gelegenes Ladenlokal lief das Sailors Inn nicht mehr. Jutta und ihr Partner Timmi mussten bereits Personal reduzieren und die Öffnungszeiten einschränken. Dennoch schrieb der Laden weiter Verluste, was längerfristig nicht gutgehen würde. Grund dafür waren nicht nur die Baumaßnahmen in der unmittelbaren Umgebung, die den Zugang zur Kneipe massiv beeinträchtigten und Laufkundschaft und Tourist*innen abhielten. Vor allem war da die Frage: Warum sollte man hineingehen? Es erwartete einen ganz offensichtlich keine charmante, urige und verruchte Seemannskneipe, sondern eher die kühle Atmosphäre einer Autovermietung. In den neuen Räumlichkeiten durfte im Rahmen des kurzfristigen Mietverhältnisses nichts durch Einbauten verändert oder beschädigt werden.
Als wir gerade dazu raten wollten, die Energie besser auf den baldigen Rückumzug in den sanierten Altbau zu richten, brach durch eine bewusst oder unbeabsichtigt unsachgemäß geführte Baustelle des Bernhard-Nocht-Quartiers die Brandwand des alten Gebäudes ein. Bis zum nächsten Tag wurde, ohne die entsprechenden Genehmigungen, das ganze Haus und damit die erhoffte Option des baldigen Rückzugs des Sailors Inn „entsorgt“. Trotz Protesten und eines damals noch anstehenden gerichtlichen Verfahrens bedeutete dies in jedem Fall ein längeres Verbleiben in den ungeliebten Räumlichkeiten. Es ging also darum, kurzfristig und mit möglichst wenigen Eingriffen die Atmosphäre in dem unterkühlt und eigenschaftslos wirkenden Raum zu verbessern. Kleinere dekorative Maßnahmen hatten Jutta und Timmi bereits ergriffen. Das größte Problem war jedoch die an ein Großraumbüro erinnernde, mit Gipskartonplatten abgehängte Decke. Sie bot aufgrund ihrer Montage-Systematik und Rasterung allerdings Gestaltungsmöglichkeiten.
Das Team der Gestaltungsberatung schlug vor, die 125 Deckenfelder der etwa 45 Qquadratmeter großen Deckenfläche umzugestalten. Ein erster Test ergab: Mit einfachen Schwarz-Weiß-Kopien auf normalem Kopierpapier (80 Gramm, 1,75 Euro pro Stück) in Größe der 62 x 62 Zentimeter großen Felder könnte man einen großen Effekt erzielen. Mittels vier Tesafilmstreifen zur Montage von unten an die Stück für Stück herausgenommenen Platten befestigt und dann zwischen tragendem Raster und Akustikplatte eingeklemmt, ließ sich die Decke vollständig reversibel und kostengünstig verändern und damit die Lichtverhältnisse und die Raumstimmung positiv beeinflussen. Als Motiv wurde ein Foto ausgewählt, das während des Abbruchs der alten Kneipe entstanden war. Zu gleichen Kosten (180 Euro) und Aufwand ist das Motiv jederzeit veränderbar. Die Decke wurde von drei Personen in sechs Stunden während des laufenden Barbetriebs montiert, wobei es sehr lebhaft zuging. Zwischen Begeisterung und Irritation (ein Gast flog raus, weil er meinte, auf den Kopien nichts erkennen zu können) hin- und hergerissen, wurden den ganzen Tag über St. Pauli, Mietverhältnisse, Investoren und Stadtpolitik diskutiert, während man Platz für die Leiter machen und Getränke mit Bierdeckeln vor dem herabrieselnden Staub schützen musste.
Wie finden 30 Nutzer*innen Platz in einem Raumkonzept?
01 - 03/2012
Klasse Grafik
Daniel Pietschmann, Oliver Schau & Klasse Grafik der HFBK Hamburg
01 - 03/2012
Daniel Pietschmann, Oliver Schau & Klasse Grafik der HFBK Hamburg
Die Studierenden der Grafikklasse der HFBK Hamburg baten die Gestaltungsberatung um Unterstützung bei der Einrichtung ihres neuen Studios. Während einer gemeinsamen Sichtung der Räumlichkeiten stellte sich heraus, dass es so viele unterschiedliche Vorstellungen über die Nutzungsmöglichkeiten gab wie spätere Nutzer*innen. Um diese in Einklang zu bringen, erhielten alle Beteiligten einen Grundriss des Studios, auf dem die gewünschte Infrastruktur eingezeichnet werden sollte. Auf der leeren Rückseite konnten zusätzliche Ideen notiert werden, Dinge, die wichtig, interessant, lustig oder schön wären. Alle Informationen aus den Fragebögen wurden in eine Liste eingetragen und Kategorien wie Arbeitsplatz, Produktion, Aufbewahrung oder Atmosphäre zugeordnet. Für jedes Thema wurde ein separater Grundriss ausgearbeitet, um die große Menge an Informationen in kleinen Häppchen darzustellen und anschließend in einem Gesamtplan zusammenzuführen. So entstand ein Raumkonzept, das den Durchschnitt aller individuellen Einrichtungswünsche repräsentierte und als detaillierter Grundriss den Grafik-Studierenden übergeben wurde.
Wo trinken wir Punsch und wie wehren wir uns gegen die Privatisierung?
12/2011 - 06/2012
Niebuhr-Hochhaus
Michael Bernard, Alexander Joly, Oliver Schau & Frank, Dirk & Janne Kempe, GWA St. Pauli
12/2011 - 06/2012
Michael Bernard, Alexander Joly, Oliver Schau & Frank, Dirk & Janne Kempe, GWA St. Pauli
Das Niebuhr-Hochhaus auf St. Pauli beherbergt 150 Mietwohnungen, die der Eigentümer nun sanieren und veräußern wollte. Im Zuge erster Renovierungsarbeiten 2011 stiegen die Mietkosten und es wurde Asbest freigesetzt, was die Bewohner*innen dazu brachte, sich – unterstützt durch die GWA – zu organisieren. Zwei von ihnen traten mit dem Anliegen an die Gestaltungsberatung heran, für die Mieter*innen einen Gemeinschaftsraum zu schaffen. Ein solcher Raum könnte nicht nur in der aktuellen Konfliktsituation als Treffpunkt dienen, sondern auch helfen, die durch die Architektur begünstigte Anonymität zu überwinden.
Unter den Optionen, die Dachfläche oder den Hinterhof einzubeziehen, auf benachbarte Kneipen auszuweichen, eine leerstehende Wohnung anzumieten oder den halböffentlichen Raum im Gebäude selbst zu nutzen, erschien die letztere am realistischsten. So würde der Fokus weniger auf einen neuen Raum als auf den Gemeinschaftsbildungsprozess an sich gelegt. Ein Punschabend im schmalen Flur bildete den Auftakt. Flyer und Plakate luden alle Bewohner*innen dazu ein. Klemm-Theken für die Wohnungstüren und Klemm-Stehtische aus einfachem Bausperrholz, die mit handelsüblichen Klimmzugstangen befestigt werden können, transformierten den Raum ohne Beschädigung der Oberflächen kurzfristig von einer Erschließungszone zum Aufenthaltstraum. Die nächste Veranstaltung – ein Frühschoppen – organisierten die Bewohner*innen dann selber. Mit dem Impuls zu gemeinschaftsbildenden Aktivitäten war die gestalterische Aufgabe erfüllt. Das jederzeit auf- und abbaubare Mobiliar wurde den Mieter*innen zur Verfügung gestellt.
Das Stehtisch-Modell führte darüber hinaus zu einer Produktidee, einem Klapptisch aus Blech, der sich in Eingangstüren einhängen lässt und bei Veranstaltungen in Wohnungen oder Fluren als Abstellmöglichkeit nützlich ist.
Dmitrij Beschel, Christina Mertens, Alexander Joly & Sargam
2011
Dmitrij Beschel, Christina Mertens, Alexander Joly & Sargam
Ende November 2011 kam Sargam zur Gestaltungssprechstunde. Er schilderte uns seine beengte Wohnsituation und die daraus resultierenden Probleme. Bei einem Besuch in seiner Wohnung konnten wir uns selbst einen Eindruck davon verschaffen: Die kleine Küche befand sich in einem stagnierenden Renovierungsprozess. Im Flur stapelten sich Kartons, gefüllt mit Gegenständen aus der Wohnung seiner kürzlich verstorbenen Mutter. Der Raum, der als Wohn- und Schlafzimmer genutzt wurde, stand voller Küchenmöbel und etwa hundert Salzkristallleuchten, die Sargam aus einem aufgegebenen Handel mit diesen Lampen verblieben waren. Der Platzmangel wurde durch seine offensichtliche Sammelleidenschaft verstärkt. Eine ganze Menge unterschiedlicher Gegenstände hatte sich angehäuft. Darüber hinaus war das Bett kaputt. Es wurde am Fußende provisorisch mit einem Bindfaden zusammengehalten.
Wir rieten ihm, sich zunächst eine bessere Übersicht über sein Hab und Gut zu verschaffen und berieten ihn, wie er seine Leuchten und andere nicht mehr benötigte Besitztümer möglichst einfach verkaufen, verschenken oder entsorgen könnte (Flohmarkt, Second Hand- oder Umsonstläden, öffentliche Mitnahmestationen oder Internet-Portale). Unser Angebot, ihm bei der Reparatur seines Bettes und einer ebenfalls kaputten Schranktür zu helfen, nahm er gern an. Unseren Vorschlag, dabei auch sein Bett zu modifizieren, um darunter Stauraum zu schaffen, lehnte er jedoch ab, da dies nach der Lehre des Feng Shui den Energiefluss negativ beeinflusse.
Als sich Sargam lange Zeit nicht meldete, dachten wir, er hätte das Interesse an unserer Unterstützung verloren. Eine unerwartete Nachricht von ihm bestätigte jedoch den Wunsch weiterzumachen und es waren bereits nennenswerte Erfolge zu vermelden. Bei einem erneuten Besuch bei ihm Ende Februar 2012 war die Küche frisch renoviert, fertig eingerichtet und wirkte sehr gemütlich. Sargam hatte nurmehr einige kleine Gestaltungsfragen, zu denen wir ihm konkrete Beratung geben konnten, wie zum Beispiel die Positionierung einer Leuchte in der Küche.
Fabian Berger, Charlotte Dieckmann, Fridolin Gottstein, Fynn-Morten Heyer & Frau Hische
11/2011 - 03/2012
Fabian Berger, Charlotte Dieckmann, Fridolin Gottstein, Fynn-Morten Heyer & Frau Hische
Gegenüber dem Haus von Frau Hische befindet sich ein Grünstreifen, der überwiegend als Hundewiese und zeitweise als Drogenumschlag- und konsumierplatz dient. Sie wollte ihn mit Hilfe der Gestaltungsberatung zu einem Park für die Nachbarschaft machen. An einem Samstagnachmittag folgten trotz eisiger Temperaturen immerhin zehn Anwohner*innen unserer Einladung zu einem ersten Treffen und teilten ihre Erfahrungen, Wünsche und Ideen mit uns und untereinander. Leider gelang es in dieser ersten Phase nicht, die Beteiligten zu einer aktiven Gruppe zusammenzuführen. Einen Blog, den wir als Möglichkeit, die Anwohner*innen zu vernetzen und Ideen auszutauschen, einrichteten, blieb ungenutzt. Die Bildung einer Interessengemeinschaft als Träger, Ansprechpartner*innen und Auftraggeber*innen für die Gestaltung und Nutzung eines Nachbarschaftsfreiraums war für uns eine wesentliche Voraussetzung für ein längerfristiges Projekt.
Unsere erste Auftraggeberin Johanna und ihre Mitbewohner*innen lebten in einer kalten und schlecht beheizbaren Wohnung, bei der es sich eigentlich um illegal und überteuert vermietete Gewerberäume handelte. Eine Abstimmung mit der GWA-Mietrechtsberatung vor Ort ergab zwar, dass ein rascher Auszug die beste Lösung wäre. Dennoch musste kurzfristig das Kälteproblem gelöst werden. In Analogie zum Prinzip des Iglus setzte die Gestaltungsberatung auf menschliche Körperwärme und Gemeinschaftsbildung als Heizung. Dazu musste zunächst im Flur Platz geschaffen werden. Dann konnte dieser mit einem Selbstbau-Möbel in einer kollektiven Aktion als Ort der sozialen Wärme zurückerobert werden.
Da der benachbarte Lidl-Supermarkt containerweise Pappverpackungen wegwarf, gab es genug Material, um mit der einfachen Technik des Aneinanderschichtens von Pappresten Möbel herzustellen. Mit einer bewusst auf eine einzige schnittführende Kante beschränkten Schablone und der Fixierung durch Spanngurte entstand ein leicht zu bauendes Sitzmöbel, das je nach Materialeinsatz und Arbeitsaufwand von einem kleinen Hocker zu einer langen Bank wachsen kann.